Stühlingen – Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts setzen sich der Naturpark Südschwarzwald, das Landratsamt Waldshut, die Stadt Stühlingen, der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband sowie weitere Vertreter der Landwirtschaft aus der Region dafür ein, die Grundwasserqualität im Gebiet der Oberletz- und Nussbachquellen zu verbessern. „Die Stadt Stühlingen muss handeln“, so lauteten die klaren Worte von Bürgermeister Joachim Burger zu Beginn der Auftaktveranstaltung, die auf breites Interesse stieß.
Bürgermeister Joachim Burger hatte gemeinsam mit dem Naturpark Südschwarzwald, dem Landratsamt Waldshut und dem Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband, Stadtverband Stühlingen, die Landwirte aus der Umgebung eingeladen. Denn bei einer bevorstehenden Erweiterung des Wasserschutzgebietes bei Stühlingen will man die Auswirkungen für die Landbewirtschaftung durch eine proaktive und freiwillige Herangehensweise aller Beteiligten möglichst geringhalten. Aufgrund einer grenzwertigen Nitratbelastung der Oberletz- und Nussbachquellen sieht das Landratsamt Waldshut eine Schutzgebietsvergrößerung von bisher 155 Hektar auf 654 Hektar vor. Betroffen wären dadurch 31¦Landwirtschaftsbetriebe in den Landkreisen Waldshut und Schwarzwald-Baar-Kreis.
Ziel des nun startenden Projekts ist es, in fünf Jahren die Wasserqualität der beiden Quellen zu verbessern. Durch eine bestmögliche, individuell angepasste Bewirtschaftung könnte so eine Erweiterung und auch damit einhergehende verschärfte Auflagen für die Landwirtschaft abgewendet werden. Den Hintergrund hierfür lieferte die Erste Landesbeamtin beim Landratsamt Waldshut, Tina Schlick. Sie war mit dem Wunsch der Bewirtschaftenden nach Unterstützung und Beratung vor rund einem Jahr an den Naturpark Südschwarzwald herangetreten, um Möglichkeiten zu diskutieren: „Wir haben als Landratsamt die Aufgabe, den Schutz des Trinkwassers für die Bevölkerung genauso im Blick zu haben, wie beispielsweise die Interessen der Landwirte, die von der Ausweisung von Wasserschutzgebieten oftmals besonders betroffen sind. Uns ist es wichtig, gemeinsam mit den betroffenen Landwirten Lösungen zu finden, um diese Einschränkungen zu minimieren.“
Naturpark-Geschäftsführer Roland Schöttle sieht große Chancen durch das einzigartige Kooperationsprojekt für die Region: „Landwirtschaft und Verwaltung übernehmen gemeinsam Verantwortung und gestalten auf Augenhöhe die nächsten Schritte zu einem verbesserten Grundwasserschutz.“ Während der fünfjährigen Projektlaufzeit sollen in den fünf Landkreisen des Naturparks Südschwarzwald innovative Maßnahmen aus den Bereichen dezentraler Wasserrückhalt, humusfördernde Bewirtschaftung und Agroforst realisiert werden. Die Umsetzung des Projekts wird durch die umfangreiche Förderung von sechs Stiftungen sowie mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg ermöglicht.
„Wir sehen in dem Vorgehen eine einmalige Möglichkeit, zu zeigen, dass Landwirtschaft auch Wasserschutz kann. Um das zu erreichen, wird es von unserer Seite verschiedene Unterstützungsangebote geben“, so Florian Schmid, der das Projekt „Wasser, Boden, Agroforst“ beim Naturpark leitet. Viele der betroffenen Landwirte waren an diesem Tag der Einladung gefolgt, hatten jedoch auch Bedenken anzumelden, die vor allem die Weitergabe von Daten und den Wunsch nach Selbstbestimmung betrafen.
Wilfried Kaiser, dessen Betrieb sich am Projekt „Landschaft als Wasserspeicher“ beteiligt, sprach sich für eine breite Mitwirkung aus: „Ohne unser proaktives Verhalten drohen uns massive Verschärfungen der Auflagen. Das bringt letztendlich weitere Bürokratie mit sich und nimmt uns noch mehr Spielraum zur Selbstbestimmung.“ Auch Friedrich Müller, Vorsitzender des BLHV Wutach, betonte die Vorteile für alle Beteiligten: „Die Bodenauflage in unserem Gebiet ist ohnehin problematisch. Die Erkenntnisse des Projektes werden uns alle voranbringen.“ Ein weiterer Landwirt zog einen Vergleich mit Unternehmensberatungen in Wirtschaftsbetrieben heran: „Solche Maßnahmen sind enorm teuer. Wir bekommen hier die Möglichkeit, uns kostenlos umfassend beraten zu lassen.“
Ein Großteil der anwesenden Landwirte aus den Gebieten Stühlingen, Wutach und Blumberg erklärten sich noch vor Ort bereit, die Absichtserklärung zur Mitwirkung am Pilotprojekt „Freiwilliger Wasserschutz“ im Gebiet der Oberletz- und Nussbachquellen zu unterzeichnen, einige mündliche Zusagen kamen hinzu. Damit wird die Erweiterung des Wasserschutzgebiets zunächst ausgesetzt und nach einer Zwischenbilanz im Sommer 2027 erneut diskutiert. „Für uns ist das ein klares Signal, dass der Projektansatz bei der Landwirtschaft auf Zustimmung stößt. Wir werden deshalb umgehend mit der fachlichen Begleitung der entsprechenden Betriebe beginnen“, so das Resümee von Projektleiter Schmid. Er lud die Bewirtschaftenden, die noch nicht unterzeichnet haben, dazu ein, dies noch zu tun. Er betonte, dass weitere Interessenten gerne auch im Verlauf des Projekts hinzustoßen können.