Schwörstadt – Sicherlich geht Harald Ebner am 18. Juli nicht zum letzten Mal ins Rathaus, aber es wird sein letzter Gang dorthin als Gemeinderat sein. Mit 28 Jahren ist er derzeit dienstältestes Ratsmitglied und damit auch derjenige, der am längsten im heutigen, neuen Rathaus tätig war. 2016, als der damalige Bürgermeister Artur Brugger zurücktrat, übernahm Ebner dessen Amtsgeschäfte, bis 2017 mit Christine Trautwein-Domschat die heutige Rathauschefin ins Amt kam.
Harald Ebner kam 1996 als sogenannter Nachrücker in den Gemeinderat, löste damals Erich Keser ab. Kurz nach seinem Eintritt erfolgte der Umzug ins heutige Rathaus. Diese Erinnerung ist für ihn gleich Anlass zu einer Zusammenfassung. Mehr als ein Vierteljahrhundert habe er miterlebt und mitgestaltet. Verändert habe sich nicht nur der Ort, auch die Ratsarbeit laufe heute ganz anders. Die Komplexität vieler Vorgänge habe extrem zugenommen. Bei Bausachen ging es vor Jahren deutlich einfacher zu, heute kämen viel mehr Gutachten und Bewertungen zusammen, bevor entschieden werden könne.
Doch benötigt es auch bei kleinen Projekten so vieler Begutachtungen? Unzufrieden ist Ebner zum Beispiel über die sehr langwierigen Prozesse zur Instandsetzung der Bergstraße. Noch vor 20 Jahren hätte die Reparatur viel schneller erfolgen können. Das seien eben auch Abläufe, die bei der Bevölkerung auf Unverständnis stoßen. „Die Umstellung auf das neue Haushaltsrecht hat mir auch viele Mühen abverlangt, bis ich den Gemeindehaushalt wieder verstehen konnte“, sagt Harald Ebner.
Bedenklich empfindet er die heutige Finanzsituation. Immer neue Pflichtaufgaben sind zu erfüllen, ohne dass Land und Bund das dafür erforderliche Geld bereitstellen. Da bleibe so gut wie kein Gestaltungsspielraum mehr. Und dennoch zieht er eine für ihn erfreuliche Abschlussbilanz. „Ich bin froh, dass ich an so vielen Beschlüssen zur Entwicklung der Gemeinde mitarbeiten konnte“, meint er. „Wir alle haben stets in guter Absicht entschieden, auch wenn mal Korrekturen erforderlich wurden.“ Die Ratsarbeit habe ihm Freude bereitet, obwohl sie gelegentlich mühevoll war. Gerade in den vergangenen Jahren habe er festgestellt, dass die in den Gemeinderat gewählten jungen Mitglieder sehr schnell so gut qualifiziert waren, sodass sie sachkundig mitentscheiden konnten.
Das Miteinander sei gerade in den letzten Jahren gewachsen, das Gremium habe gut verstanden, bei der erforderlichen inhaltlichen Auseinandersetzung auch persönlich gut zusammenzuarbeiten. Der Dialog zwischen den Fraktionen habe sich gut gestaltet, heute werde über alle Probleme sachlich gesprochen und die persönlichen Kontakte lägen auf einem sehr guten Niveau. Dieses Miteinander stehe auch dafür, dass alle die besten Lösungen für die Gemeinde suchen und sehr ernsthaft über unterschiedliche Positionen dazu sprechen. Zu den großen Aufgaben, die noch über mehrere Jahre anstehen werden, gehören nach Ebners Ansicht die grundlegende Sanierung der Wasser- und Abwasserleitungen, das Dach der Festhalle und der Erhalt beziehungsweise die Sanierung des Freibades.
Unbedingt wünschenswert wäre stets etwas mehr Interesse der Einwohner für die Kommunalpolitik, sagt Harald Ebner. So wunderte er sich oftmals, dass zum Beispiel zu den Gemeinderatssitzungen, in denen über Kindertagesstätten oder Schule entschieden wurde, kaum Eltern als Zuhörer gekommen waren. Auch wenn es oftmals viel Arbeit war, er war gerne im Gemeinderat.
Und nun, Langeweile? Keineswegs. Harald Ebner hat zwei Enkel, die jede Woche regelmäßig bei ihm und seiner Frau Unterschlupf suchen, seine schönste Aufgabe, sagt er. Außerdem bleibt er Schatzmeister des CDU-Ortsvereins Rheinfelden-Schwörstadt und betreibt in Bad Säckingen noch eine Herzsportgruppe. Was ganz bestimmt auch bleiben wird, ist die Aufmerksamkeit für die Kommunalpolitik.