Herr Kaiser, was war Ihre Motivation zu diesem Projekt?
Das Ganze geht zurück auf das Jahr 2016, als engagierte Birkendorfer, angeführt von Ortsvorsteher Norbert Schwarz, in Eigenarbeit das Denkmal statisch saniert haben. Das Denkmal ist 1897 vom Kriegerverein Birkendorf zu Ehren der 21 Birkendorfer Kriegsteilnehmer am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 errichtet worden und drohte, umzufallen. Ich habe dann den Antrag an den Ortschaftsrat gestellt, das Denkmal wieder in seinen originalen Zustand zu versetzen, indem man die ursprüngliche Veteranentafel mit den Namen der Kriegsteilnehmer von 1870/71 anbringt. Jene Tafel hatte man in den 1970er Jahren durch eine Tafel ersetzt, auf der man ohne Namensnennung den Gefallenen der Weltkriege gedenkt. Die ursprüngliche Veteranentafel habe ich auf dem Speicher des ehemaligen Birkendorfer Rathauses wieder gefunden.

Warum ist Ihrem Antrag in dieser Form nicht entsprochen worden?
Es war so, dass man in Birkendorf vor knapp 50 Jahren merkte, dass es im Ort keinerlei Gedenken für die Gefallenen der beiden Weltkriege gibt. Man hatte daraufhin die Idee, das vorhandene Kriegerdenkmal, das als eine Art „Siegesdenkmal“ von den Vorfahren errichtet worden war, einfach zum Gefallenendenkmal umzufunktionieren. Dazu wurde die Veteranentafel durch eine allgemein gehaltene Gedenktafel ersetzt. Nach rund 80 Jahren wurde das „Siegesdenkmal“ dann für fast 50 Jahre ein Gefallenendenkmal, an dem auch die Gedenkfeiern am Volkstrauertag stattfanden. Ortsvorsteher Schwarz war deshalb gegen den Umtausch.
Sie haben daraufhin das Landesdenkmalamt um eine Stellungnahme zu dem Kriegerdenkmal gebeten. Wie ist diese ausgefallen?
Ich erhielt den Bescheid, dass durch den Austausch der Platten eine „neue Schicht“ des Denkmals zum Vorschein gekommen sei, die insbesondere das Umdenken der Gemeinde dokumentiere. Denkmäler könnten also ihre Bedeutung im Laufe der Zeit ändern. Die Behörde schlug gleichzeitig vor, die alte Gedenktafel in der Nähe des Denkmals – verbunden mit einer Erläuterung – aufzustellen.

Was bedeutet das nun für das Denkmal?
Das Denkmal ist für uns nun weder ein Siegesdenkmal noch ein Gefallenendenkmal, sondern einfach ein heimatgeschichtliches Denkmal, in dessen Aussage sich deutsche Geschichte spiegelt.
Auch die alte Veteranentafel erstrahlt wieder in altem Glanz, Sie haben sie selbst restauriert.
Vor meinem Studium habe ich im väterlichen Geschäft Malermeister gelernt, und es war mir wirklich eine Freude, zu einem Pinsel zu greifen und die Namen der „ruhmreichen Krieger“ von 1870/71 wieder zu vergolden. Diese Namen, zu denen auch drei Urgroßväter von mir gehören, spiegeln auch die Familiengeschichten unseres Dorfes wieder. Das ist eine weitere wichtige Eigenschaft dieser Tafel. Ganz wichtig bei der ganzen Aktion war die Unterstützung durch Ortsvorsteher Schwarz. Die Zwillinge Johannes und Andreas Schropp haben das Gestänge für die Tafeln angefertigt und Otto Albrecht hat das dann zementiert. Dieses Denkmal ist das einzige historische Monument im Dorf, und ich freue mich, dass seine Geschichte wieder erfahrbar ist.
Zur Person
Josef Kaiser, pensionierter Oberstudienrat, ist in Birkendorf geboren und aufgewachsen. Er lebt mit seiner Ehefrau in Freiburg, hat aber seinen Zweitwohnsitz in Birkendorf. Er ist der Autor der Birkendorfer Chronik, die 2015 erschienen ist. Mit viel Engagement forscht er weiter bei historischen Themen rund um Birkendorf.