St. Blasien Olaf Nießing übernimmt im neuen Schuljahr die Stelle von Michael Neymeyer am Kolleg St. Blasien als Leiter des Fachbereichs Musik. Damit wird er auch künstlerischer Leiter der Klosterkonzerte und er wird auch Leiter des Domchors. Er sieht das als große Herausforderung, freut sich aber zugleich auch darauf, neue Dinge zu erfahren und zu lernen.

Seit mittlerweile fast sechs Jahren wohnt der im Emsland aufgewachsene Nießing in Häusern. Der studierte Cellist unterrichtet nicht nur als Cellolehrer an der Musikschule in Titisee-Neustadt und hat sich dort als Leiter des Sinfonischen Orchesters Hochschwarzwald in der ganzen Region einen Namen gemacht. Auch für die Zusammenstellung des Orchesters, das den Festspielchor St. Blasien immer wieder begleitet, ist Nießing verantwortlich.

Direktor einer Musikabteilung war er schon einmal im Rahmen einer Professur an einer Hochschule in Chile. In St.¦Blasien wird er am Kolleg neben dem normalen Musikunterricht auch dessen Angebot an privaten Musikstunden unter seiner Obhut haben. Bei den Klosterkonzerten wird ihm die Aufgabe der Programmgestaltung und -organisation zukommen, bei der Leitung des Domchors das Einstudieren und Dirigieren des Repertoires der Sänger.

„Ich empfinde durchaus eine gewisse Demut vor der Leistung meines Vorgängers Michael Neymeyer, aber ich habe auch die Hoffnung, dass alles gut weiterlaufen wird“, sagt Nießing. Wenn er sich dessen sicher sein kann, möchte er in einem zweiten Schritt eigene Ideen einbringen, um sein wichtigstes Ziel zu erreichen: möglichst viele junge Leute für die klassische Musik zu begeistern und sie wieder in die Konzerte zu holen. Die Inhalte möchte er dabei nicht verändern, sondern über das Wie des Angebots die Jugendlichen ansprechen – zusammen mit seinen Fachschaftskollegen der Musikabteilung.

„Ich sehe mich in der glücklichen Lage, dass alle meine Kollegen an der Schule auch ein eigenständiges künstlerisches Profil haben. Das ist sehr bereichernd und hilfreich, den Schülern über den Unterricht hinaus einen anderen Zugang zur Musik zu eröffnen“, sagt Nießing. So plant er beispielsweise die Einrichtung eines die gesamte Klasse für einen gewissen Zeitraum einbindenden Musizierens im regulären Musikunterricht mit anschließender Möglichkeit der Weiterführung in Kleingruppen, dann wieder als Privatunterricht für die Schüler.

Die Klosterkonzertreihe möchte er mit seiner Idee in Verbindung bringen, indem er plant, außerhalb der Abonnementkonzerte zwei Sonderkonzerte pro Jahr zu initiieren. In diesen soll jungen Talenten aus der Region eine Plattform geboten werden, um sich der Öffentlichkeit vorzustellen. Außerdem möchte er gemeinsam mit seinen Kollegen im Unterricht das Programm ausgewählter Konzerte, die zum Lehrplan passen, besprechen, um so die Schüler zu deren Besuch zu animieren. Die Ideen in diesem Bereich gehen Nießing sicher noch lange nicht aus. In den nächsten Wochen möchte er das Programm der Klosterkonzerte für das kommende Jahr konkreter werden lassen und mit allen Beteiligten absprechen.

Mit den meisten Mitgliedern des Domchors hat sich Nießing bereits anhand verschiedener gemeinsamer Projekte aus der jüngeren Vergangenheit vertraut gemacht, nicht zuletzt in Form des Festspielchors. Dennoch betritt er in gewisser Weise Neuland, als Cellist einen Chor zu leiten – nicht bezogen auf das Dirigieren, sondern in Bezug auf die ganz normale Probenarbeit. Er möchte sich auf jeden Fall auch noch weiterbilden. Mit dazu bewogen, diese Aufgabe anzunehmen, habe ihn der Gedanke, was passieren würde, wenn in der Arbeit des Domchors eine Lücke entstehen würde. Danach wäre ein Wiederaufbau sicherlich sehr arbeitsintensiv. Gleichzeitig habe er die Arbeit eines Chorleiters immer bewundert, der durch so viele engagierte Menschen aus der Bevölkerung bereichert werde. Und letztlich habe er bei den gemeinsamen Konzerten und zuletzt beim Grillfest des Domchors eine so tolle Gemeinschaft erlebt, dass ihm diese Aufgabe heute beinahe wie die Erfüllung eines kleinen Traums erscheine.