Thomas Mutter

Das Denken und Handeln der federführenden St. Blasier kreisen am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts um den aufstrebenden, inzwischen sogar bedeutsam gewordenen Kurort. Der Großherzog und seine Gemahlin geben sich die Ehre, die Behandlung und Heilung der Lungentuberkulose vergleicht den Ort mit Davos und Baden-Baden, Blut- und Geldadel ziehen auf, Sommerfrischler entdecken Klima und Landschaft.

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Was zu Beginn der Blütejahrzehnte fehlt, ist ein entsprechender gastronomischer Betrieb. Nicht mehr lange, denn aus Königsschaffhausen am Kaiserstuhl siedelt 1882 der 25-jährige Otto Hüglin nach St. Blasien über, das sich langsam einen Namen macht. Er muss ein unternehmerischer Wirbelwind gewesen sein – innerhalb weniger Jahre erwirbt und baut er einen mächtigen gastronomischen Konzern.

Otto Hüglin wurde 1907 zum Ehrenbürger der Kurstadt St. Blasien ernannt.
Otto Hüglin wurde 1907 zum Ehrenbürger der Kurstadt St. Blasien ernannt. | Bild: Thomas Mutter

„Klosterhof“, „Friedrich-Luisen-Ruhe“ (Vorläuferbau der jetzigen Sparkasse), „Schwarzwaldhaus“ (neben dem derzeitigen Standort der Apotheke Kammerer), „Luisenruhe“ (heute Neubau betreutes Wohnen), Hotel „Krone“ (1921 abgebrannt, bis dato ohne Nachfolge) und vor allem das legendäre, aus seliger Erinnerung in die Gegenwart leuchtende „Kurhaus-Hotel“ (in etwa am Platz des Haus an der Alb) mit 300 Betten und Kaltwasserbadeanstalt – das alles bildet sein Imperium.

Die damaligen Bewunderungsbücklinge vor dem nicht sehr groß gewachsenen Hotelier sind nachvollziehbar. Wenn es im Herbst in St. Blasien klimatisch unwirtlich wurde, verlagerte er sich auf sein zweites Standbein, das Kurhaus in San Remo.

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Aber er kehrt immer wieder pünktlich zum Frühjahr zurück, obwohl die Aufnahme der Lungentuberkulose ihm ein Dorn im Auge ist. Der Versuch, mit einem Unternehmen in Todtmoos dem St. Blasier „Sana“ Konkurrenz zu machen und zu schaden, misslingt. 1924/25 verlässt ihn die Leidenschaft, spürt er vielleicht auch die gesellschaftlichen Veränderungen, jedenfalls verkauft er seine Häuser an verschiedene Interessenten, darunter die Stadt St. Blasien, die den Klosterhof erwirbt. Hüglin zieht sich in sein Privathaus in Höchenschwand zurück und beteiligt sich glücklos an verschiedenen Fremdenverkehrsunternehmen.

Auf dem Höhepunkt seines St. Blasier Ansehens war er im Herbst 1907 (bewusst zum 25-jährigen Jubiläum seiner Ortsansiedlung) als Motor des Kurorts zum Ehrenbürger der Domstadt erkoren worden. Die Berechtigung kann nicht einmal nach weit über 100 Jahren abgesprochen werden.