St. Blasien Haben Sie sich schon einmal gefragt, was Liebe ist? Ein Zustand? Ein Gefühl? Reinhard Steiner und Martina Herzog haben sich auf die Suche nach einer Antwort gemacht. Für ihren Film „What Is Love“ sind die beiden zwei Wochen lang auf Achse gewesen, haben sich treiben lassen von Wien über St. Gallen, Winterthur und Waldshut-Tiengen. Auch in der Domstadt machten sie Station – und das länger, als sie es eigentlich gedacht hatten.
Im Juli 2022 waren Steiner und Herzog aufgebrochen, um einen Film über Liebe zu drehen. Ein Drehbuch gab es dabei nicht: „Wir sind im Ungewissen losgezogen“, erklärt Herzog, und Steiner ergänzt: „Das Konzept war aufbrechen und uns führen lassen.“ Was dabei entstehen würde, hätten sie zum Auftakt ihrer Sommerreise nicht abschätzen können. Kamerafrau und Co-Regisseurin Herzog: „Wir haben uns gedacht, wir werden auf unsere Frage hin ausgelacht oder es kommen vielleicht Antworten, mit denen man überhaupt nichts anfangen kann.“ Doch zum Erstaunen von Steiner und Herzog war das nicht der Fall: „Es gab nicht eine einzige blöde Antwort auf unsere Frage, was Liebe ist.“
Nach St. Blasien trieb die beiden somit der Zufall. „Bei unserer Ankunft kamen wir an einem Umleitungsschild vorbei, von dem wir kurz eine Aufnahme machten“, berichtet Herzog. Das sei ein Vorgeschmack darauf gewesen, dass die Domstadt sie länger beschäftigen werde als zunächst gedacht. Denn bei den anschließenden Drohnenaufnahmen, die Steiner von der mächtigen Kuppel machte, geschah das Missgeschick: „Ich war zu schnell in einer Kreisbewegung und die Drohne verfing sich in der Krone eines Baumes am Stadtrand.“ Schnell weiterziehen stand nun nicht mehr zur Debatte. Im Klosterhof fanden sie Hilfe – Wirt Biagio Mezzero organisierte für den nächsten Tag einen professionellen Baumkletterer, der das fliegende Auge vom Baum holen sollte. Für die Nacht kamen Steiner und Herzog einige Kilometer außerhalb bei einem Freund unter.
„Tags darauf sind wir dann zu Fuß zurück nach St. Blasien, um an unsere Drohne zu kommen“, erzählen die beiden weiter. Für die Dokumentation ein glücklicher Zufall, kamen die Filmemacher so doch zu einer wichtigen Begegnung. „Wir trafen unterwegs auf eine Dame, der zwei Wochen zuvor der Mann gestorben und das Haus abgebrannt war“, so Herzog. Auf die Frage, was Liebe für sie sei, habe sie den Fokus nicht auf das Leid des Verlustes gerichtet, sondern darauf, wie viel Unterstützung sie anschließend erfahren habe. „Ich hätte rumgeheult“, wundert sich Steiner, „aber sie sprach von der Erfahrung der Liebe nach den schlimmen Ereignissen, die sie kurz zuvor erlebt hatte“. Für ihren Film ein wichtiges Gespräch, das „echt nur passiert ist, weil die Drohne im Baum hängenblieb“.
Den ungeplanten Zwischenstopp in St. Blasien nutzten die beiden Filmemacher zudem für weitere Interviews und Gespräche in Sachen Liebe. Auch, soviel sei verraten, mit Bürgermeister Adrian Probst. Zudem ist der Grund, weshalb „What Is Love“ seine Premiere in der Domstadt feiert, indirekt auch mit dem Drohnenabsturz verknüpft. Bei der unfreiwilligen Auszeit im Klosterhof entstand der Kontakt zum Verein Kino und Kultur, woraus schließlich die Idee für einen Premierenabend hervorging. „Für uns war es ein Wunsch, die Deutschlandpremiere in St. Blasien stattfinden zu lassen“, sind sich beide einig, „das war klar, da die Stadt auch den größten Akzent in unserem Film hat“. Herzog: „Wir nennen es auch das liebevolle St. Blasien, weil wir hier so schicksalhaft hängengeblieben sind.“
Auf Festivals in der Schweiz feierte „What is Love“ bereits 2024 einige Vorpremieren. Zudem wurde der Film international mehrfach ausgezeichnet. Nach der Premiere am 27. September, bei der statt Eintritt um Spenden für ukrainische Flüchtlingskinder gebeten wird, ziehen Herzog und Steiner mit ihrer Doku quer durch die Republik. Auf die Frage, was ihrer Meinung nach Liebe ist, haben die beiden natürlich auch eine Antwort: Sie dauert 98 Minuten und wird im Kursaal in St. Blasien zu sehen sein.
Das lesen Sie zusätzlich online: Der Verkauf des 2005 eröffneten Revitalbads rückt näher. Eine Hoteliersfamilie hat ein Konzept vorgelegt:
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