Horatio Gollin

Vor etwas mehr als einem Jahr hatte der Spatenstich zum Umbau des Umspannwerks Schwörstadt der TransnetBW GmbH stattgefunden. Neben der alten Freiluftschaltanlage wurden Gräben gezogen, Leitungen und Steuerungskabel verlegt, Fundamente gegossen, neue Relaishäuschen und Stahlgerüste gestellt.

Armdicke Leitungen verbinden die riesigen Leistungsschalter und Trennschalter mit Sammelschienen und dem Transformator als Kernstück der Anlage. „Wir haben den Rohbau fertig und fangen jetzt mit der Verkabelung an“, sagt Henning Meier, stellvertretender Projektleiter bei der Firma Service Consulting Engineering. Der erste Bauabschnitt befindet sich in Fertigstellung. Derzeit sind zehn Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt, mit der das alte Umspannwerk bis 2023 ersetzt werden soll.

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„Grundsätzlich ist das Umspannwerk von 1972 am Ende seiner Lebenszeit“, so Meier. „Die Anlagen werden für 30 bis 40 Jahre gebaut, manchmal auch länger betrieben.“ Zudem wird aufgrund der Anforderungen der Energiewende das bundesweite Transportnetz (auch Höchstspannungsnetz) von 220 Kilovolt (kV) auf 380 kV umgestellt, um die Energieversorgung der kommenden Generationen zu sichern.

Meier erwartet die Umstellung auf das 380-kV-Transportnetz in den nächsten zehn Jahren. Eine höhere Spannung führt beim Transport von Strom über lange Strecke zu niedrigeren Stromverlusten. Das Umspannwerk Schwörstadt wird für die höhere Anforderung ertüchtigt und anstelle der zwei alten 220-kV-Transformatoren werden künftig zwei 380-kV-Transformatoren die Spannung umwandeln.

Isolatoren am Transformator.
Isolatoren am Transformator. | Bild: Horatio Gollin

Für die Steuerungstechnik wurde ein neues Gebäude errichtet. Am Zaun warnen alle paar Meter Schilder vor der lebensgefährlichen Spannung und bei laufendem Betrieb gilt in einem Umspannwerk zur Sicherheit ein Mindestabstand von fünf Metern zu den Schaltern und Leitungen. Die Anlagen müssen gewaltige Energien verarbeiten. Ein 110-kV-Kabel hat immerhin einen Durchmesser von zehn Zentimetern, wovon der Kupferkern etwa die Hälfte ausmacht, der Rest ist Isolierung und Ummantelung.

Das Umspannwerk hat die Aufgabe, die Spannung des Transportnetzes von 220 kV auf 110 kV für das überregionale Verteilernetz (Hochspannungsnetz) zu ändern. Für das regionale Verteilernetz (Mittelspannungsnetz) wird die Spannung in anderen Umspannwerken erneut reduziert auf 20 kV, bevor die einzelnen Haushalte über das Ortsnetz (Niedrigspannungsnetz) versorgt werden, wozu die Spannung erneut auf 400 Volt reduziert wird.

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Das Umspannwerk mit den zwei Schaltfeldern gruppiert sich um die Transformatoren herum. Die zwei Felder können einzeln oder auch in Teilen abgeschaltet werden, so dass nicht der komplette Betrieb eingestellt werden muss. „Die alten Felder sind noch in Betrieb“, erklärt Hubert Geiger, der als Mitarbeiter der Firma newVation GmbH für die Qualitätssicherung der Bautechnik zuständig ist. „Wir bauen zwei neue daneben und wenn wir fertig sind, werden die Leitungen zu den Masten einfach rüber gelegt.“

Das Grundstück der TransnetBW war groß genug für den Neubau und die neuen Schaltfelder entstehen direkt neben der alten Anlage. Ein überholter 220-kV-Transformator mit einem Gewicht von 250 Tonnen wurde als Provisorium mit dem Zug angeliefert, um den Betrieb des zu erst fertiggestellten Feldes zu gewährleisten, erklärt Raphael Maise vom Anlagenbetrieb der TransnetBW. Dann wird ein altes Feld abgestellt und der dortige 220-kV-Transformator als Provisorium für das zweite neue Feld fit gemacht. 2023 sollen dann die neuen 380-kV-Transformatoren aufgestellt werden, von denen einer 400 Tonnen wiegt.

Die neue Anlage mit den zwei Schaltfeldern nimmt eine Fläche von 100 auf 120 Metern ein und hat ein Investitionsvolumen von 25 Millionen Euro. Die Anlage soll letztlich über zwei Leitungen vom Transportnetz sowie vom nahen Wasserkraftwerk Rhyburg-Schwörstadt gespeist werden, wozu Leitungen unter dem Fischaufstiegsgewässer gezogen werden müssen.

Die Leerrohre dafür waren bei der Erstellung des Aufstiegsgewässers schon berücksichtigt worden. Als Ausgleichsmaßnahme für die Anlage wird zwischen Wald und Rhein ein Wildtierkorridor und innerhalb der Schaltfelder eine Magerwiese für Bienen und andere Insekten angelegt. Der Zeitplan hat sich verschoben, sodass der erste Bauabschnitt drei Monate im Verzug ist, aber durch Vorarbeiten beim zweiten Bauabschnitt wird die Zeit wieder eingeholt, meint Meier.

Fertig will man Mitte 2023 sein. Dann wird die Anlage von der TransnetBW zentral aus Wendlingen bei Stuttgart gesteuert, und Techniker betreten das Umspannwerk nur noch zur Wartung oder bei einer Störung.