Die Freude war groß, als im vergangenen Jahr die neue Dorfhalle in Brenden eingeweiht werden konnte. Für das ambitionierte Projekt, bei dem Ehrenamtliche tatkräftig mit 1200 Arbeitsstunden mitgeholfen haben, hat die Gemeinde drei Millionen Euro investiert.

Kaum einer denkt heute noch an die Zeit der Ausgemeindungsbestrebungen vor 35 Jahren und die Sorge, als Dorf auf dem Brendener Berg nicht genügend Gewicht in der Kommunalpolitik zu bekommen. Die Wogen sind längst geglättet, die Gemeinde geeint.

Der Vorschlag, die Dorfhalle abzureißen statt zu sanieren und neu zu bauen, kam nicht von Brenden selbst, sondern von Birkendorfs Ortsvorsteher Norbert Schwarz. Es ist ein Beispiel dafür, wie das Miteinander selbstverständlich geworden ist.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Gesamtgemeinde blickt Rudi Zimmermann zurück auf die schwierigen Anfänge von Ühlingen-Birkendorf. Er war 40 Jahre Mitglied des Ortschaftsrats, davon 20 Jahre Ortsvorsteher und war auch an dieser Entwicklung beteiligt.

Als leidenschaftlicher Kommunalpolitiker seines Heimatortes war er bekannt. Sein Wirken brachte ihm viel Anerkennung aber auch große Herausforderungen.

Anfänge in der Kommunalpolitik

Zimmermanns politische Laufbahn begann in einer Zeit des Umbruchs. Die Gemeindereform, die den Zusammenschluss von acht Ortsteilen zur Großgemeinde brachte, war ein einschneidendes Ereignis für die Bevölkerung. Während viele Hoffnungen auf eine bessere Zusammenarbeit und stärkere Ressourcenbündelung gesetzt wurden, zeigten sich schnell Spannungen.

Zusammenarbeit mit fünf Bürgermeistern

Während seiner politischen Laufbahn von 1975 bis 2014 arbeitete Zimmermann mit allen fünf Bürgermeistern zusammen. Unterschiedliche Führungsstile und Prioritäten der Personen an der Gemeindespitze brachten sowohl Chancen als auch Herausforderungen.

In lebendiger Erinnerung bleibt ihm jene Gemeinderatssitzung 1994, als CDU-Mitglieder aus Protest den Sitzungssaal verließen. Bürgermeister Zentners Tirade gegen die Initiative zur Ausgemeindung von Berau und Brenden, sowie gegen den Vorschlag, Adolf Isele für dessen Verdienste zu ehren, waren der Auslöser für den Protest und ein Zeichen von Zerwürfnissen, die sich über Jahre hinzogen.

Die ersten drei Bürgermeister von Ühlingen-Birkendorf schafften es nicht, Kontroversen zu entschärfen und die Gemeinde in ein ruhiges Fahrwasser zu führen. So wurden erst Karl Sternadl, dann Hansgerd Hoffmann und schließlich Manfred Zentner jeweils nach ihrer Amtsperiode abgewählt.

Thomas Fechtig war der erste einheimische und wiedergewählte Bürgermeister der Gemeinde. Zimmermann führte als Vertreter Brendens durch Zeiten intensiver Diskussionen und politischen Disputs. Konflikte entstanden oft aus der Sorge, dass der eigene Ortsteil benachteiligt beziehungsweise andere bevorzugt werde.

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Der Kampf um Eigenständigkeit

Die anhaltenden Spannungen führten zur Initiative für Ausgemeindung von Brenden und Berau. Sie war ein Ausdruck des Unmuts über das politische Klima. Verantwortliche der beiden Ortsteile sahen in einer Ausgemeindung die Lösung zur Rückgewinnung der Autonomie und Eigenverantwortung. Die Initiative wurde erst im Mai 2010 offiziell aufgelöst. Nach Thomas Fechtigs Amtsantritt erwies sich Zimmermann als ausgleichende, pragmatische Kraft und Konstante in der Lokalpolitik.

