Wilfried Dieckmann

Neben dem Landkreis und etlichen Kommunen hat sich nun auch die Gemeinde Grafenhausen der „Initiative Motorradlärm“ angeschlossen. Mit einer Gegenstimme sprach sich der Gemeinderat in der jüngsten Ratssitzung für einen Beitritt aus.

Kosten sind mit dem Beitritt nicht verbunden. Gemeinderat Oliver Haberstroh (CDU) sprach sich dafür aus, die Initiative nicht nur auf Motorräder zu begrenzen, sondern generell auf Motorenlärm auszuweiten. Eine Forderung, die übrigens auch vom Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) gestellt werde. „Damit müssten wir eine neue Initiative schaffen“, meinte Bürgermeister Christian Behringer zu diesem Ansinnen.

Die Interessenvertretung der Motorradfahrer hat sich bereits vor Jahren bei der Kampagne „Laut ist out“ klar positioniert und fordert die Einhaltung der Lautstärkenobergrenze. Weiterhin fordert der Verband ein konsequentes Vorgehen gegen vorsätzliche Manipulationen an Auspuffanlagen und den Verzicht auf Auspuffklappensteuerungen und andere technische Einrichtungen zur Erhöhung der Lautstärke. 

Eine zunehmende Verkehrs- und Lärmbelästigung durch Motorräder ist für viele Menschen nicht nur im Landkreis Waldshut ein Ärgernis. So haben bereits im vergangenen Jahr mehrere Städte und Gemeinden die Kampagne „Silent Rider“ (deutsch: Ruhige Fahrer; sogenannte Eifel-Initiative) auf den Weg gebracht. Auch in Baden-Württemberg haben sich Land und Kommunen gegen Motorradlärm zusammengeschlossen.

Bei einem Treffen des Lärmschutzbeauftragten der Landesregierung, Thomas Marwein, und kommunalen Vertretern fiel im August 2019 der Startschuss für eine gemeinsame Initiative von Land und Kommunen gegen Motorradlärm. „Der Zusammenschluss so vieler Gemeinden ist ein deutlicher Weckruf, dass gegen Motorradlärm dringend vorgegangen werden muss“, sagte Landtagsabgeordnete Thomas Marwein, der sich von der Initiative erhofft, „dass wir als gemeinsames Sprachrohr in Zukunft zu konkreten Ergebnissen kommen werden“. Mit der Berufung eines Lärmschutzbeauftragten nimmt Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle ein.

Dennoch sind die Handlungsmöglichkeiten zur Eindämmung von Motorradlärm für Land und Kommunen sehr gering. Mögliche Ansatzpunkte für spürbare Verbesserungen hinsichtlich des Motorradlärms wären beispielsweise geänderte Zulassungsregelungen durch leisere Bauweise und Anpassungen der Straßenverkehrsordnung in Form von Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Verkehrsverboten an neuralgischen Punkten und Zeiten, wie an Sonn- und Feiertagen in Erholungsgebieten.

Keine „pauschale Verurteilung“

Motoren aller Art haben im Regelfall ein erhebliches Lärm- und Geräuschentwicklungspotential. Bei Motorrädern lassen legale Umbauten und illegale Manipulationen den „Sound“ deutlich ansteigen und sorgen so dafür, dass dieser häufig als „aggressiv“ empfunden wird. Auch die Fahrweise, wie ständiges und starkes Beschleunigen sowie hochtouriges Fahren lassen den Lärmpegel zusätzlich ansteigen. Betroffen davon ist nach einem Schreiben von Landrat Martin Kistler auch der Landkreis Waldshut, der landschaftlich reizvolle und für Motorradfahrer attraktive Strecken aufweist, die bei schönem Wetter zahlreiche Motorräder aus nah und fern anziehen.

Der Landrat kann den von der „Initiative Motorradlärm“ vorgelegten Forderungskatalog und die Mehrzahl der aufgeführten Punkte „voll unterstützen“ (siehe Infobox). Eine pauschale „Verurteilung“ der Motorradfahrer aber sollte vermieden werden.