Südschwarzwald Bienenkästen am Waldrand – der Imker nennt sie Bienenbeuten – hat auf dem Land jeder schon oft gesehen. Bienenvölker mit 40.000 bis 60.000 Bienen fliegen dort ein und aus und verrichten die für Menschen lebenswichtige Arbeit, bestäuben die Pflanzen und produzieren nebenbei Honig. Doch der Blick auf das Gelände der Gebirgsbelegstelle Hoher Randen bei Fützen, nahe der Schweizer Grenze, ist ein ganz besonderer. In Begattungskisten stehen dort einzeln auf Pfählen rund 450 kleine Minivölker in Aufbauten, die wie Vogelhäuser anmuten. In jedem leben nur jeweils 150 bis 300 Bienen, allesamt gesiebte Bienen ohne Drohnen.
Es sind sozusagen „Prinzessinnen auf Hochzeitsreise“, erzählt Siggi Hirt aus Lembach. 14 Tage bleiben sie auf dem Gelände, dann gehen die Prinzessinnen hoffentlich als Königinnen wieder nach Hause. „Sogenannte Vatervölker stehen zurzeit etwa 25 bis 30 auf der Belegstelle“, ergänzt Hirt, „es sind alles Geschwister der Königinnen, und sie haben dieselbe Mutter.“ Der Imker aus Lembach war lange Zeit Vorsitzender des Bonndorfer Imkervereins, wo er immer noch aktiv ist. Im Dreierteam mit Jürgen Meß aus Aselfingen und Uwe Stockbauer aus Blumberg kümmert er sich seit Jahren um die Belegstelle am Randen. Gerade hat er mit ruhiger Hand eine Königin markiert. Wenn man ganz nahe schaut, dann erkennt man im Farbpunkt auf dem Rücken sogar eine Nummer – es ist die 64.
Träger der Belegstelle ist der Imkerverein Blumberg. Das Besondere ist inzwischen der Betrieb als AGT-Toleranzstelle – die AGT ist ein gemeinnütziger Verein von Züchtern und Instituten zur Auslese krankheitsresistenter, leistungsfähiger und sanftmütiger Bienen. Der Verein startete 2011 mit 20 Drohnenvölkern der Carnica Biene Sklenar. „Unsere Bienen sind Varroa-tolerant“, erklärt Jürgen Meß, „sie erkennen die Milbe, die in der Vergangenheit ein Desaster in den Bienenstöcken angerichtet hat, in den Zellen und räumen diese systematisch aus.“ Der Züchterring Hoher Randen hat circa 30 Mitglieder vom Bodensee über Schwaben, Schwarzwald-Baar bis Freiburg. Auf der Belegstelle stehen derzeit Begattungseinheiten aus Worms, Ravensburg, Waldshut, Grafenhausen und Tuttlingen. Die eindeutigen Vorteile der Rassereinheit, so bedauern Hirt und Maß, hätten bei vielen Imkern in der Region mit unter zehn Völkern keine Priorität. Sie vermehren mit Ablegern oder Schwärmen.
Der Tag der offenen Tür ist am Sonntag, 29. Juni, in der Gebirgsbelegstelle Hoher Randen ab 11.30 Uhr. Es gibt Informationen Infos zu Imkerei und Bienenzucht, ebenso eine geführte Wanderung zum Hagenturm sowie Bewirtung. Tipp für die Besucher: Heftiges Atmen oder Schnaufen sollte man in nächster Nähe unterlassen, sonst könnten die im Grunde friedlichen Bienen einen Feind vermuten.