Schopfheim Es ist ein Zeichen regionaler Geschlossenheit: Die Bürgermeister von Hasel (Frank-Michael Littwin), Hausen (Philipp Lotter), Kleines Wiesental (Gerd Schönbett), Maulburg (Jessica Lang), Schönau (Peter Schelshorn), Schopfheim (Dirk Harscher), Steinen (Gunther Braun), Todtnau (Oliver Fiedel), Wehr (Michael Thater) und Zell (Peter Palme) setzen sich in einem offenen Brief für den Erhalt der Gewerbe-Akademie Schopfheim ein. Adressiert ist er an die Handwerkskammer Freiburg, der Träger der Einrichtung.
Hintergrund sind die Sorgen um die Zukunft der Gewerbe-Akademie. Im März hatte die Handwerkskammer auf Nachfrage mitgeteilt, dass unklar sei, wie es angesichts sinkender Azubi-Zahlen mit den Bildungshäusern (Schopfheim, Freiburg, Offenburg) weitergehen soll. Eine Schließung des Standorts Schopfheim sei zwar bis jetzt nicht beschlossen, hieß es damals – aber dies sei auch nicht ausgeschlossen. Nach Informationen von Bürgermeister Dirk Harscher wird allerdings bereits ein konkretes Datum für eine mögliche Schließung gehandelt: Sommer 2026. Im Schopfheimer Gemeinderat war er deshalb kürzlich aufgefordert, aktiv zu werden und sich Verbündete in der Region zu suchen. Der offene Brief nun geht genau in diese Richtung – zumal zu den weiteren Adressaten die hiesigen Landtagsabgeordneten, die Kreishandwerkerschaft Lörrach, Landrätin Marion Dammann (Lörrach) und Landrat Martin Kistler (Waldshut) gehören.
„Die Ausbildung junger Menschen im Handwerk ist ein zentrales Anliegen unserer Kommunen. Die drohende Schließung des Standorts Schopfheim im Sommer 2026 gefährdet aus unserer Sicht die qualitativ hochwertige und wohnortnahe Ausbildung im ländlichen Raum nachhaltig“, heißt es in dem Brief. Die Gewerbe-Akademie sei mit ihrer überbetrieblichen Ausbildung nicht nur ein Garant für die Qualität der dualen Ausbildung, sondern auch ein Ort der Berufsorientierung und Begegnung zwischen jungen Menschen und regionalen Handwerksbetrieben. „Hierfür“, so wird in dem Schreiben argumentiert, „ist ein wohnortnaher Standort sowie ein niederschwelliger Zugang entscheidend – für die Jugendlichen, deren Familien und die ausbildenden Betriebe“.
Eine Zentralisierung der Ausbildung „nach Freiburg oder Offenburg bedeutet für viele Auszubildende aus den Landkreisen Lörrach und Waldshut erhebliche Erschwernisse oder sogar das vollständige Aus für eine handwerkliche Ausbildung“. Es sei klar, dass „rückläufige Auslastungszahlen, die strukturellen Rahmenbedingungen sowie der Sanierungsbedarf des Gebäudes Herausforderungen darstellen“. Dennoch dürfte dies nicht zu einer pauschalen Aufgabe der dezentralen Ausbildungsstruktur führen. „Im Gegenteil: Es braucht gerade jetzt mutige Entscheidungen für Kooperationen, neue Nutzungsideen und flexible Lösungen.“
Die Region biete gute Voraussetzungen für tragfähige Alternativen. Die Infrastruktur – eine moderne Gewerbeschule, ein IHK-Bildungsstandort, gute ÖPNV-Anbindung und Synergiepotenzial mit regionalen Betrieben – würden neue Wege eröffnen. Im Brief wird etwa ein „Haus des Gewerbes“ in Spiel gebracht oder eine Kooperation von Handwerkskammer und IHK. Auch eine Trennung von Internatsunterbringung und Ausbildung sei denkbar. „Für einen Neustart mit flexiblen Lösungen stehen wir als Bürgermeister bereit“, schreiben sie abschließend.