Herr Klotz, Sie übernehmen eine neue Pfarrei in einem Alter, in dem sich andere auf den Ruhestand vorbereiten. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Nach Kirchenrecht dürfen wir Pfarrer bis zum Alter von 75 Jahren amtieren. Doch die meisten gehen mit 70 in den Ruhestand. Auch danach können wir noch kleinere kirchliche Aufgaben übernehmen, wie beispielsweise in anderen Pfarreien aushelfen. Ich wollte einfach noch einmal etwas Neues beginnen, darauf hatte ich einfach Lust. Meine bisherige Pfarrei in Meßkirch-Sauldorf umfasste 7000 Gläubige in zehn Pfarreien, jetzt sind es 4500 Gläubige in sechs Pfarreien.
War Ihnen Stühlingen ein Begriff?
Nein, das kann ich nicht behaupten. In unserem Amtsblatt waren mehrere Stellen ausgeschrieben. Ich hab mich via Internet informiert, und Stühlingen hat mich gleich interessiert. Die Nähe zur Schweiz, das Kloster und die Nähe zu Lottstetten, wo meine Schwester lebt, und auch die Nähe zu Freiburg mit weiteren Verwandten, spielten bei meiner Entscheidung für Stühlingen mit.
Pflegen Sie Hobbys?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe wenig Freizeit und auch an den für Pfarrer freien Montagen klappt es nicht immer. Da meine Familie verstreut über ganz Europa lebt, beschränke ich mich auf Familienbesuche. Familie ist mir wichtig. Ich bin als Ältester mit zwei Schwestern in Heidelberg geboren und aufgewachsen.
Worauf wird sich das Hauptaugenmerk Ihrer seelsorgerischen Tätigkeit richten?
Da bin ich noch am Sondieren. Ich konnte schon verschiedene Kontakte knüpfen, beispielsweise zu Seniorenkreisen, Gemeindeteams, Ja-Verein, Kita Lausheim und Ministranten. Die Jugendbetreuung und Vorbereitung auf die Erstkommunion übernahm bereits die neue Gemeindereferentin Katharina Gerth.
Elf Dörfer sind in die Seelsorgeeinheit integriert. Gibt es da Veränderungen?
Ja. Wir haben die Sonntagsgottesdienste von bisher sechs, auf vier reduziert. In Eggingen hilft Pfarrer Allgaier nach Kräften mit, ebenso Pfarrer Bernd Zimmermann, und eine große Hilfe ist auch das Kloster. Doch stehen sie wirklich nur für Aushilfen zur Verfügung, wofür ich dankbar bin.
Die Seelsorger an der kirchlichen Basis haben es seit einigen Jahren besonders schwer. Erst die Missbrauchsfälle, dann Verschwendungssucht in Limburg, jetzt die Versäumnisse der Erzdiözese Freiburg bezüglich der Sozialabgaben.
Unser Bischof Stephan Burger hat bekanntlich den Sachverhalt der Öffentlichkeit klar dargelegt. Im Grunde genommen geht es um Kleinstanstellungen, die pauschaliert abgerechnet werden, was es jedoch seit einigen Jahren nicht mehr gibt; jetzt muss ein Mitarbeiter eingestuft eingestellt werden.
Was erhoffen Sie sich von Ihrer Stühlinger Amtszeit?
Ich möchte den Menschen hier ein Begleiter sein; auch für solche, die nach ihrem Glauben suchen oder sich darin aufgehoben fühlen. Das neue Gotteslob bietet vielfältige Möglichkeiten einer ansprechenden Gottesdienstgestaltung und dass Begegnungen möglich sind, wo sie mich als Mensch wahrnehmen.
Können Sie gut auf Menschen zugehen?
Ich denke schon.
Zur Person
Pfarrer Michael Klotz ist 63 Jahre alt und stammt aus Heidelberg. Zuletzt hat er die Seelsorgeeinheit Meßkirch-Saulgau betreut. Im Oktober ist er als neuer Leiter der Seelsorgeeinheit Eggingen-Stühlingen ins Stühlinger Pfarrhaus eingezogen.