Herr Isele, warum wollen Sie ausgerechnet Bürgermeister von Grafenhausen werden, einem Ort, in dem der amtierende Rathauschef eine zweite Amtsperiode anstrebt? Sehen Sie in der bisherigen Kommunalpolitik gravierende Fehler, die Sie verändern wollen?
Welche gravierenden Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden, überlasse ich dem Urteil der Grafenhausener Bürgerinnen und Bürger. Mich interessiert ausschließlich, ob ich Grafenhausen ein guter Bürgermeister sein kann. Davon bin ich überzeugt. Und Grafenhausen gefällt mir. Ich mag die Gemeinde und die Menschen und weiß, mit ihnen kann ich etwas bewegen. Meine Frau und ich würden uns sehr freuen, in Grafenhausen zu leben.
Wie beurteilen Sie die finanzielle Lage der Gemeinde Grafenhausen?
Grafenhausen steht finanziell besser da, als viele Gemeinden. Dennoch erfordern Schulden in Höhe von insgesamt 3,8 Millionen Euro eine umsichtige, sparsame Haushaltspolitik. Sonst sehe ich die Gefahr, dass die ohnehin schon hohen Gebühren für Wasser und Abwasser noch weiter steigen. Zu meinen jetzigen beruflichen Aufgaben gehört auch die verantwortliche Haushaltsplanung für jährlich etwa 18 Millionen Euro. Ich weiß also, wovon ich rede.
Bei der Breitbandversorgung hat Grafenhausen in der Tat einen beispielhaften Schritt in die Zukunft getan. Welche Trends liegen den Bürgern weiterhin am Herzen?
Breitbandversorgung ist ohne Frage überaus wichtig und wird daher bundesweit in zahllosen Kommunen mit massiven Zuschüssen gefördert. Die Frage nach Trends der Bürger kann ich nicht beantworten, weil ich nicht weiß, was damit gemeint ist.
Wo sehen Sie Möglichkeiten, die Attraktivität Grafenhausens zu steigern?
Dazu nehme ich in der heutigen Kandidatenvorstellung und in meiner Broschüre am Wochenende ausführlich Stellung. An dieser Stelle beispielhaft nur soviel: Maßnahmen für die Lebensqualität aller Generationen, Umstrukturierungen im Fremdenverkehr, um ihn zu beleben, Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. Maßvolles Wachstum von Wohnraum für Einheimische und auch Neubürger in Grafenhausen und den Ortsteilen.
Es wird aber die Kunst sein, die bestehende Infrastruktur zu erhalten und auszubauen. Haben Sie hierfür ein Konzept?
Es gehört zur alltäglichen Aufgabe eines Bürgermeisters, bestehende Infrastruktureinrichtungen zu erhalten und auszubauen. Dafür braucht es keine Kunst, sondern echtes Engagement, Fleiß, Sachverstand, ein enges Miteinander mit der Bürgerschaft und vor allem Sorgfalt.
Im Bereich Bildung ist vieles in Bewegung. Wie steht es um die Zukunft der Schlüchttal-Schule in Grafenhausen?
Dass die Schule Bestandsschutz genießt, ist sehr erfreulich. Mir kommt es nun darauf an, die bisherige, äußerst qualitätsvolle Zusammenarbeit von Schulleitung, Lehrerschaft und Eltern zu erhalten und auszubauen. Dafür stehe ich persönlich ein – schon heute pflege ich einen vertrauensvollen Kontakt mit Lehrern und Eltern. Zusammen mit meinem künftigen Engagement für junge Familien wird es gelingen, dass die Schule auch den Anforderungen der Zukunft gerecht werden kann. Dies gilt selbstverständlich auch für die Grundschule.
Schulträger der Schlüchttal-Schule ist der Schulzweckverband, der in der letzten Zeit vollkommen in der Versenkung verschwunden ist. Kocht zwischenzeitlich wieder jede Gemeinde ihr eigenes Süppchen?
Ich zitiere Bürgermeister Christian Behringer: „Man kann sich die Frage stellen, was der Zweckverband bringt, aber auch, was er schadet.“ (Zitat vom 25. Oktober 2016). Dem widerspreche ich. Entweder wir halten den Zweckverband für wichtig, dann müssen wir ihn mit Leben füllen. Oder wir halten ihn für unnötig, dann müssen wir einen Schlussstrich ziehen. Sich nicht zu entscheiden, ist unverantwortlich. Es macht eine vorausschauende Planung unmöglich. Ich jedenfalls werde zügig Gespräche mit den Bürgermeistern von Ühlingen-Birkendorf, Bonndorf, Stühlingen und Wutach führen sowie mit unserer Lehrer- und Elternschaft. Und dann gemeinsam mit dem Gemeinderat eine Entscheidung treffen.
Welche Bedeutung hat für Sie die Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen?
Eine überaus große Bedeutung. Wer heute Kommunalpolitik verantwortet, muss über den Tellerrand hinausschauen. Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen beginnt wie gesagt bei den Schulen, umfasst zum Beispiel die Entwicklung des Tourismus, ist für Straßenplanung und den Öffentlichen Personennahverkehr unerlässlich. Hier die Interessen Grafenhausens mit Nachdruck zu vertreten, betrachte ich im Fall meiner Wahl als selbstverständlich – übrigens auch gegenüber Kreistag, Regierungspräsidium und unseren Abgeordneten im Land- und Bundestag sowie Europarat.
Den Bürgermeisterkollegen werde ich überdies eine Einkaufsgemeinschaft für den laufenden Bedarf unserer Verwaltungen vorschlagen. Zum Beispiel für Büromaterial und -ausstattung, Computer und Software, Bestuhlungen und auch für Anschaffungen des Bauhofs. Da können wir alle viel Geld sparen.
Warum sollen die Wählerinnen und Wähler in Grafenhausen Ihnen ihre Stimme geben?
Weil ich ein Bürgermeister mitten unter den Menschen sein werde. Mit Herzblut und Sachverstand, mit Tatkraft und Freude am Gestalten. Bürgermeister von Grafenhausen – es wäre meine Lebensaufgabe.
Zur Person
Mario Isele ist 38 Jahre alt und wohnt in Bonndorf. Er ist verheiratet, Sohn Mattis ist vier Jahre alt. Ausbildung: Staatliche Verwaltungsschulen und Stadtverwaltung Bonndorf. Berufliche Tätigkeit: Seit 2012 leitender Verwaltungsangestellter beim Erzbistum Freiburg, verantwortlich für die Organisation von 32 Kindergärten. Kontakt: www.mario-isele.info, sowie per E-Mail (post@mario-isele.info).