St. Blasien Ein „Orgelfeuerwerk“ hatte Organist Johannes Skudlik sein Konzert genannt, das letzte in der Reihe der Internationalen Domkonzerte dieser Saison. In der Tat hatte er einige Toccaten mitgebracht, mit denen er diesem Titel alle Ehre erwies. Dazwischen hatte er sanfte, weich fließende Stücke ins Programm genommen, sodass Kontraste und eine gelungene Mischung zustande kamen. Der künstlerische Leiter der Reihe, Bernhard Marx, gab ein Resümee der Saison und einen Ausblick.
Die Besucherzahlen bei der Reihe, so Marx, sei im Vergleich zur Zeit vor Covid immer noch etwa halbiert, ein Anstieg der Zahlen finde zögerlich statt. Größtes Problem jedoch seien die nach Wegfall des Pauschalvertrages mit den Kirchen anfallenden, teils horrenden Gema-Gebühren. Inhaltlich sei er, so Marx, mit dem Programm sehr zufrieden gewesen, insbesondere mit den samstäglichen Chorkonzerten. Aber auch die Orgelkonzerte an den Dienstagen seien stets abwechslungsreich ausgestattet gewesen. Die Orgelkonzerte sollen auch künftig in gleicher Weise beibehalten werden, und zwar mit einer Aufführung um 17 und einer zweiten um 20 Uhr. „Das hat sich sowohl im Blick auf die Hotelgäste als auch auf die Tagesbesucher, die von weiter her kommen, bewährt“, meinte Marx. Die Samstagskonzerte hingegen könnten im kommenden Jahr ebenfalls auf 17 Uhr gelegt werden, was seiner Ansicht nach auch der Gastronomie zugutekäme.
Eine Neuerung, die ihm vorschwebt, wäre, alle Konzerte der besseren Akustik wegen auf die Empore zu verlegen und vor allem die Chorkonzerte mit Kameras und Leinwänden nach unten in den Kirchenraum zu übertragen, „schließlich leben wir in einem optischen Zeitalter“, kommentiert Marx diese Idee. „Das wäre ein goldener Mittelweg für den akustisch schwierigen Bau“, fügt er hinzu, in dem die Musik ja ursprünglich immer von der Empore aus gedacht war. Schließlich sei es eine quasi missionarische Aufgabe, das geniale Erbe von Fürstabt Gerbert auch musikalisch weiterzutragen.
Auf die Präsentation der Gaia im Oktober sei er sehr gespannt, verrät Marx, vielleicht könnte das Beiprogramm auch Menschen anlocken, die sich neu für die Orgel begeistern. Insgesamt findet er, die HTG sollte mehr mit dem Pfund des Domes wuchern, sein persönlicher Traum wäre es, mittelfristig als Kulturpartner des SWR angenommen zu werden. Immerhin habe er für 2026 ein Spitzenensemble aus Danzig an der Hand, und für 2027 eine Anfrage des Landesjugendchors, der am Samstag nach Pfingsten in St. Blasien Station machen wolle.
Einen imposanten Konzertbeginn lieferte im letzten Orgeltermin in der Reihe der Internationalen Domkonzerte Johannes Skudlik, unter anderem Gründer und künstlerischer Leiter des Bayerischen Orgelsommers, mit Toccata, Adagio und Fuge von Bach (BWV 564). Vor allem bestach er durch die schnelle Pedalmelodie in der Toccata, ein beinahe wie ein Flötenuhrstück klingendes Adagio und eine Fuge, in der er die einzelnen Stimmverläufe deutlich herauszuarbeiten verstand. Danach erklang noch die bekannte Air aus der 3. Orchestersuite in der Bearbeitung von Sigfrid Karg-Elert.
Auch einer Toccata von Théodore Dubois stellte der Organist ein sangliches Stück desselben Komponisten an die Seite, bei dem die Melodie förmlich in den sanften Klangwolken der Begleitung schwebte. Dem setzte er noch eins obenauf mit dem hauchzart gespielten Andante KV 616 von Mozart. César Francks „Prélude, fugue et variation“ trägt den Kontrast des sanft vor sich hingleitenden Beginns, der am Ende variativ wieder aufgenommen wird, und der in diesen Rahmen eingebetteten, raumgreifenden Fuge bereits in sich. Mit Léon Boëllmanns Toccata aus der „Suite gothique“ erklang in Form der wuchtigen Pedaltöne drohendes Unheil förmlich greifbar aus den Tiefen herauf, um in der weichen „Vocalise“ Sergei Rachmaninows aufgelöst zu werden, und Charles-Marie Widors Toccata aus der 5. Symphonie bildete den strahlenden Abschluss dieses Konzertes und zugleich würdig der ganzen Reihe – mit stehenden Ovationen des Publikums.