Die Corona-Krise hat jetzt dazu geführt, dass die Jahreshauptrevision des Schweizer Kernkraftwerks Leibstadt (KKL) gegenüber Waldshut deutlich kürzer wird als geplant. Der geplante Austausch des Turbinenkondensators soll auf 2021 verschoben werden. Dies hat das Unternehmen mitgeteilt. Weil jetzt weniger externe Fachkräfte benötigt werden, bedeutet das auch vorerst den Verzicht auf die umstrittene Containersiedlung auf dem ehemaligen Papierfabrik-Gelände in Albbruck. Jedoch sollen die Unterkünfte voraussichtlich im Frühjahr 2021 errichtet werden, wenn das Turbinenprojekt nachgeholt wird.

An den Jahreshauptrevisionen im KKL sind stets auch zahlreiche externe Fachkräfte aus dem Ausland beteiligt. Die Corona-Krise, mit der Grenzschließungen und Auflagen zum Gesundheitsschutz einher gehen, hat jedoch die Situation verkompliziert. Das KKL hatte bereits mitgeteilt, das Projekt überprüfen und gegebenenfalls anpassen zu wollen. Nun teilte das Werk mit: „Angesichts der aktuellen Lage und der Verfügbarkeit von Personal in den nächsten Monaten“ werde die Revision verkürzt und primär auf den Wechsel der Brennelemente sowie Inspektions- und Instandhaltungsarbeiten konzentriert. Ergänzend dazu gebe es einzelne Erneuerungsarbeiten.

Verschoben auf das nächste Jahr werden soll der aufwändige Austausch des Turbinenkondensators. Wegen dieses Großprojekts hätte die Revision, die ursprünglich vom 11. Mai bis 9. August geplant war, 90 Tage gedauert. Nun soll die Revision am 29. Juni starten und voraussichtlich 43 Tage umfassen.

Das KKL: „Durch diese Anpassungen wird sich die Zahl der externen Fachkräfte stark reduzieren.“ Jolanda van de Graaf von der KKL-Medienstelle sagte auf Anfrage dieser Zeitung, die Zahl werde nach ersten Schätzungen von rund 1700 auf deutlich weniger als 1000 verringert. Und: „In der Detailplanung wird nun geprüft, wie weit das externe Personal noch weiter verringert werden kann und mit welchen Maßnahmen (zum Beispiel Schichtbetrieb) wir sicherstellen werden, dass alle Corona-Maßnahmen eingehalten werden.“

Wegen des ursprünglichen Großprojekts in Leibstadt war auf dem ehemaligen Gelände der Papierfabrik Albbruck eine provisorische Siedlung für rund 350 externe Fachkräfte geplant, die täglich zur Arbeit über die Grenze nach Leibstadt pendeln sollten. Hans Rudolf Stalder, Projektleiter der Schweizer Vertragsfirma Fieldcore Service Solutions, sagte auf Anfrage zu den Umplanungen des KKL: „Das bedeutet, dass wir auf das Containerdorf verzichten werden.“ Das Vorhaben, das die Präsenz von Personal aus unterschiedlichen Ländern wie etwa Portugal, Polen, Ungarn und Österreich in Albbruck bedeutet hätte, war vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie in der Region zusehends kritischer gesehen worden. Unklar war allerdings auch, ob Einreise und der Pendelverkehr angesichts der restriktiven Grenzbestimmungen überhaupt möglich gewesen wären.

Wegen der reduzierten Jahresrevision komme man nun mit deutlich weniger Personal aus, erklärte Hans Rudolf Stalder. Daher könnten die Fachkräfte auch anderweitig untergebracht werden.

Wenn beim KKL im nächsten Jahr das Großprojekt Turbinenkondensator ansteht, wird laut einer Mitteilung der Firma Fieldcore das Containerdorf jedoch wieder aktuell. Die Turbinenarbeiten sollen voraussichtlich im Frühjahr 2021 stattfinden, teilte die Vertragsfirma unter Berufung auf das KKL mit. Roger Banacki von Fieldcore in einer Mitteilung an suedkurier.de: „Unser Baugesuch ruht derzeit, wird aber im Laufe des Herbsts dieses Jahres wieder aufgenommen werden, so dass wir für den Bau eines Containerdorfes geplant ab voraussichtlich April 2021 eine entsprechende Genehmigung vorliegen haben. Wir sind laufend mit Vertretern der Gemeinde Albbruck in enger Abstimmung.“