Stühlingen/Hallau Der Schwarzwaldverein Stühlingen hat seit seiner Gründung im Jahr 1888 gute Verbindungen in die Schweizer Nachbarschaft. Dieser Kontakt wird bis heute rege gepflegt. Besonders intensiv ist er mit dem Schleitheimer Verein für Heimatkunde. Nun hatte die Vorstandschaft erstmals die Idee, im Rahmen des jährlich stattfindenden Helferfestes das Ortsmuseum Hallau zu besuchen.
Peter Wegmann und sein Team waren gerne bereit, die Gäste von jenseits der Grenze zu empfangen. 34 Mitglieder des Schwarzwaldvereins nutzten die Möglichkeit, in die Hallauer Geschichte einzutauchen. Erstaunlich war, dass kaum jemand zuvor das Ortsmuseum an der Hochwehri kannte. Dabei liegen Stühlingen und Hallau nur elf Kilometer auseinander. Welche Kleinode sich im ehemaligen Kirchhofschulhaus verstecken, wusste niemand. Um mehr über diese zu erfahren, teilte man sich in zwei Gruppen, die später getauscht wurden. Im Erdgeschoss lud Gerhard Vogel ein, die Welt des Buchdrucks zu betreten. Er führte kenntnisreich die über hundert Jahre alte Bleisetzmaschine „Linotype“ vor und sorgte mit vielen Details für Staunen. Von 1912 bis 1970 erfüllte die innovative Maschine in der Druckerei Grüninger ihren Dienst. Mit ihr wurde die Klettgauer Zeitung gedruckt. Glücklicherweise vermachte Hans Grüninger sie später dem Ortsmuseum.
Gleich nebenan ließ Brigitta Schindler zur Freude der Stühlinger den geheimnisvollen, in einem schönen Schrank versteckten Musikautomaten erklingen. Er stammt aus der Zeit um 1900 und machte mit seinen Melodien viele Generationen Hallauer Kinder froh, wenn die Kindergärtnerin zum Einschlafen am Mittag oder bei Geburtstagen die Kurbel drehte und ein Lied erklang. Viele Fragen gab es auch zur reichhaltigen Sammlung von Trachten und der stattlichen Waffensammlung. Die ältesten Exemplare, eine Hakenbüchse, Hellebarden, Langspieße und Morgensterne, reichen bis zum 1499 ausgefochtenen Schwabenkrieg zurück, bei dem sich die Hallauer gegen eine große Übermacht zu behaupten hatten. Historische Objekte aus den Bereichen Feuerwehr und Elektrizität fanden ebenfalls großen Zuspruch.

Vor allem die Egginger SWV-Mitglieder wollten mehr über die Geschichte von Wunderklingen wissen und zeigten sich nicht nur von alten Situationsfotos und Karten begeistert. Zur Erinnerung: Hallau kaufte bereits 1457 Wunderklingen von Junker Heinrich von Erzingen, da dort die Wasserversorgung für eine Mühle besser war als im Dorf. Adrian Bringolf verknüpfte in seinen Führungen die Hallauer Geschichte mit derjenigen der Schweiz und manchmal sogar mit der großen Welt. Viele der Anwesenden betraten in der 2022 modern eingerichteten Ausstellung der Ortsgeschichte Neuland. Gerne ließen sie sich von Bringolf auf eine punktuelle Reise durch die zeitgemäß inszenierte Hallauer Historie mitnehmen. Er schlug einen reichhaltigen Bogen von der Ur- und Frühgeschichte (auch in Hallau fand man Dinosaurierknochen) über die Römer hin zum Bau der Bergkirche St. Moritz, zur Reformation, dem nicht ganz konfliktfreien Verhältnis Hallaus zur Stadt Schaffhausen bis in die Gegenwart.
Niemand wusste zuvor, was es mit den „16 Fahnen“ auf sich hat und warum es in Hallau eine „Tischvertrinkete“ gibt. Von Pestopfern erzählt eine lang verschwundene und nun aufwendig restaurierte Gedenktafel. Die „Beerimänner“ als zunächst verspottete Retter in der Weinbaukrise stehen für die im Ausstellungstitel zitierte Innovationsfähigkeit der Hallauer. Zum Schluss gab es viel Applaus für das Museumsteam. Die drei SWV-Präsidentinnen dankten für das eindrückliche grenzüberschreitende Erlebnis und freuten sich auf ein weiteres Miteinander.
Das Ortsmuseum Hallau und das Museum Schleitheimertal unterstützen regelmäßig in der Nachbarschaft die Ausstellungen des Schwarzwaldvereins in der Stühlinger Schür am Stadtgraben. (pm/neu)