„Das gibt nicht einmal mehr Heu“, sagt Werner Jockers, Vorsitzender des Vereins Wildgehege Waldshut, während sein Wagen im Waldshuter Wildgehege an einer gelben Fläche vorbei rumpelt, die einst mal Gras gewesen ist. Die Hitze in den vergangenen Wochen, so Jockers, habe der Natur im Wildgehege spürbar zugesetzt. Und das hat drastische Auswirkungen auf einen Teil der Wildgehege-Bewohner, erklärt der Vorsitzende. „Wir haben eigene, angepachtete Wiesen, einen eigenen Traktor und Ladewagen“, erzählt Jockers. Normalerweise reichen die eigenen Argrarflächen, um die Tiere im Wildgehege zu versorgen.

Die Futterflächen sind verdorrt

Nun ist aber nichts da zum Ernten, die Hitze hat die Wiesen verdorren lassen. Doch gerade das Wild und die Steinböcke benötigen als Wiederkäuer das saftige Grün, um im Sommer über die Runden zu kommen. Deswegen setzt Jockers nun auf Obst wie zum Beispiel Äpfel, um den Ausfall an Grünfutter zu kompensieren. „Die Wiederkäuer brauchen aufgrund ihres Magensystems Nahrung mit Volumen. Äpfel sind da ein guter Ersatz“, erklärt der Vorsitzende.

Werner Jockers steht dort, wo eigentlich grünes Gras sein sollte. Durch die Hitze ging viel Futterfläche der Tiere im Wildgehege verloren.
Werner Jockers steht dort, wo eigentlich grünes Gras sein sollte. Durch die Hitze ging viel Futterfläche der Tiere im Wildgehege verloren. | Bild: Ann-Kathrin Bielang

Wildgehege ist auf Unterstützung angewiesen

Und da sei das Wildgehege nun auf Unterstützung angewiesen. Jockers: „Durch Mund-zu-Mund-Propaganda haben wir schon einige Kisten mit Fallobst bekommen.“ Auch von der Tafel bekomme das Wildgehege Obst, erklärt der Vorsitzende und zeigt auf eine Kiste voller Bananen, die für die Fütterung der Rothirsche vorgesehen ist. Das Obst werde in der Tafel aussortiert, aber die Tiere essen sie samt Schale, so Jockers. Der Vorsitzende hofft, dass er wieder Hilfe aus der Bevölkerung bekommen wird. „Schon bei den Sturmschäden vor einem Jahr und im vergangenen Januar gab es eine große Resonanz“, so Jockers.

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Damals waren Bäume auf die Gehege gestürzt und alles war verwüstet. „Ich erinnere mich noch an die Tiere und ihren starren Blick, es war furchtbar.“ Wer also Fallobst hat, könne es im Wildgehege abgeben, sagt Jockers.

Raubvögel sind nicht betroffen

Anders als beim Wild ist die Futtersituation bei den Vögeln im Wildgehege nicht von der Hitze beeinflusst worden. Die Raubvögel bekommen als Nahrung unter anderem Eintagsküken, die eingekauft werden. „So schlimm sich das anhört, aber in der Industrie sind die Küken ein Abfallprodukt“, erklärt Jockers das Futter für die Vögel. Auch mit Wasserknappheit habe das Wildgehege nicht zu kämpfen, gibt der Tierarzt Auskunft. „Jedes Gehege hat einen Brunnen, das Wasser wird von den Stadtwerken zum Wildgehege hochgepumpt.“

Waldbrandgefahr ist noch Thema

Neben den verdorrten Futterflächen bereitet dem Vorsitzenden aber noch ein weiterer Punkt Sorgen. Aufgrund der Hitze in den vergangenen Wochen herrscht auch im Wildgehege Waldbrandgefahr.

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„Die Landschaft hier ist wie Zunder. Wenn es brennt, wäre es eine Katastrophe“, sorgt sich Jockers um die Tiere und die Waldfläche. Deswegen gelte im Wildgehege gerade absolutes Feuerverbot. Auch die zwei Grillstellen, die den Gästen ansonsten im Sommer zu Verfügung stehen, habe man vorsichtshalber geschlossen. Der vereinzelte Regen der vergangenen Tage hat da keine Entspannung gebracht. „Es war zu wenig, das ist ja alles verdunstet und nicht in die Erde eingezogen“, sagt Jockers. Damit in Sachen Waldbrandgefahr wieder Entwarnung gegeben werden kann, müsste es einmal mehrere Tage lang richtig regnen, sagt Jockers.

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Das Wildgehege und der Verein

Das Waldshuter Wildgehege findet gerade bei schönem Wetter großen Anklang und wird von vielen Familien besucht.

  1. Wer kümmert sich um das Wildgehege? Um das Wildgehege kümmert sich der Verein Waldshuter Wildgehege, dessen Vorsitzer Werner Jockers ist. Der Verein hat nur zehn Mitglieder, die alle ehrenamtlich tätig sind. Sie kommen aus verschiedenen Berufsgruppen. Dazu kommt der einzige hauptberufliche Mitarbeiter Hubert Rossa. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem das Pflegen und Füttern der Tiere sowie Reperaturarbeiten. Er wird von der Stadt Waldshut-Tiengen bezahlt, da das Waldshuter Wildgehege als eine bedeutende Freizeiteinrichtung gilt.
  2. Wie groß ist das Areal und welche Tiere gibt es dort? Auf mittlerweile 22 Hektar leben rund 200 Tiere, darunter unter anderem Rotwild, Sikawild, Muffelwild, Damwild, Zwergziegen, Uhus, Steinadler, Rabenvögel, Wildschweine und Steinböcke. Dabei ist es Werner Jockers wichtig, dass alle Tiere im Wildgehege auch natürlich in der Region vorkommen. Am exotischsten ist der Alpensteinbock, der in den Schweizer Alpen beheimatet ist.
  3. Was kostet ein Besuch im Wildgehege? Das Areal ist frei zugänglich und kostet keinen Eintritt. Wer das Wildgehege unterstützen will, kann bei seinem Besuch freiwillig einen Betrag bezahlen oder eine Spende an den Verein überweisen. (hal)