Seit Montagmittag, 13.30 Uhr, hat die Firma Isele Holztechnik in Weizen schnelles Internet. Die Information, dass das Signal beim kreisweiten Netz als erstes im Stühlinger Ortsteil schon jetzt ankommt, hat das Büro des Eigenbetriebs Zukunftsfähige Infrastruktur Stühlingen (ZIS) am Freitagnachmittag vergangener Woche erhalten, berichtet dessen Leiter Claudius Bauknecht. Ebenfalls mit dem schnellen Internet des kreisweiten Anbieters Stiegeler Internet Service GmbH (Schönau) ist seit Beginn der Woche das Gasthaus „Kranz“ versorgt. Erster Privatkunde ist mit Tim Fischer einer der Pioniere, die den Netzausbau vor gut neun Jahren in Weizen vorangetrieben haben.
Bürgermeister Joachim Burger machte sich am Montag selbst ein Bild, wie das Signal beim Weizener Unternehmen ankommt. „Das ist ein weiterer wichtiger Meilenstein beim Netzausbau in unserer Gemeinde.“ Er wünscht sich nun, dass der im Juli geplante Informationsabend in Weizen um einen Monat vorgezogen wird. Das hänge allerdings vom Terminplan des Netzanbieters ab.
Tobias Held, Inhaber von Isele Holztechnik, freute sich über die erfolgreichen ersten Tests, die gleich ausgeführt wurden. „Es ist schon ein Unterschied, ob die Daten mit fünf oder 200 Mbit pro Sekunde versendet werden“, stellte Sekretärin Susanne Müllek fest. Ihr Chef sieht viele Möglichkeiten, die bisher einfach nicht genutzt werden konnten. Die kaufmännische Software musste bisher per Datenstick auf den neuesten Stand gebracht werden, das Programm für die technischen Zeichnungen erhielt ein Update mit einer zugesandten CD. In der Werkstatt stehen hochmoderne Maschinen, deren Aktualisierung dauerte bisher bis zu zweieinhalb Stunden: „Jetzt ist das in zehn bis 15 Minuten erledigt“, strahlt der Unternehmer. Nun könnten auch Pläne von Objekten mit großer Datenmenge problemlos versendet werden – zum Beispiel die, die für die Ausstattung einer Musterwohnung der Bundesgartenschau in Heilbronn, die in der Weizener Werkstatt gefertigt wurden.
Wie Claudius Bauknecht (ZIS) erklärt, haben Kunden, die bereits einen Vertrag mit dem Anbieter abgeschlossen haben, als Nächste die Chance, das Signal zu empfangen. „Ich bin froh, dass es den Zweckverband Breitband im Landkreis Waldshut gibt“, sagte er. Damit blieb der Stadt der alleinige Ausbau des Netzes erspart.
In der Gemeinde seien 400 Anschlüsse in Weizen, Schwaningen, Eberfingen und im Stühlinger Industriegebiet fertiggestellt, sagt Bauknecht. Der Tiefbau in den Ortsteilen Lausheim und Mauchen habe am Montag begonnen. Bauamtsleiter Frank Gatti erklärt, dass im kommenden Jahr die letzten großen Aufträge zum Breitbandausbau vergeben werden. Dabei werde man die Preisentwicklung im Blick zu behalten. Und er betont, dass schon beim Start des Projektes im Gemeinderat klar war, dass jedes Haus und jedes Gehöft einen Anschluss bekommen soll. Das werde nun umgesetzt.
Hindernisse auf dem Weg zum schnellen Internet
Bereits 2014 konnten 1200 Verträge mit potenziellen Breitbandkunden in Stühlingen abgeschlossen werden: „Das war unsere Bürgerbefragung“, sagt Tobias Gisy aus Grimmelshofen, der, wie Tim Fischer, zu den Initiatoren des Netzausbaus in der größten Flächengemeinde des Landkreises gehört. Dies alles wurde geschafft, trotz teils widriger Umstände, wo zum Beispiel ein Auftrag entzogen werden musste und sich Förderrichtlinien ständig änderten, sagt Burger. „Das größte Hindernis bei der Ausschreibung des Betreibers waren aber die EU-Richtlinen“, ärgert sich Tim Fischer. Verwaltung und Kunden seien letztlich froh, dass ein Anbieter aus der Region den Zuschlag erhielt.
Die Initiative
Die private Breitbandinitiative Stühlingen startete 2010. Ziel war es, die Stadt mit schnellem Internet zukunftsfähig zu machen. Der Initiative gehörten bis März 2015 Andreas Nauroth (Fachberater), Frank Gatti (Bauamtsleiter der Stadt Stühlingen), Tim Fischer (Elektrotechniker), Tobias Gisy, (Informatiker) und Wolfgang Schymura (Fernmeldetechniker) an. Vor fünf Jahren wurde bei der Stadt Stühlingen eine Stelle für diese Aufgabe geschaffen und mit Claudius Bauknecht besetzt. Unterschiedliche Ansichten über Kernaspekte ließen die Gruppe Mitte 2015 in die Brüche gehen, heißt es auf der Internetseite der Initiative. Am 27. Mai kam das Signal für das schnelle Glasfasernetz des Landkreises Waldshut bei den ersten Kunden im Ortsteil Weizen an.