Schopfheim – So vielfältig wie das Motto „Schopfheim bleibt bunt“ sind die Aktionen des breiten Bündnisses gegen Rechts am Samstag in der Schopfheimer Fußgängerzone gewesen. Schon bei der Einweisung der Mitstreiterinnen stellte Sonja Steiger von der Diakonie und Sprecherin von „Schopfheim bleibt bunt“ klar, worum es gehe: „Motiviert die Leute, demokratisch zu wählen!“ Die Kundgebung richtete sich vor allem gegen die AfD, die die Veranstalter für „gefährlich“ halten. „Zeigt euch, wir sind mehr“, sagte Steiger.

Die Aktion war überwiegend weiblich geprägt und die Teilnehmerinnen hatten keine Mühe, gleich mit einigen Passanten in der oberen Scheffelstraße ins Gespräch zu kommen. Sie verteilten Flyer und warnten vor den Populisten, die „die größte Gefahr für unsere Demokratie“ seien. Wer das Kreuzchen bei der nächsten Bundestagswahl an der falschen Stelle setze, riskiere eine Abschaffung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. „Die AfD wird maßgeblich von Rechtsextremen gelenkt“, sagte das Aktionsbündnis „Schopfheim bleibt bunt“, das unter anderem von der Diakonie und der evangelischen Kirche gegründet wurde. Vereine und Verbände, aber auch Parteien wie die SPD, die Grünen und die FDP stehen dahinter.

Besonders bunt war die Aktionsfläche von Melanie Brase von der „Initiative 5 vor 12“, die Stofftaschen mit Parolen besprühte. Ole Köhler hockte sich dazu und wollte gerne auch eine Tasche besprühen. Er wählte die Pappschablone „Peace“, die passende Farbdose war schnell gefunden und schon ging es los. Währenddessen erläuterte die Aktionskünstlerin, dass sie auch erfolgreich beim Schöpflin-Areal in Lörrach dabei war und Schirme verziert hat. „Nie wieder“, „Respekt“ und „Zusammenarbeit“ kann sie unter anderem mit ihren Schablonen bunt aufsprühen.

Nach dem Start musste Sonja Steiger erst einmal etwas Dampf ablassen. Es sei ein Unding, dass sie dem Ordnungsamt Gebühren für diese Veranstaltung bezahlen muss: 30 Euro für den Stand und 30 Euro für das Verteilen von Flyern. „Wir sind gemeinnützig und vertreten ein öffentliches Interesse“, betonte sie, womit die Bedingungen für eine kostenfreie Bewilligung gegeben seien. Die Diakonie erhalte zwar Spendengelder, aber die seien zumeist zweckgebunden, zum Beispiel für die Tafel. Schon für das Drucken von Flyern und Buttons müssten extra Spendenmittel eingeworben werden.

Den Bürgermeister nimmt Steiger ausdrücklich aus der Schussbahn: „Er unterstützt uns sehr.“ Aber über das Ordnungsamt sei noch nicht das letzte Wort gesprochen. „Die Kommunen müssen sich überlegen: Wie geht man mit Demokratie-Bündnissen um?“, fordert Steiger. „Schopfheim bleibt bunt“ stehe schließlich für gutes Zusammenleben. Auch die Gemeinderäte könnten mehr Präsenz und Aktivität zeigen.

Dann kam Sabine Weiß von den „Omas gegen Rechts“ mit einem großen Buchstaben am Haselnussstecken. Mit zehn weiteren Frauen mit Schildern bildete sie mit diesem Schild unter anderem das Wort „Demokratie“. Sie knüpfte nahtlos an die Schelte an, als sei die Kritik abgesprochen: Sie werde vom Ordnungsamt abkassiert. Auf den Marktplatz, wo an diesem Tag auch die Parteien ihre Infostände aufgebaut hatten, dürfe sie mit ihrer Aktion nicht. Obendrein wolle die Behörde 20 Euro pro Woche für ein „Schwätzbänkle“, das der Bürgermeister von Grenzach-Wyhlen gratis bereitstelle. Zwei Polizisten erschienen und wiesen freundlich darauf hin, dass die Omas eine Ordnerin abzustellen haben. Zum Glück hat jemand eine Warnweste dabei.

Dann stand der Kundgebung nichts mehr im Weg. Drei Musiker trommelten wie zur Mahnung auf ihrer afrikanischen Djembe. Nach einer kurzen Polonaise fanden die engagierten Frauen ihren Platz und bildeten mit ihren Schildern das Wort „Demokratie“. Es ging nur noch um die Sache: die Botschaft für die Bundestagswahl. Dann zogen sie hinüber zum Marktplatz. Nicht direkt darauf, aber auf einer Fläche in der Nähe und in Sichtweite der Partei-Infostände veranstalteten sie einen Flashmob, ein scheinbar zufälliges Zusammenkommen. Viele Marktbesucher schauten zu. Die Botschaft war klar: Die Gesellschaft braucht Vielfalt.