Wie kann man das Leben in seiner eigenen Gemeinde besser machen? Eine Antwort auf diese Frage kann sein: durch ehrenamtliches Engagement. Ein Beispiel dafür sind Anita Lambrecht und Peter Behringer aus Schwörstadt. Ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen, geben sie der Gemeinschaft etwas zurück – in Vereinen und außerhalb.

Anita Lambrecht arbeitet gerne mit Kindern und Senioren

Sich in der Rente etwas gönnen, zu dem man während des Berufslebens nie kam, ist Anita Lambrecht bestens gelungen. „Da mein Leben immer bunt war, wollte ich im Ruhestand meinen vielseitigen Leidenschaften nachgehen“, ist das Resümee der 1959 gebürtigen Schwarzwälderin und zweifachen Mutter, die es in den 1990er Jahren an den Hochrhein verschlug. 1995 hatte sie mit ihrem Ehemann Helmut den Eichbühlhof in Schwörstadt gepachtet, um dort einen Milchviehbetrieb mit Hofkäserei, Fleischvermarktung, Hofladen und vielen Hoffesten zu umtreiben.

Anita Lambrecht wandert leidenschaftlich und freut sich, anderen die Natur näher zu bringen. Foto: ZvG
Anita Lambrecht wandert leidenschaftlich und freut sich, anderen die Natur näher zu bringen. Foto: ZvG

„Schnell war ich in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Viele ehrenamtliche Helfer haben auf dem Hof geholfen – dafür empfinde ich immer noch große Dankbarkeit. Jetzt kann ich im Ehrenamt zurückgeben, was mir an Hilfe durch unser Helferteam und auch an Wertschätzung durch unsere treuen Kunden entgegengebracht wurde“, begründet die staatlich Geprüfte Hauswirtschafterin ihr ehrenamtliches Tun.

Durch den Schwarzwaldverein, dem sie seit 25 Jahren angehört und in dem sie seit zweieinhalb Jahren stellvertretende Vorsitzende ist, konnte sie umsetzen, was ihr besonders liegt: Den „Waldkids“ – einer Untergruppe zu vermitteln, die Natur zu sehen, sich darin zu bewegen und was die Natur bietet, zu verwerten; also kochen, basteln, gestalten.

„Weiterbildung hält fit“, schmunzelt Anita Lambrecht. So ließ sie sich zur Gästeführerin ausbilden, mit Schwerpunkt Natur- und Landschaftsführerin im Naturpark Südschwarzwald und erwarb das Zertifikat der Gesundheitswanderführerin beim Deutsche Wanderverband.

Anita Lambrecht wandert leidenschaftlich und freut sich, anderen die Natur näher zu bringen. Foto: ZvG
Anita Lambrecht wandert leidenschaftlich und freut sich, anderen die Natur näher zu bringen. Foto: ZvG

„Der Mitgliederschwund im Schwarzwaldverein machte mir Sorgen und somit begann ich zu eruieren, was uns denn fehlt und wo der Bedarf liegt, den wir decken könnten“, war ihr Ansatz zum Ehrenamt. Dabei legte sie ihren Schwerpunkt auf die Kinder- und Seniorenbetreuung. Senioren, die nicht mehr wandern können, sollen an Vereinsaktivitäten teilnehmen können. Deshalb trifft man sich einmal im Monat zum Seniorentreff.

Für die Waldkids im Schwarzwaldverein findet in allen Ferien immer dienstags ein Kinderferienprogramm so statt, wie zu Schulzeiten mit Kernzeitbetreuung. „Für die Kinder ist es mir sehr wichtig, dass sie Bewegung und viel Spaß haben, kreativ sind und die Natur kennenlernen. Wir basteln, kochen, wandern, gehen an den Bach zum Abkühlen, spielen, fahren mit dem Zug irgendwohin und lernen immer nebenher etwas dazu – Kinder wie auch Betreuungspersonen“, betont die 65-Jährige.

Jüngst bekochte die Kindergruppe die Senioren mit Kartoffelsuppe mit Wienerle und Zitronencreme. „Die Kinder hatten die Senioren sehnsüchtig erwartet und waren schon ganz gespannt, ob ihnen das Essen schmeckt. Sie waren sehr stolz auf ihre Leistung. Die Senioren haben es auch ausgiebig gewürdigt“, erinnert sich Anita Lambrecht.

Es sei ihr wichtig, dass die Kinder sich geborgen fühlen und die Ferien in guter Erinnerung haben. Sie sei vor allem überzeugt, dass sie sich in ihrer Freizeit nebenbei sehr viel ganz locker lernen, was ihnen in der Schule Mühe macht, weil sie dort eben müssen. „Das gibt mir ein Erfolgsgefühl.“

Die Katholische Pfarrkirche St. Clemens und St. Urban liegt an der Bundesstraße, welche durch Schwörstadt führt. Bild: Heidi Rombach
Die Katholische Pfarrkirche St. Clemens und St. Urban liegt an der Bundesstraße, welche durch Schwörstadt führt. Bild: Heidi Rombach | Bild: Heidemarie Rombach 2023

Peter Behringer ist schon sein ganzes Leben in Vereinen aktiv

Viele Jahre war der heute 75-jährige Peter Behringer Hausmeister von der Schule am Heidenstein. Als gelernter Maschinenbau-Mechaniker lernte er viele Generationen an Schülern und Lehrkräften kennen. „Bis heute habe ich gute Erfahrungen mit den mittlerweile Erwachsenen. Das sind Sachen, die zurückkommen.“

In Schwörstadt wuchs er mit einem jüngeren Bruder auf. „Ich bin gerne hier. Und habe keine Ambitionen aus der Gemeinde fortzugehen“, sagt der zweifache Vater. Außerdem ist Behringer auch Opa von fünf Enkeln und dankbar dafür, noch einen Urenkel zu haben. Es gab keine Vorbilder. „Ich war immer schon ehrenamtlich aktiv. Mit seiner mittlerweile verstorbenen Ehefrau Elsbeth wurde er, schon vor Jahren, vom südbadischen Fußballverband, auf Vorschlag des SV Schwörstadt, für sein ehrenamtliches Engagement, geehrt.

