Thomas Mutter

Alle die Vergangenheit überlebenden Häuser der Klosterzeit oder der Kurortepoche bewahren Bedeutsames, Überraschendes oder Amüsantes auf. Die Fachklinik St. Blasien, aus dem nahezu weltberühmten Lungensanatorium hervorgegangen, hat Restbestände ihres Archivs unterbreitet. Pläne und Zeichnungen dürfen den Förderverein Sanatoriumsgarten in seinen Vorhaben bestätigen.

Für Christoph von Ascheraden, den neuen Vorsitzenden des Fördervereins „Sanagarten“, und Barbara Baur, die Betreuerin der Homepage, und nicht weniger für den Schreiber dieser Zeilen, war es trotz ausgebliebener Sensationen eine anregende Begegnung mit kleinen Feinheiten aus dem Kellerarchiv. Das lange Jahrhundert des Hauses hat einiges verschlungen, nicht alles schien des Aufbewahrens wert, zudem dürfte die französische Besatzungsmacht nach dem Zweiten Weltkrieg vieles (Dokumente mit Hakenkreuz!) vernichtet oder mitgenommen haben.

Wohlwollende Begleiter durch die Räume waren im Auftrag der Geschäftsleitung Anna Schurr, die frisch im Haus arbeitende Assistentin der Geschäftsführung, und Klaus Scherzinger, seit einem Jahrzehnt der gute technische Geist des Hauses. Links neben dem Haupteingang im Mittelbau vermutet man ein Kapellenrund, es ist das Rondell mit dem ehemaligen Röntgenraum und darunter der langjährigen Hausapotheke.

Heute biegen sich hier Schrankbretter und Abstellflächen unter Fachzeitschriften, medizinischen Büchern und Veröffentlichungen – eine Fundgrube für jeden, der den Fragen der frühen Tuberkulosebehandlung und auch den Erkenntnissen und Erfolgen aus dem Haus nachgehen will.

Die Augen der drei Vergangenheitsbetrachter leuchten beim Anblick alter Bauunterlagen, etwa des Erläuterungsberichts zur Neugestaltung des um die Wende 19./20. Jahrhundert erstellten Mittelbaus. Die Augen werden größer beim Anblick von Gemälden der Gesamtanlage einschließlich dem einstigem Prachtstück Garten und dem historischen Ostbau im ursprünglichen sogenannten Schweizer Stil, ehe er nach dem Brand 1947 die heutige modernere Architektur erhielt. Ein nicht näher identifizierbarer A. Bagge (Patient?) hat das reizvoll-liebenswürdige Dokument gefertigt.

Der zweite Künstler der architektonisch korrekten Ansichten ist ein Maler A. Munding, den Barbara Baur als Fertiger von professionellen Vorlagen für Kunstpostkarten ausfindig gemacht hat. Es bleibt offen, ob das bestechende Sanatoriumsmotiv je in Serie gegangen ist. Ein wissendes Schmunzeln ist angesagt bei der Lektüre des vielfältigen Briefwechsels zwischen Hausleitung und Stadtverwaltung, wenn es um Sauberkeit rund um das Haus und Grundstücksinteressen für städtische Vorhaben geht – gleichbleibende Alltagsbegleiter durch ein gemeinsames Jahrhundert.

Ja und dann liegt auf dem Tisch doch noch eine kleine Kostbarkeit: Eine umfangreiche Mappe mit Skizzen, kleineren Arbeiten und Entwürfen für die berühmten Speisesaalgemälde im Sanatorium von Adolf Hildenbrand. Eines der wenigen hier bekannten Fotos des Künstlers in der Mappe ist „dem Sanatorium zugeeignet“. Spätestens jetzt lebt das alte „Sana“ für erhebende Minuten wieder auf.