Ursula Ortlieb

Josef Kaiser, Autor der Birkendorfer Chronik, meldete sich in der Bürgerversammlung in Sachen Kriegerdenkmal zu Wort. Nach der im Jahr 2016 erfolgten baulichen Sanierung dieses Bauwerks regte er an, "die eigentliche Bestimmung des Denkmals noch einmal zu überdenken."

Es war vom Militärverein Birkendorf 1897 zu Ehren der 21 Kriegsteilnehmer von 1870/71 gegen Frankreich errichtet worden. Um 1970 hat die Gemeinde Birkendorf die Erinnerungstafel an die "Helden" von 1870/71 durch eine Gedenktafel für die Gefallenen der beiden Weltkriege ersetzt, um das Manko eines Gedenkens an diese Gefallenen im Dorf zu beheben.

Aus dem Siegesdenkmal von 1893 wurde in den 70igern ein Gefallenendenkmal des Zweiten Weltkriegs. Bilder: Ursula Ortlieb
Aus dem Siegesdenkmal von 1893 wurde in den 70igern ein Gefallenendenkmal des Zweiten Weltkriegs. Bilder: Ursula Ortlieb

Für Josef Kaiser stellte sich schon länger die Frage, ob man das Denkmal durch Wiederanbringung der alten Tafel nicht doch wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzen sollte. Auch das Siegesdenkmal in Freiburg, das in größerer Ausgabe in seiner Entstehung und Bestimmung dem Birkendorfer Denkmal entspricht, wird gerade nach den Straßenumbauten in seinen Originalzustand unverändert wieder aufgebaut. Josef Kaiser erfuhr beim Denkmalamt Baden-Württemberg, dass die Erhaltung des Denkmals wegen seines dokumentarischen Wertes im öffentlichen Interesse liege und daher unter Denkmalschutz stehe.

Die Denkmalschützer sind aber auch der Meinung, dass bei so einem Bauwerk im Laufe der Zeit verschiedene "Schichten" zum Vorschein kommen können und sich so eine Aussage ändern kann. Daher spricht sich das Denkmalamt dafür aus, die vor 40 Jahren angebrachte Gefallenentafel hängen zu lassen und die alte gusseiserne Tafel mit einer Erläuterung in der Nähe aufzustellen, was auch dem Vorschlag von Ortsvorsteher Norbert Schwarz entspricht.

Josef Kaiser ergänzte, dass alleine die Familiennamen auf der Tafel an die "1870/71-Krieger" ein heimatgeschichtliches Erbe darstellen. Er erklärte sich bereit, den Text für die Erläuterungstafel zu formulieren. Dabei soll ein Bogen von der Errichtung des Gedenksteins als Siegesdenkmal gegen den "Erzfeind" Frankreich bis zur heutigen Freundschaft mit der französischen Partnergemeinde Machecoul, die in diesem Jahr 45 Jahre alt wird, geschlagen werden.

Erinnerungstafel an die Helden des Krieges gegen Frankreich 1870/71.
Erinnerungstafel an die Helden des Krieges gegen Frankreich 1870/71.

Aus dem bisherigen Krieger/Siegesdenkmal und späteren Gefallenendenkmal soll so ein heimatgeschichtlicher Gedenkstein werden. Josef Kaiser schlug des Weiteren vor, auch eine Gedenktafel für die Namen der 26 Gefallenen des Ersten Weltkriegs, der vor 100 Jahren zu Ende ging, neben der Erinnerungstafel für die 36 Gefallenen des Zweiten Weltkriegs auf dem Friedhof anzubringen. Erwin Metzler aus Igelschlatt hatte diese Tafel für seine Kriegskameraden aus eigener Tasche vor einigen Jahren gestiftet.

Josef Kaiser schlug außerdem vor, dass man an verschiedenen historischen Häusern in Birkendorf, wie Rathaus, Schule, Pfarrhaus, alte Volksbank und anderen Gebäuden Erläuterungsschilder anbringen sollte, die die Geschichte dieser Häuser dokumentieren. Er merkte an, dass Birkendorf zwar seine Selbstständigkeit verloren habe, aber nicht auch noch seine Geschichte verlieren dürfe. Für seine Vorschläge erhielt Josef Kaiser von der Versammlung Zustimmung und viel Beifall.