Die Bürgerinitiative „Selbstständige Gemeinde Berau-Brenden e.V.“ mit dem Vorsitzenden Manfred Isele und dem stellvertretendem ...
Die Bürgerinitiative „Selbstständige Gemeinde Berau-Brenden e.V.“ mit dem Vorsitzenden Manfred Isele und dem stellvertretendem Vorsitzenden Rudi Zimmermann. Die Initiative löste sich im Mai 2010 auf. | Bild: Werner Steinhart

Obwohl die Initiative nicht bis zur letzten Konsequenz erfolgreich war, erzielte sie aus seiner Sicht dennoch wichtige Verbesserungen. Durch Verhandlungen und Druck, den diese Bewegung ausübte, sei es gelungen, mehr Kompetenzen für die Ortsteile zu gewinnen und eine Erhöhung des Ortsteils Budgets zu erhalten. Dies war ein bedeutender Schritt im Interesse von Brenden und Berau sowie der übrigen Ortsteile, die ihnen stärkeren Einfluss auf die Gestaltung ihrer Zukunft ermöglichen.

In der Amtszeit von Manfred Zentner formierte sich eine Bürgerinitiative, mit den damaligen Ortsvorstehern Manfred Isele (Berau) und ...
In der Amtszeit von Manfred Zentner formierte sich eine Bürgerinitiative, mit den damaligen Ortsvorstehern Manfred Isele (Berau) und Rudolf Zimmermann (Brenden) sowie Ortschafts- und Gemeinderäten der beiden Ortsteile (von links): Gerhard Bockstaller, Robert Eckert, Peter Meyer, Walter Mutter, Manfred Isele, Rudi Zimmermann, Heinrich Jordan und Peter Böhler. | Bild: Ursula Ortlieb

Rudi Zimmermann verstand es, durch politische Hartnäckigkeit die Anliegen seines Ortsteils und deren Umsetzung zu fördern. Lange vor 1975 lag ihm die Einrichtung eines Kindergartens am Herzen. Sein Antrag als Familienvater an die damals selbstständige Gemeinde Brenden wurde mehrfach abgelehnt. Kurz vor Eingemeindung entschied sich der Brendener Gemeinderat 1974 endlich zu einem eigenen Kindergarten, der im Dezember 1974 eingeweiht werden konnte.

Rückläufige Kinderzahlen führten 2010 jedoch zu dessen Schließung. Für sechs Kinder waren zwei Erzieherinnen beschäftigt, was aus Sicht von Verwaltung und Gemeinderat nicht verhältnismäßig war. Zimmermann musste dies schweren Herzens akzeptieren. 2012 konnte jedoch noch einmal eine ausgegliederte Gruppe des Kindergartens Berau in Brenden eingerichtet werden, wurde aber 2019 nach der Erweiterung des Kindergartens Berau endgültig aufgegeben.

Ein Vermächtnis für Brenden

Zimmermanns Bemühungen haben die Entwicklung von Brenden nachhaltig beeinflusst und auch die Bedeutung von kommunaler Eigenständigkeit und Identität unterstrichen. Sein Einsatz für die Einwohner und deren Anliegen war beispielhaft für kommunale Verantwortlichkeit. Brenden eine starke Stimme zu verleihen und die Weichen für eine selbstbewusste Zukunft zu stellen, hatte er stets im Fokus. 40 Jahre in der Kommunalpolitik setzte er sich mit Leidenschaft und einer tiefen Verbundenheit zu seinem Heimatort ein. Ohne Einmischung interessiert er sich nach wie vor für Dorf- und Gemeindepolitik und engagiert sich ehrenamtlich in Vereinen. Seine Zusammenarbeit mit fünf Bürgermeistern und sein unermüdlicher Einsatz für Brenden sind ein bedeutender Teil der Geschichte der Großgemeinde.