Es muss zwischenzeitlich davon ausgegangen werden, dass sich Biber in Grafenhausen nahe dem Schlüchtseehof endgültig eingenistet haben. Die Nager begnügen sich aber nicht mehr mit dem sogenannten Biberland, sie expandieren immer stärker in den nahe gelegenen Schlüchtsee. Nicht nur das Badegewässer, auch der bestehende Damm könnte in Gefahr geraten. In der letzten Sitzung wollte Gemeinderätin Marita Bücklers (FW) von der Verwaltung wissen, was die übergeordneten Behörden zum Schutz des Sees unternehmen.
Gemeinderätin Marita Bücklers will dem Biber nicht den Kampf ansagen, sondern den verantwortlichen Behörden klar und deutlich signalisieren, dass der Schlüchtsee auch weiterhin als Erholungs- und Badegewässer für Einheimische und Touristen zur Verfügung steht und auch ohne Einschränkungen genutzt werden kann. „Es geht nur um den Schlüchtsee, nicht um andere Biotope, in dem das geschützte Nagetier großzügige Lebensräume zur Verfügung hat“, hob die Gemeinderätin hervor.
Neue Lebensräume für Biber
Der Biber hat nahe dem Schlüchtseehof einen Lebensraum gefunden und sich mittels Damm und einem Bau in der angrenzenden Böschung unter dem Panoramaweg wohnlich eingerichtet. Dies zeigen die Aktivitäten der Landschaftsbauer deutlich. Den Nagern ist es nämlich gelungen, mit und zwischen den Dämmen komplett neue Lebensräume zu schaffen.
Es kann davon ausgegangen werden, dass die Biber zumindest zeitweilig den Schlüchtsee aufsuchen. Marita Bücklers wollte nun von der Verwaltung wissen, was die übergeordneten Behörden zum Schutz des Sees unternehmen. Wie Bürgermeister Christian Behringer informierte, gehe nach Aussage der Experten vom Biber keine Gefahr aus, der See könne auch weiterhin ohne Einschränkung genutzt werden. Die Verwaltung stehe in ständigem Kontakt mit den zuständigen Behörden. Er betonte weiterhin, dass der Gemeinde die Hände gebunden seien, weil die Zuständigkeit klar bei den Naturschutzbehörden liege.
Eindeutige Spuren der Nager
Der Damm in Richtung Schlüchtseehof wurde bereits mehrfach von Experten des Regierungspräsidiums bei Ortsterminen überprüft. Dort gibt es nach Christian Behringers Worten bereits mehrere Stellen mit eindeutigen Spuren der Nager. Auch sollen einige Bäume gefällt werden. Insgesamt werden aus Sicht des Rathauschefs geplante Maßnahmen nicht zügig genug umgesetzt. Der sogenannte Bypass rund um das Bibergebiet wurde jedoch zwischenzeitlich fertig gestellt, so dass die Versorgung mit Löschwasser im Notfall sichergestellt sei.
„Beim angrenzenden Pumpwerk soll der Schacht erhöht werden, hier ist aber noch nichts passiert“, berichtete Christian Behringer. Die Informationen über den Sachstand am Schlüchtsee seien sehr unbefriedigend: „Ich höre hier nichts vom Regierungspräsidium oder vom Landratsamt“, betonte Christian Behringer. Darauf hin forderte Marita Bücklers: „Wir müssen die Experten einladen und Druck machen.“ Christian Behringer dankte ihr für die klaren Worte. Es müsse in der Tat etwas passieren, nur E Mail-Verkehr zwischen den verantwortlichen Behörden und der Gemeinde reiche nicht mehr.
Wissenswertes
Der Biber steht gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz unter strengem Schutz. Dies hat auch seinen Grund: Nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland stand das große Nagetier kurz vor der Ausrottung. Neben den veränderten Lebensbedingungen hatte sicherlich die Jagd auf den Biber dazu beigetragen. So wurde sein feines Fell früher intensiv genutzt. Nicht ohne Grund wurde der Nager zum Wappentier der Hutmacher gekürt. Auch pharmazeutisch war der Biber von großer Bedeutung. Sogenanntes Bibergeil (Sekret aus den Drüsensäcken) wurde als Schmerzmittel genutzt und stand als Viagra des Mittelalters hoch im Kurs. Auch in der Fastenzeit wurde der Biber kurzerhand als Fisch gewertet und dementsprechend als Fleischersatz verzehrt.