Schon seit einigen Jahren setzt sich Rangina Zamani ehrenamtlich für die Förderung von Menschen mit Migrationshintergrund ein. Inzwischen hat sich nicht nur ihr Engagement bewährt, sondern auch das Angebot ihres Inklusionskurses. Zwischen 17 und 24 Teilnehmer besuchen den Kurs inzwischen regelmäßig. Auch die Idee des Sprachcafés wurde in den Reihen des Deutschkurses geboren.

Idee mit hohem Wert an Aktualität

Nach langer Planung und Organisation luden Rangina Zamani, ihre Kollegin Ursula Ruh und der Deutschkurs vor Kurzem zum Sprachcafé ein. Mit kostenlosem Kaffee, verschiedensten Köstlichkeiten aus der Region, der Ukraine sowie dem Nahen Osten und guter Gesellschaft lud der Kurs Einheimische aus Stühlingen und seinen Nachbardörfern ein.

Die Teilnehmer des Kurses wollen so neue Kontakte knüpfen und in den deutschen Sprachgebrauch kommen, um in ihren Fähigkeiten und Kenntnissen wachsen zu können. Und auch den Einheimischen ergibt sich die Möglichkeit, Menschen anderer Kulturen besser kennenzulernen und sich diesen anzunähern.

Das Sprachcafé lädt zu Kaffee und Gebäck verschiedener Kulturen ein.
Das Sprachcafé lädt zu Kaffee und Gebäck verschiedener Kulturen ein. | Bild: Lesca Bölitz

Das Kursangebot

Gemeinsam bringen Rangina Zamani und Ursula Ruh den Kursteilnehmern verschiedenster Kulturen die deutsche Sprache bei. Immer montags und donnerstags findet der Deutschunterricht im Konradsaal in Stühlingen statt. Gefördert wird Zamani von der katholischen Kirche, die die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt und das Angebot mit 200 Euro monatlich unterstützt. Somit kann das Schreib- und Lehrmaterial für den Kurs finanziert werden.

Alter und Herkunft spielen hier keine Rolle, der Kurs ist bunt gemischt. „Es ist egal, ob man fünf, 15 oder 35 Jahre alt ist, aus einem anderen Land kommt oder deutscher Analphabet ist. Jeder, der die deutsche Sprache erlernen möchte, ist willkommen“, sagt die 42-Jährige.

Rangina Zamani und Ursula Ruh bringen gemeinsam Stühlinger Neubürgern die deutsche Sprache bei.
Rangina Zamani und Ursula Ruh bringen gemeinsam Stühlinger Neubürgern die deutsche Sprache bei. | Bild: Lesca Bölitz

Trotz der kulturellen Unterschiede ist eine kleine Gemeinschaft entstanden, jeder unterstützt sich, wo er kann. Das gilt auch für ehemalige Kursteilnehmer. Sabrina Kumar zum Beispiel, die inzwischen sehr gut deutsch sprechen kann, beaufsichtigt während des Unterrichts die jeweiligen Kleinkinder, sodass ihre Mütter Deutsch lernen können. „Um diese Unterstützung bin ich genauso dankbar wie die Mütter“, so Zamani.

Ein weiteres Angebot ist das Konzept „Schüler für Schüler“. Auch Schüler der Realschule Stühlingen zeigen Engagement und lernen mit gleichaltrigen Kursteilnehmern Deutsch. Dadurch entstehen Kontakte und die Jugendlichen erfahren zusätzliche Integration.

Eindrücke des Sprachcafés

Um 15 Uhr hat der Kurs mit der Vorbereitung für das Sprachcafé begonnen. Zusätzliche Unterstützung leisten Christa Lutz und Ayše Sigrist. „Die Beiden sind meine rechte und linke Hand“, sagt Rangina Zamani mit einem Lachen. Obwohl die Frauen noch viel vorzubereiten haben, ist die Stimmung ausgelassen, die Vorfreude ist groß.

Pünktlich um 16 Uhr erscheinen die ersten Gäste, der Konradsaal füllt sich mit der Zeit. Verschiedenste Menschen werden am Kuchenbuffet bedient, sprechen und lachen miteinander.

„Alle Hände voll zu tun“ haben Rangina Zamani (links) und Christa Lutz am Kuchenbuffet.
„Alle Hände voll zu tun“ haben Rangina Zamani (links) und Christa Lutz am Kuchenbuffet. | Bild: Lesca Bölitz

„Das Sprachcafé ist eine tolle Möglichkeit bei einer Tasse Kaffee nette Gespräche zu führen und neue Menschen kennenzulernen“, sagt Rosi Hotz, die die Gesellschaft genießt.

Neben Ehemann Abdul Zaher Zamani und Kollegen aus dem Rettungsdienst ist außerdem Noreine Marcian mit Bewohnern der Wohngruppe Bonndorf unbegleiteter minderjähriger Ausländer (Uma) erschienen. Diese nimmt minderjährige Jungen mit Migrationshintergrund auf und hilft ihnen zusätzlich bei ihrem Integrationsprozess und der Schulbildung. Auch die in Bonndorf lebenden Jungen können hier neue Kontakte knüpfen und ihre Deutschkenntnisse vertiefen. „Das ist für die Jungen sehr wichtig. Man merkt auch, dass sie unbedingt lernen und die Kultur kennenlernen wollen“, sagt Marcian. Weiter: „Eine solche Veranstaltung ist eine tolle Chance für alle, Vorurteile loszuwerden. Egal welche Einstellung man hat, diese Menschen sind jetzt hier. Deswegen sollte man sich einander annähern, um ein Zusammenleben und Miteinander möglich zu machen.“

Die Stimmung ist ausgelassen und harmonisch, aber es sind nicht besonders viele einheimische Stühlinger zu sehen. „Die Hemmschwelle ist vielleicht manchmal höher als sie sein sollte“, sagt Edelgard Bernauer dazu.

„Rundum zufrieden“

Kurz nach 18 Uhr ist die Veranstaltung beendet. „Im Großen und Ganzen ist das erste Sprachcafé gut angelaufen. Rundum bin ich sehr zufrieden und würde mich freuen, das Sprachcafé monatlich anbieten zu können. Gerne auch mit etwas mehr Besuch aus den Stühlinger Reihen“, sagt Rangina Zamani.

Aber auch sonst hat sie noch weitere Pläne für ihren Deutschkurs. Mit dem gelernten Koch Roger Sigrist plant sie einen begleiteten Einkauf, um das Erlernte auch in der Praxis umzusetzen. Somit kann der Kurs seine geplanten Kochprojekte umsetzen. Und auch zu den Vereinen der Umgebung möchte Zamani Kontakte herstellen, sodass individuelle Interessen nicht untergehen.