Schwörstadt Eigentlich ist der Spielplatz in Niederdossenbach nur wenige Meter entfernt. Doch für den zweijährigen Sohn und die vierjährige Tochter von Melanie Matschulat ist er unerreichbar, seitdem die zwei maroden Brücken über den Bachtelengraben aus Sicherheitsgründen abgebaut wurden. Zwischenzeitlich hatte das Technische Hilfswerk (THW) dort Ersatzbrücken aufgestellt, inzwischen sind diese aber ebenfalls wieder abmontiert.
Zwar haben andere einen Trampelpfad angelegt, sodass sie den kleinen Bachlauf überqueren können. Aber der Pfad führt über ein Privatgrundstück – und gut zu Fuß sollte man dafür auch sein, da das Ufer recht steil ist. Für kleine Kinder und Senioren ist das definitiv nichts. Ein Zaunpfahl wurde für die inoffizielle Umgehung schon herausgerissen, berichtet Melanie Matschulat, Mutter von vier Kindern, vor Ort. Der Besitzer des Grundstücks sei mit der Situation ebenfalls nicht glücklich.
Aber nicht nur die obere Brücke bei Niederdossenbach wurde abgerissen, auch die Querung auf halbem Weg nach Schwörstadt ist weg. Damit ist auch Matschulats zweitältester Sohn betroffen, der in Schopfheim eine Ausbildung absolviert und nach Freiburg zur Schule muss. Bislang hat er den Fuß- und Radweg den Bachtelengraben entlang nach Schwörstadt genommen, um zum Zug zu kommen. Damit haben er und andere Niederdossenbacher keinen kurzen Fuß- und Radweg mehr nach Schwörstadt zum Bahnhof und den Geschäften, vor allem im kleinen Einkaufszentrum am westlichen Ortseingang, aber auch nicht zum Bäcker und Metzger. Sogar von Senioren, die sich mit Rollatoren auf die Dossenbacher Straße begeben haben, weiß Matschulat. Es habe ja nicht jeder ein Auto oder jede Familie einen Zweitwagen. Und Busse führen auch selten zwischen Schopfheim und Schwörstadt, sagt Matschulat. Zwar gibt es eine Ausweichroute für Radler und Fußgänger, aber die führt in einem weiten Bogen über die Bergstraße. Statt beispielsweise knapp zwei Kilometer zum Bahnhalt sind es auf diesem Weg fast dreieinhalb Kilometer. Zu den Einkaufsmöglichkeiten ist es noch weiter. Dazu kommt, dass die Straße recht steil ist.
Eigentlich hatte das THW zwei Behelfsbrücken zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde hatte diese gemietet, sagt Bürgermeister Fabio Jenisch im Gespräch mit dieser Zeitung. Allerdings wollte das THW die Brücken so schnell wie möglich zurück haben, um sie in Katastrophenfällen einsetzen zu können. Also debattierte der Gemeinderat über den Kauf von provisorischen Brücken, allerdings hätte dies 10.000¦Euro gekostet. Zu viel, wie Gemeinderäte und auch Jenisch fanden, wenn man bedenkt, dass zwei neue Brücken insgesamt 25.000¦Euro kosten.
Anfang des Monats habe die Gemeinde den Bauantrag für zwei neue Brücken ans Landratsamt geschickt. Weil die Brücken über einen Bach führen, ist neben dem Baurechtsamt auch die Naturschutzbehörde involviert. Jenisch geht davon aus, dass das Verfahren etwa drei Monate dauert. Weil die Betonfundamente weitergenutzt werden und das Bachbett nicht betroffen ist, hofft er, dass es keine Verzögerungen und Beschränkungen gibt, wann die Brücken gebaut werden dürfen.
Nichtsdestotrotz versteht Jenisch den Ärger der Bürger. Leider gebe es keine andere Umgehung. Er rät davon ab, die Dossenbacher Straße als Fußgängerweg zu nutzen, sondern empfiehlt, die Bergstraße zu nehmen. Es hätte mit den Brücken auch anders laufen können, sagt Jenisch. Denn das Problem sei seit etwa drei Jahren bekannt. Da hätte früher reagiert werden können.