Schwörstadt – Wie der Organist Johannes Fankhauser den Stummfilm „Seven Chances“ von und mit Buster Keaton live untermalte, war ein besonderes Erlebnis in der Pelagiuskirche in Dossenbach. Der Abend begann mit einem Überraschungseffekt. Julia Fankhauser, die Schwester des Musikers, zog mit Dudelsackklängen an der Seite von Liane Klingler, Vorsitzende des Kirchengemeinderats, in die Kirche ein. Dass sie auf der „Sackpfeife“ das Badnerlied spielte, war ein besonderer Einfall.

Über eine Leinwand im Altarraum flimmerte die nostalgische Komödie von 1925, in der sich Buster Keaton als „der Mann mit den 1000 Bräuten“ in Turbulenzen verstrickt. Geschniegelt mit Pomade, Strohhut und feinem Anzug gibt er den erfolglosen Jimmie, der sieben Millionen Dollar erbt, wenn er an seinem 27. Geburtstag heiratet. Es bleiben ihm nur wenige Stunden in einem Wettlauf mit der Zeit. Seine Angebetete Mary weist ihn ab, weil sie keine Ehe nur des Geldes wegen will. So startet der schüchterne Kavalier eine Vielzahl vergeblicher Versuche, eine junge Dame vor den Traualtar zu locken.

Immer wieder löst es Gelächter bei den Zuschauern aus, wenn Keaton unbeholfen seine Holterdiepolter-Heiratsanträge vorbringt und eine Lady nach der anderen ihm empört oder belustigt einen Korb gibt. Erst als eine Anzeige in der Zeitung erscheint, kann sich der Millionenerbe vor heiratswilligen Kandidatinnen nicht mehr retten. Von überall her strömen sie in die Kirche, hoch zu Ross, auf dem Fahrrad, mit dem Automobil, mit der Straßenbahn. Es kommt zu einem Massenauflauf an Möchtegern-Bräuten, die sich um den Junggesellen reißen. Das Ganze mündet in eine rasante Verfolgungsjagd, in der Keaton am Kran hängt, über Klippen springt, in einen Fluss hechtet, auf einen Baum klettert, von einer Gerölllawine schier überrollt wird, verfolgt von der Schar der Frauen in Brautkleidern. Erst in letzter Minute schaffen es Jimmie und seine große Liebe Mary zum Happy End. Hinreißend war, wie Johannes Fankhauser diesen Hindernislauf zum Traualtar musikalisch begleitete. Der Organist aus Therwil hat ein Händchen für Klänge zu Stummfilmen. Was er aus der historischen einmanualigen Merklin-Orgel von 1862, die über zehn Register verfügt, herausholte, illustrierte die Szenen und kuriosen Situationen wunderbar tonmalerisch und bildhaft. Das Publikum fühlte sich zurückversetzt in die frühe Zeit der „Kino-Orgeln“ vor 100 Jahren. So war dieser amüsante Abend ein Genuss für Orgelfans und Liebhaber alter Schwarz-Weiß-Filme gleichermaßen.