Die Sorge vor einem Totalausfall der Stromversorgung – neudeutsch: Blackout – macht aktuell vielerorts die Runde. In einschlägigen Foren werden Ängste geschürt und Horror-Szenarien gezeichnet.

Doch wie berechtigt sind sie Sorgen? Wie ist die Stadt vorbereitet und wie steht es eigentlich um die Energiesparbemühungen in der Stadt? In der jüngsten Gemeinderatssitzung gab es Antworten.

Wie sicher ist die Stromversorgung aus Sicht der Experten?

Die Wahrscheinlichkeit eines flächendeckenden Stromausfalls wertet Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Pflüger als extrem gering. „Aber eine hundertprozentige Sicherheit gibt es im Leben natürlich nie“, schränkt er ein.

Auch der Technische Leiter der Stadtwerke, Andreas Rutschmann, betont, dass die Stadtwerke in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen hätten, um für Sicherheit zu sorgen. Die früheren Oberleitungen seien beispielsweise fast komplett unterirdisch verlegt worden. Die letzten Maßnahmen zur Komplettierung seien bereits in Planung.

Gleichwohl kalkulieren die Stadtwerke Waldshut-Tiengen eher mit partiellen Ausfällen – vorwiegend infolge technischer Defekte oder Unwetter – als mit einem kompletten Netzausfall, so Rutschmann.

Generell hänge die Versorgungssicherheit freilich von verschiedenen Faktoren ab – und hier könne besonders ausschlaggebend sein, wie sich der Winter entwickelt. „Wichtig ist, dass jeder seinen Beitrag leisten muss, damit wir gut über die Runden kommen“, betont Pflüger.

Was geschieht im Falle eines Stromausfalls?

Bei räumlich begrenzten Blackouts innerhalb des Stadtgebiets und den Ortsteilen, obliegt die Verantwortung der Stadt. Dann werde ein Krisenstab einberufen, es soll Anlaufstellen, etwa in kommunalen Einrichtungen und Hallen geben, in denen die Bürger sich sammeln, aufwärmen und gegebenenfalls Strom für Akku-betriebene Geräte beziehen könnten, so Frank.

Entsprechende Informationen an die Bevölkerung werden demnach über die Feuerwehr verteilt. Freilich sei für einen solchen Fall auch Nachbarschaftshilfe gefragt, vor allem wenn sich ein solcher Notfall über mehrere Tage hinziehen sollte.

Eine Notstromversorgung sei im Bereich der Trinkwasserversorgung eingerichtet, damit auch Wasser gepumpt werden könne, wenn das Netz nicht verfügbar sei, so Rutschmann. Gegebenenfalls könnten auch einzelne Straßen oder Ortsteile über Notstromaggregate versorgt werden: „Die ganze Stadt auf diese Weise abzusichern ist allerdings nicht darstellbar“, bedauerte Rutschmann.

Und: Ein solches Szenario gilt auch nur für begrenzte Stromausfälle von maximal einigen Tagen Dauer, schränkte Frank ein. Sollte es tatsächlich zu einem größeren Katastrophenfall kommen, ginge die Verantwortung an den Landkreis über.

Wie steht es mit der Preisentwicklung?

Natürlich haben die Energiepreise Rekordwerte erreicht, vor allem wenn man sie mit den verhältnismäßig niedrigen Niveaus der vergangenen Jahre vergleiche. Daran gebe es laut Siegfried Pflüger nichts zu diskutieren.

Allerdings könnten die Stadtwerken ihren Haushaltskunden mit einem Verbrauch von bis zu 100.000 Kilowattstunden pro Jahr nach wie vor gute Konditionen bieten – vor allem weil der Energieversorger eine langfristige Einkaufsstrategie fahre: „Wir können allen Kunden im Netzgebiet noch Strom für 47 Cent pro Kilowattstunde bieten“, so Pflüger. Viele andere Anbieter lägen bereits bei deutlich über einem Euro.

Bei Großkunden sehe die Sache anders aus, schildert Pflüger. Hier werde die Energie erst nach Vertragsabschluss eingekauft, so dass auch größere Preisschwankungen vorkommen könnten.

Generell gebe die aktuelle Entwicklung am Energiemarkt gewissen Anlass zur Hoffnung, denn die Preise hätten etwas nachgegeben.

Was tut die Stadtverwaltung?

Angesichts „explodierender Energiepreise“ sei die Stadtverwaltung keineswegs untätig geblieben, betonte OB Frank: „Wir pflegen einen regen Austausch mit den Gewerbevereinen.“

Daraus werde nun ein formaler Arbeitskreis mit Fokus auf die lokale Wirtschaft entwickelt, so Frank weiter. Hier sollen weiterführende Maßnahmen diskutiert und beschlossen werden. Groß seien nicht zuletzt die Sorgen, dass die Energiekrise das befürchtete Ausbluten der Innenstädte noch beschleunigen könnte, weil die Kaufkraft schwinde und die Geschäftsinhaber sich die Kosten nicht mehr leisten könnten.

Die Stadt versuche aber auch aktiv zu helfen, vor allem in dem die fällige Gewerbesteuer gestundet werde, falls Schwierigkeiten auftauchen, betonte Frank. Aber alle Unterstützung stoße irgendwann an Grenzen: „Als Kommune sind wir nicht in der Lage Hilfspakete zu schnüren.“

Kritik am städtischen Vorgehen gab es lediglich von Dieter Flügel (SPD): „Die Stadt hätte schon viel früher tätig werden können, dann wären wir beim Krisenmanagement jetzt ein ordentliches Stück weiter.“ Denn dass sich die Lage auf dem Energiemarkt zuspitze, habe sich bereits seit dem Frühjahr abgezeichnet.

Wie steht es um den beschlossenen Fünf-Punkte-Notfallplan zum Energiesparen?

„Es zeigt sich, dass wir bei unseren Gebäuden über sehr unterschiedliche Voraussetzungen verfügen“, bilanziert Frank. Es gebe Gebäude, bei denen der Energieverbrauch trotz aller Bemühungen kaum reduziert werden könne – das gelte vor allem für Schulen und Kitas. Hier könnten nicht einfach die Heizungen ausgeschaltet werden.

Generell seien Mitarbeiter gezielt sensibilisiert worden, die Hausmeister in allen Immobilien wurden angewiesen, die vorgesehenen Maßnahmen zu überwachen. Wo immer möglich würden die Temperaturen heruntergefahren.

Hier habe sich die Stadt mir den Gewerbevereinen in Waldshut und Tiengen auf ein einheitliches Vorgehen verständigt, sagt Frank. Ein kompletter Verzicht auf Lichterglanz ist demnach vom Tisch. Aber die Leuchtdauer wurde eingeschränkt.

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