Tierheim nehmen regelmäßig ausgesetzte Tiere auf. So auch das in Rheinfelden. Erst vor einigen Tagen sei ein Hase in schrecklichem Zustand in Karsau gefunden und ins Tierheim gebracht worden. Am 4.¦Juni wurde am Bahnhof im Beuggen ein Kätzchen gefunden – ausgesetzt in einer Box, ausgestattet mit Wasser und Futter.

Hinweise auf solche Fälle seien auch stets willkommen. Das Tier war gepflegt und habe keinen verwahrlosten Eindruck gemacht. In solchen Fällen geht das Tierheim davon aus, dass ein leidvoller Hintergrund dahintersteckt, und bietet den Besitzern ein vertrauliches Gespräch an. Doch bisher hat sich niemand gemeldet.

Warum aber setzen Menschen überhaupt Tiere aus?

Diese Frage beantwortet Tierheimleiterin Hannelore Nuß im Gespräch: „Das Problem ist, dass sich viele Menschen heute unüberlegt ein Tier über das Internet oder Plattformen wie eBay zulegen, bis ihnen klar wird, dass ein Tier Verantwortung bedeutet. Es verursacht Kosten, braucht einen Tierarzt und muss geimpft werden“, sagt sie. Tiere brauchen nicht nur regelmäßige Spaziergänge, sondern auch Aufmerksamkeit, Fürsorge und Liebe.

Im Tierheim in Rheinfelden hingegen werden künftige Halter vorab informiert. Wer ein Tier dort adoptiert, erhält ein ausführliches Gespräch darüber, was auf ihn zukommt und welche Bedürfnisse das Tier hat. Diese Beratung falle beim Onlinekauf völlig weg. Oft stelle sich erst nach zwei oder drei Monaten heraus, dass ein Tier die Familie überfordert. Besonders die finanziellen Hürden würden viele unterschätzen. Es fallen viele Kosten an, die viele nicht schaffen können.

Wartezeiten bei der Tier-Abgabe

Wer sein Tier dann abgeben möchte, muss mit einer Wartezeit rechnen. Denn das Rheinfelder Tierheim ist überfüllt und nur wer auf der Warteliste steht, kann sein Tier offiziell abgeben. Für einige sei das Warten jedoch keine Option. Also setzten sie das Tier einfach aus. Immer häufiger werden Tiere an Autobahnen, im Wald oder an Bahnhöfen wie in Beuggen gefunden.

Aktuell betrifft das vor allem Hunde und Katzen. Wegen der Überbelegung plant das Tierheim im Herbst den Bau eines neuen Katzenhauses. Und das Team um Hannelore Nuß würde sich wünschen, mehr Tiere aufnehmen zu können, doch der Platz im bestehenden Gebäude reicht einfach nicht mehr aus.

Brutale Tierhalter

Nicht alle Tiere kommen aus halbwegs sicheren Verhältnissen. „Die Brutalität gegen Tiere ist teilweise unbeschreiblich“, sagt Hannelore Nuß sichtlich betroffen. Immer wieder müssen sie Tiere aus dunklen, vermüllten Kellern holen.

Erst kürzlich konnte sie von 61¦Tieren nur neun lebend retten – fünf davon waren Katzen, schwer traumatisiert. Solche Tiere bleiben lange im Tierheim, brauchen Geduld und intensive Betreuung. Die Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt der Stadt Rheinfelden, dem Veterinäramt und der Polizei funktioniere gut, jedoch wünsche man sich eine schnellere Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und Verstößen gegen das Tierschutzgesetz durch die Justiz. Das Aussetzen eines Tieres wird mit einer Geldstrafe von bis zu 25.000¦Euro bestraft.

Die Kosten für die Pflege und medizinische Versorgung eines ausgesetzten Tieres seien hoch und die Belastung ebenfalls. Jedes Tier braucht Zeit, Geduld und intensive Pflege. „Aber Tiere vergessen nicht, wer sie gerettet hat“, sagt Nuß. „Sie sind unglaublich dankbar. Sie wissen genau, dass du ihnen geholfen hast“. Einer der schönsten Momente für das Team sei, wenn Tiere erfolgreich in gute Familien vermittelt werden. Oft schickt das neue Zuhause dann Bilder und Videos und das Tierheim überprüft ebenfalls, ob es dem Tier gut geht. Wenn das der Fall ist, sei das der größte Dank für sie.

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Arbeit rund um die Uhr

Das Team des Tierschutzvereins Rheinfelden ist klein, aber engagiert: Neben Hannelore Nuß als Leiterin arbeiten zwei Vollzeitkräfte, zwei Tierpflegehelferinnen und fünf Ehrenamtliche im Haus. „Wir sind ein ganz kleines, aber ganz tolles Team. Wir haben seit fünf Jahren keinen freien Tag gehabt, aber wir lieben Tiere“, sagt Hannelore Nuß. Gearbeitet wird an sieben Tagen in der Woche, rund um die Uhr.