Zum vergangenen Schuljahr haben fünf Schüler das Abitur am Abendgymnasium Rheinfelden erreicht. 20 Neuanmeldungen verzeichnete die Schule zum Schuljahresbeginn. Derzeit besuchen 40 Schüler das von der Volkshochschule getragene Abendgymnasium, vier von ihnen werden in diesem Jahr die Abiturprüfungen ablegen. Sie können vor Ort unterrichtet werden – und brauchen das nach der Einschätzung von Leiterin Veronika Plank auch.
Die Weihnachtsferien haben am Abendgymnasium nicht früher begonnen. Stattdessen haben sich Dozenten und Schüler in den Fernunterricht eingewöhnt. „Wir sind dann nach den Ferien gleich gut gestartet und haben keine Zeit verloren“, berichtet Plank im Gespräch mit dieser Zeitung. Für das Abendgymnasium gelten derzeit die gleichen Richtlinien wie für andere weiterführende Schulen: Präsenzunterricht für die Abschlussklassen ist möglich. Dabei hatte Plank im alten Jahr noch gehofft, möglichst beim Präsenzunterricht zu bleiben. „Wir können den Abstand von 1,5 Meter in den Räumen einhalten.“ Wenn Lehrer und Schüler zudem permanent eine Mund-Nasen-Maske tragen und regelmäßig das Zimmer gelüftet wird, könne eine Schule auch bei einer hohen Inzidenz Präsenzunterricht abhalten. „Unsere Schüler haben im Vergleich zu Gymnasiasten, die acht Jahre an einer Schule waren, ohnehin schon einen Nachteil. Sie müssen sehr viel nachholen, da ist Präsenzunterricht das effektivste“, ist Plank überzeugt.
Erfahrung mit Fernunterricht machte das Abendgymnasium schon im Frühjahr während des Lockdowns. „Wir hatten praktisch keinen Stundenausfall und ab dem ersten Tag Fernunterricht gemacht“, sagt Plank. Das sei aufgrund des großen Einsatzes der Lehrer möglich gewesen, die trotz teilweise nur kleiner Deputate viel Zeit investierten und sich das technische Know-how aneigneten, damit ein Fernunterricht überhaupt möglich war.
Der Unterricht fand dann in Videokonferenzen statt oder es wurden Arbeitsaufträge vergeben, die innerhalb der normalen Unterrichtszeiten bearbeitet werden mussten. „Es war eine Herausforderung, allen Beteiligten gerecht zu werden“, erklärt Plank. „Manche Schüler haben Minijobs, andere arbeiten fast Vollzeit. Deshalb machten wir strikte Zeitvorgaben innerhalb der regulären Unterrichtszeit. Um 18 Uhr ging der Arbeitsauftrag raus und die Deadline zur Lösungsabgabe war schon um 19.30 Uhr.“ Mit den Lockerungen kehrte die Schule nach den Pfingstferien wieder in den Präsenzunterricht zurück.
Aktuell zählt das Abendgymnasium 40 angemeldete Schüler, die drei Jahre lang in drei Klassenstufen an fünf Tagen in der Woche von 18 Uhr bis 21 oder 22 Uhr Unterricht haben. Vergangenes Schuljahr wurden fünf Abiturienten verabschiedet. „Bis vor drei Jahren hatten wir noch zehn bis 15 Neuanmeldungen pro Schuljahr, inzwischen sind es um die 20“, sagt Plank.
Im Laufe der drei Jahre nimmt die Schülerzahl ab und etwa 30 Prozent erreichen schließlich das Abitur. „Es sind ja Erwachsene, die schon mitten im Leben stehen. Manche merken, dass es doch nichts für sie ist und sie das Abitur für ihren beruflichen Werdegang nicht brauchen, andere schaffen es einfach leistungsmäßig nicht.“ 16 Lehrer übernehmen den Unterricht in sechs Fächern. Aktuell bräuchte das Abendgymnasium noch einen Physiklehrer. Schulleiterin Plank unterrichtet nicht. Seit dem neuen Schuljahr ist Jürgen Kaltenbacher, der auch Mathematik unterrichtet, neuer stellvertretender Schulleiter. Bis zu seiner Pensionierung war Kaltenbacher Schulleiter des Kreisgymnasiums in Neuenburg.
Grenzen des Wachstums
Träger des 2013 gegründeten und 2017 staatlich anerkannten Abendgymnasiums ist die Volkshochschule Rheinfelden. „Im Vergleich zu den Anfangsjahren sind die Schüler jünger geworden, die meisten sind Anfang bis Mitte 20 Jahre alt“, meint Plank. „Die Schüler kommen vermehrt frisch aus der Berufsausbildung und hängen direkt das Abitur dran, auch wenn sie von den Unternehmen übernommen wurden.“ Anfang des Schuljahres hatte Plank sich gefragt, ob das Abendgymnasium wachsen sollte, angesichts der Pandemie ist sie mit dem derzeitigen Stand zufrieden. „Wenn wir bei 20 Anmeldungen liegen und immer fünf bis zehn Schüler das Abitur machen, kann sich das so konsolidieren.“ Corona diktiert – bei Rückkehr zum Präsenzunterricht – die Grenzen des Wachstums, weiß die Schulleiterin: „Irgendwann könnten wir keine Schüler mehr aufnehmen, weil wir sonst den Abstand nicht einhalten könnten“. So schnell wird das aber wohl nicht passieren. Bis Ende Januar gilt mindestens Fernunterricht.
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