Zu Beginn unserer Reise durch das Wildgehege kommen wir bei den Raubvögeln an einer ungewöhnlichen Familienkonstellation vorbei.
Da Bussard Maxi (links) nur unbefruchtete Eier legt, werden diese immer wieder durch Turmfalken-Eier ausgetauscht. Die Vogelmama stört sich nicht daran und zieht ihre Adoptivkinder "liebevoll auf", wie Werner Jockers, Vorsitzender des Vereins Wildgehege Waldshut, erklärt. Mittlerweile konnten so etliche Turmfalken großgezogen und ausgewildert werden.
Einen ungewöhnlichen Nachbarn haben die Uhus, die im Wildgehege leben. Direkt neben ihnen wohnt ein Hahn. Der ist zwar kein wildlebendes Tier, doch das Waldshuter Wildgehege nimmt öfters mal Findelkinder auf und besorgt ihnen ein kleines Plätzchen. Die gefiederten Nachbarn kommen ganz ohne Streitigkeiten aus.
Eine Art Außenseiter ist dieser Rothirsch, der nicht unter seinesgleichen, sondern beim Sikawild lebt. Er wurde von Menschen aufgezogen und dem Wildgehege übergeben. Da die Rothirsche ihn nicht akzeptierten, konnte er nicht bei ihnen bleiben und lebt seitdem mit dem Sikawild zusammen.
Einziger Nachteil: Für seinen neuen Platz in der Sika-Gruppe wurde der Rothirsch kastriert, damit keine Mischarten entstehen.
Ein besonderer Zeitpunkt für die Besucher ist die Fütterungszeit. Mitarbeiter Hubert Rossa kümmert sich um das leibliche Wohl der Tiere und bringt in seinem Jeep das Futter zu den einzelnen Gehegen.
Das Sikawild war ursprünglich in Asien, genauer gesagt Korea, Taiwan, Japan, im Norden Vietnams und einem Teil Chinas beheimatet. Durch den Menschen kam es nach Europa. Wild lebende Sikahirsche sind im Klettgau anzutreffen.
Für die Fütterung des Wilds gibt es heute Äpfel. Auch wenn diese aufgrund ihrer Größe für die Tiere etwas beschwerlich zu kauen sind, lässt sich das Sikawild die Portion Obst sichtlich schmecken.

Während die Sikas schon kräftig reinhauen, wartet das Damwild im gegenüberliegenden Gehege noch auf das Futter. Die Damhirsche kommen ursprünglich aus Asien, wurden jedoch früher an den europäischen Adelshöfen gehalten und fanden so Einzug nach Deutschland – und auch an den Hochrhein. Von den Tieren bleibt die Fütterung ihrer Artgenossen nicht unbemerkt und hungrig erwarten sie ihre Portion bereits am Zaun.

Neben frischem Gras beziehungsweise frischem Obst (sogenanntes Saftfutter) spielt auch das Kraftfutter eine wichtige Rolle in der Ernährung der Wildtiere. Dieses besteht aus verschiedenen Getreidesorten und auch – wohl dosiert – Brot. Die Rothirsche nehmen die abwechslungsreiche Kost aus Saft- und Kraftfutter gerne an und essen sich unter den Blicken neugieriger Besucher satt.
Nach dem Essen werden erst einmal wieder alle zusammengetrommelt. Diese Damwild-Mutter nutzt einen Lockruf, um ihr Kleines anzulocken. Dabei hat jede Mutter einen individuellen Klang, auf den nur die eigenen Nachkommen reagieren.

Anstelle von Äpfeln bekommen die Uhus eine proteinreichere Nahrung. Sie werden mit Küken gefüttert, die vom Wildgehege eingekauft werden. Dies mag zwar auf den ersten Blick unschön aussehen, doch auch in freier Wildbahn ernähren sich die nachtaktiven Uhus von kleineren Tieren wie Ratten, Mäusen oder kleineren Vögeln.

Schwein gehabt: Auch außerhalb der Fütterungszeiten bekommen die Wildschweine am Ende einen kleinen Leckerbissen vom Vorsitzenden Werner Jockers höchstpersönlich.
Während die anderen Wildgehege-Bewohner mit dem Essen beschäftigt sind, liegt diese Zwergziege in aller Ruhe auf einem Stein. Kein Wunder, denn an Fressen sollte es ihr nicht fehlen. Die Zwergziegen zählen nämlich zu den Stars bei den Kindern und werden über den Tag verteilt fleißig von etlichen Kinderhänden mit dem im Wildgehege erhältlichen Futter versorgt.