Im laufenden Rottweiler Landgerichtsprozess um die vielfache schwere Vergewaltigung einer 21-Jährigen stand jetzt bei einem Fortsetzungstermin das Leben des Angeklagten aus dem Kreis Rottweil im Mittelpunkt.
Allerdings wurde jetzt beim Fortsetzungstermin, als es um sein Sexualleben ging, die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Beleuchtet wurde sein Leben in allen Facetten.
Staats- und Opferanwalt wollen Öffentlichkeit nicht ausschließen
Als es allerdings um das Sexualleben des Mannes, Vater von zehnjährigen Zwillingen, ging, beantragte der Verteidiger des Mannes, die Öffentlichkeit auszuschließen. Das Gericht schloss sich dem an, obwohl Staats- und Opferanwalt dagegen waren.
Viele Schwierigkeiten in Kindheit und Jugend
Leise, aber flüssig erzählte der 38-Jährige, wie er schon in der Grundschule „gejagt und geschlagen“ wurde, durch Hyperaktivität auffiel und vom Vater oft geprügelt wurde. Die Eltern trennten sich, nach Worten des Sohnes war ein Grund, dass auch die Mutter geschlagen worden war.
Ein paar Jahre später zog er zum Vater, der im Kreis Rottweil lebte. Von ihm habe er sich erhofft, dass er ihn beschützen könnte. Zunächst sei hier alles gut gelaufen, er habe einen echten Freund gefunden, mit dem er dann allerdings auch Mist baute: Diebstähle, Alkohol, Zigaretten und Schwarzfahren.
Nach schwerem Unfall viel Alkohol und Drogen konsumiert
Letzteres wurde ihm zum Verhängnis. Auf einer Fahrt – ohne Führerschein und mit 17 – kam der Wagen der Mutter eines Kumpels von der Straße ab. Die drei Mitfahrer kamen mit Kratzern davon, dem heute 38-Jährigen brachen mehrere Halswirbel.
Es folgten monatelange Krankenhausaufenthalte. In dieser Zeit habe er alles geschluckt, was man ihm gegeben habe, Medikamente, Drogen, er sei „mit der Wodkaflasche eingeschlafen und mit der Wodkaflasche aufgewacht“.
Es ging aufwärts: Heirat, Hauskauf, Vater geworden
Erst, als er mit einer Zigarette im Bett einschlief und dabei fast verbrannt wäre, habe er mit Alkohol und Drogen aufgehört. Dann habe seine heutige Frau kennengelernt, man sei zusammengezogen, habe schließlich geheiratet, ein Haus im Kreis Rottweil gekauft und renoviert und Zwillinge bekommen.
Wie es dann aber dazu kam, dass der Angeklagte die junge Frau, die er bei einer Familienfeier kennenlernte, so unter Druck setzen konnte, dass er sie zwischen Januar 2023 bis Oktober 2024 vielfach vergewaltigen und schwer misshandeln konnte, blieb der Öffentlichkeit verborgen.
So sehr, dass sie zeitweise sogar im Haus der Familie einzog, wo die Ehefrau mitbekam, wie ihr Mann die junge Frau schlug und sogar auspeitschte. Dass er dabei eine Pistole – für die er den kleinen Waffenschein hatte – benutzte und ihr drohte, ihrer Familie etwas anzutun, wurde schon am ersten Prozesstag deutlich.
Jetzt sitzt er in Untersuchungshaft, die Kinder leben inzwischen in der Obhut einer anderen Familie. Seine Frau liebe ihn, dennoch überlegten sie, sich scheiden zu lassen, damit die Kinder zu ihr zurück könnten.
Weiterer Ausschluss der Öffentlichkeit absehbar
Für den Prozess sind weitere Verhandlungstage angesetzt, das Urteil dürfte am 26. August fallen. Fest steht, dass bei den Plädoyers die Öffentlichkeit ebenfalls ausgeschlossen ist. Denn das Gericht sieht hier die schutzwürdigen Interessen des Angeklagten: Seine Psyche, seine Gesundheit und sein Sexualleben vor der Tat, das gehe die Öffentlichkeit nichts an, heißt es.