Peter Behringer am PC. Bild: Peter Behringer
Peter Behringer am PC. Bild: Peter Behringer | Bild: Peter Behringer

Sechseinhalb Jahre führte das Ehepaar „übergangsmäßig“ das Vereinsheim des SV Schwörstadt. Bis zur Übernahme in den 1990ern organisierte seine Ehefrau die Volksläufe in Schwörstadt. Peter Behringer indes auch Mitglied im Roten Kreuz, schoss im Schützenverein Luftgewehr und Kleinkaliber und war bis zur Auflösung im Gesangsverein. Mittlerweile ist er Ehrenmitglied im Schwarzwaldverein.

„Ich mag eben Schwörstadt und verbrachte mein Leben in den örtlichen Vereinen“, ist seine Erkenntnis. Mit 66 Jahren fand Peter Behringer eine weitere Aufgabe, als er mit Altbürgermeister Artur Bugger und Arndt Schönauer noch vor dem Bau des Einkaufzentrums, den Bürgerbus ins Leben brachte. Zehn freiwillige Helfer gibt es momentan beim Fahrdienst. „Alles Rentner und Frührentner“, sagt Peter Behringer.

Seit 1989 ist Behringer auch Regisseur in der Theatergruppe des SV Schwörstadt. Mit „der Wunderdoktor“ hatten die Laienschauspieler in der Festhalle so viel Erfolg, dass man bis 1997 jährlich, ab 1999 alle zwei Jahre, Ende November zum Theater einlud. An der 750-Jahr-Feier von Schwörstadt gab es eine Aufführung im Festzelt.

Idyllisch zeigt sich das Schwimmbad am Rhein. Bild: Heidi Rombach
Idyllisch zeigt sich das Schwimmbad am Rhein. Bild: Heidi Rombach | Bild: Heidemarie Rombach 2023_heidi.rombach@pb-rombach.de

„Wir sind derzeit schon an den Proben. Denn die acht Frauen und Männer arbeiten auf Samstag den 23. November hin, wo nachmittags die Generalprobe (für Jugendliche und Senioren oder Besucher, welche am Abend verhindert sind) stattfindet.

Abends wird dann die Aufführung des Stückes „Durenand uff m Bröselhof“ zum Besten gegeben“, verrät Peter Behringer im vornhinein. Wie groß ist denn der eigene Aufwand? „Ich kann die Zeit nicht messen. Etwa vier, fünf Wochen war ich am Umschreiben, dann kommen die Proben, Bühnenaufbau und vieles mehr.“

Peter Behringer sagt über sich: „Ich bin kein Konsument, sondern ein Macher.“ Seit seiner Jugend gehört er des Weiteren der Musikformation „Wanneschränzer“ vom Sportverein an, in der er Schlagzeug und die kleine Trommel spielt. Jeden Vatertag trifft sich die Clique zum Konzert. Seit zwölf Jahren gehört Behringer einem Stammtisch an, in dem man sich wöchentlich trifft.

Auf die Ehrenämter angesprochen, findet er klare Worte: „Ich erwarte nichts. Aber wenn ich ehemalige Schüler aus meiner Hausmeisterzeit sehe, freue ich mich, zu sehen, was aus ihnen geworden ist.“

Innehalten am Rhein bei Schwörstadt. Bild: Heidi Rombach
Innehalten am Rhein bei Schwörstadt. Bild: Heidi Rombach | Bild: Heidemarie Rombach 2023_heidi.rombach@pb-rombach.de

Schwörstadt in Zahlen, Daten, Fakten

  • Kreis: Lörrach
  • Fläche in Hektar: 2003
  • Bevölkerung: 2580
  • Einwohner pro km²: 129
  • Pendler: ein: 176, aus: 1431
  • Altersdurchschnitt: 43,1
  • Bildung: eine Grundschule
  • Miete pro m² in Euro: 7,24
  • Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 2889,23
  • Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 3416,65
  • Bautätigkeit: Zurzeit plant die Gemeinde das Baugebiet am Rhein. Die Bebauung ist auf Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, Doppelhäuser und Mehrfamilienhäuser beschränkt. Es wird 24 gemeindeeigene Baugrundstücke geben. Es sind keine weitere Baugebiete in den nächsten zwei bis drei Jahren geplant. Die Gebühren sind noch nicht festgelegt, es gibt aber eine Obergrenze von rund 450 Euro. Es gibt von der Gemeinde aufgestellte Vergaberegeln, bei denen Familien bevorzugt werden. Die Regeln sind auf der Gemeinde-Homepage in den Protokollen der Gemeinderatsitzungen zu finden.
Bild 7: So machen wir Schwörstadt besser: Sie haben stets offene Ohren für die Belange anderer
Bild: SK
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalbahn: ja
  • Schwimmbäder: ein Freibad
  • Gastro: ja
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: nein
  • Hausärzte: 0
  • Kitaplätze: Anzahl Plätze ganztags U3 (über Tagesmütter): 15. Plätze ganztags Ü3: 20. Plätze VÖ U3: zehn (in Krippe). Plätze VÖ Ü3: 128: Die Betreuungsquote bei U3 liegt bei 44,64 Prozent, bei Ü3 bei 108 Prozent.
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