St. Blasien Kunst an allen Ecken: Das Bildhauersymposium in St. Blasien verwandelt die Stadt wieder in ein großes Atelier. Es endet am Sonntag mit der Versteigerung der Werke. Das gibt es bis dahin zu sehen:;
- Margret Ann Ciotti, geboren in den USA und heute in Österreich lebend, zählt noch bis Sonntag zu den Ausstellenden. Sie hängte vor vier Jahren ihren Managerjob an den Nagel und fand ihren Weg zur Kunst. Nach ihrer Ausbildung zur staatlich geprüften Holzbildhauerin ist sie frisch gebackene Bildhauermeisterin. In ihrer Skulptur „Hütekind“ greift sie die Zeit der Hütekinder im Schwarzwald auf.
- Jessica Cheng nennt ihr Kunstwerk „The Keel-billed Toucan“. Es soll in St. Blasien zur Reflexion über Umweltprobleme anregen. Der Kielschnabeltukan, so sein deutscher Name, steht dabei sinnbildlich für Chengs Heimat Costa Rica, in der sie Bildhauerei studierte. Die Künstlerin lässt viele Formen bewusst unvollständig, um das Verschwinden von Arten zu symbolisieren.
- Stefan Esters Arbeiten wurden mehrfach in verschiedenen Ländern Europas, Asiens und Südamerikas ausgezeichnet. Das Werk „Werden und Vergehen“ des in Garmisch-Partenkirchen arbeitenden Künstlers zeigt zwei gegenüberliegende und miteinander verbundene Prismen, die den Kreislauf des Lebens symbolisieren.
- Sophie Herz aus Nürnberg zeigt in St. Blasien ihre Skulptur „Bauhaus“. Es soll die Frage aufwerfen, ob das Haus in den Baum gebaut wurde oder sich selbst dorthin geträumt hat. Bäume und Häuser spielen eine große Rolle in der Arbeit der Holzbildhauermeisterin und Dozentin an einer staatlichen Berufsfachschule für Bildhauerei.
- Martin von Lossa unterhält eine Bildhauerwerkstatt im Landkreis Leipzig. Er arbeitet plastisch mit Metall und Holz, aber auch mit anderen Materialien. Seine Skulptur „Doppelbock“ lehnt sich an das Wappen der Stadt St. Blasien an und zeigt einen Hirsch, von zwei Seiten frontal zu sehen.
- Agnessa Petrova kommt aus Bulgarien. Zu ihren bedeutendsten Preisen zählt der Finalistenpreis bei der Skulpturenausstellung der olympischen und paralympischen Spiele in Peking 2022. Mit „On the road“ will sie das Abenteuer des Reisens mit zahlreichen neuen Eindrücken und den Drang nach neuen Begegnungen zum Ausdruck bringen.
- Pia Gabriel und Leto Meyle aus der Schweiz realisieren als Künstlerpaar Pia-Leto Kunstprojekte, oft Holz-, Leucht- oder Feuerskulpturen. Ihr Projekt „Terra-Bot FS25“ erzählt die Liebesgeschichte zwischen einem Gärtnerroboter und der Oktopusdame Oktopina. Die Skulptur wird am Samstag um 21 Uhr in Flammen aufgehen.
- Tanja Röder ist Holzbildhauermeisterin, arbeitet als selbständige Künstlerin in Pfaffenhofen und bevorzugt als Material neben Holz auch Stein, Stahl und Bronze. „Torso“ zeigt einen menschlichen Rumpf, der sowohl männliche als auch weibliche Aspekte aufweist und Bewegung, Leichtigkeit, Stärke und Schönheit verbindet.
- Fabian Rucco aus Argentinien ist Professor an der Nationalen Universität von Rosario. Er wurde international vielfach ausgezeichnet und ist auf zahlreichen Bildhauerwettbewerben zu Gast. Eine Frau benutzt einen Hocker, aber nicht, um sich zu setzen – sie befindet sich vielmehr in einer Position, als ob sie fortfliegen wolle. Seine Skulptur „Desire to Fly“ zeigt die Frau zugleich nachdenklich und ängstlich.
- Tonguc Sercan aus der Türkei arbeitet in der Kunstabteilung der Stadt Izmir. Er mag Entwürfe, in denen kleine Geschichten schlummern. So erzählt „Colourful Nest“ von einem Vogel, der sein Nest auf bunten Spulen baut.
- Christel Andrea Steier aus Bernau hat ihr Kunstwerk „Angestimmt“ einem Gedicht von Josef von Eichendorff gewidmet. Sie ist seit 2017 künstlerische Leiterin des Symposiums. Steiers Skulptur zeigt eine Note mit einer eingearbeiteten Klaviatur. Die Künstlerin arbeitet zunächst lange Jahre in Stein, bevor sie ganz auf den Werkstoff Holz umstellte. Ihre Werke wurden mit zahlreichen Preisen im In- und Ausland ausgezeichnet.
- Chantal Strupenis Werke zeichnen sich durch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Körper, Material und Raum aus. Das Projekt der italienischen Bildhauerin mit Master an der Akademie der schönen Künste im Carrara trägt den Titel „Mother Nature“ und zeigt eine Skulptur, die sich aus einem Baumstamm entwickelt und sich zart, still und nachdenklich zeigt.
- Jiefu Zhou zieht seine Inspiration für die Skulptur „Symbiosis“ aus der Natur. Er studierte in China und Carrara, lebt in Mailand. Seine künstlerische Haltung ist von Minimalismus geprägt. Thematisiert wird die Harmonie von Mensch und Natur, die symbiotisch zusammenleben, sich aber ständig entwickeln und verändern.
- Karin Lederer, Mitinitiatorin des Symposiums, ist als Ehrengast dabei. Sie lebt inzwischen in der Pfalz, lässt es sich aber nicht nehmen, jedes Jahr nach St. Blasien zu reisen. „Ich muss doch sehen, was mein Kind macht“, sagte sie bei der Begrüßung der Kunstschaffenden lächelnd. Sie gestaltet nun eine Skulptur als Hommage an ihren verstorbenen Ehemann, ebenfalls Mitinitiator des Symposiums: „Il Flauto – ein Lied für Rudi Martin“. Die Figur spielt ein Lied, dessen Töne aber nicht verklingen, was durch die eingelassenen Noten symbolisiert wird. Das Kunstwerk wird nicht versteigert, sondern nach dem Symposium in St. Blasien ausgestellt.