Die Hungrigen Stühlinger sind los! Pünktlich um 6 Uhr morgens ertönte Donnerhall in Stühlingen und die Weckmusik startete ihre Tour durch die Stadt. Gegen 8 Uhr versammelte sich dann eine stattliche Anzahl Hungrige vor dem Kinderland, um die einzelnen Kindergarten-Gruppen zu befreien. Mit großer Freude, aber auch ängstlichen Mienen wurden die Narren empfangen. Dann durften die Kleinen ihre Sprüche aufsagen, bevor sie mit reichlich Süßigkeiten in die Aula laufen konnten.
Dort waren inzwischen die „Hüttä Rüttler“ eingetroffen und heizten den vielen Kindern und Erziehern ordentlich ein. Beim Polonaise laufen strahlten viele Kinderaugen, aber auch die Großen hatten ihre Freude. Als Nächstes wurden die Realschüler befreit, indem der Narrenvater Daniel Fechtig durch die Sprechanlage der Schule einen Aufruf startete: „Endlich, jo endlich isch es widder so witt, den hütt beginnt die schöni Fasnetzitt. Drum kömmet id Aula, mir wartet dort scho, un freuet üs uf euch. Narri, Narro.“ Auch die Grundschüler durften noch Narrensprüche sagen, um aus ihren Klassenzimmern befreit zu werden.

Am Nachmittag wurde der 20 Meter lange Narrenbaum in der Bahnhofstraße geschmückt und dann von den „16 Zächen“ von Hand ins Städtle zum Rathaus hochgezogen. Sie wurden von der Stadtmusik musikalisch begleitet und eine stattliche Anzahl Narren gaben ihnen auf dem langen Weg Geleit. Oben angekommen musste Bürgermeister Joachim Burger seinen Rathausschlüssel und die damit verbundene Macht an den Narrenvater Daniel Fechtig übergeben, was am Rathausfenster für alle zu sehen war. „Üsri Lupfestadt würd hüt vu dim Joch befreit, denn Fasnet herrscht jetz witt und breit“, war von oben zu hören, bevor der Bürgermeister mit dem Saugatter am Rathaus abgeholt und mitten auf dem Amtsplatz abgestellt wurde.
Kinder tanzen um den Narrenbaum
Gut eine halbe Stunde waren die „Zächen“ mit dem Aufrichten des Narrenbaumes beschäftigt, der in diesem Jahr mit zwei Spitzen ausgewählt wurde. Dies geschah zu Ehren des 500-jährigen Bestehens der Hungrigen Stühlinger. Als der Baum stand, sollten die Kinder drumherum tanzen, damit sie anschließend eine Wurst mit Brot bekamen. Dies allerdings nur, wenn sie zuvor durch das Saugitter gekrochen waren.
Der Hungrige Stühlinger hat seinen Namen aus einer überlieferten Begebenheit aus dem
der Jahre 1524/25. Bauern der Landgrafschaft Stühlingen haben das Kloster St.Blasien belagert, erstürmt und geplündert. Dabei soll es die Stühlinger Bauern in die Küche und die Bettmaringer in den gut gefüllten Klosterkeller gezogen haben. Als die Bettmaringer dann nach Genuss von zu viel Wein großen Hunger verspürten und sich in die Küche begaben, hatten die Stühlinger bereits die gesamten Essensvorräte aufgegessen. Wütend darüber wurden die Stühlinger fortan von den Bettmaringern als „die Hungrigen“ beschimpft. Der Gesichtsausdruck des „Hungrigen“ wird in der Vielfalt ihrer Masken dargestellt.