Die Hoorige Mess, die jährlich am Fasnachtssamstag in die Tiengener Altstadt tausende Narren lockt, zählt zu den größten Fasnachtsveranstaltungen am ganzen Hochrhein. Ein Event von solchen Dimensionen zu stemmen ist nicht nur aus logistischer Sicht eine große Herausforderung. Auch die Sicherheit muss gewährleistet werden. Wer dabei alles im Boot ist und wie Abläufe funktionieren? Wir haben nachgefragt.

Die Veranstalter: Detaillierte Vorbereitung und transparente Zusammenarbeit

Markus Wesner und Nikola Kögel von der Aktionsgemeinschaft Tiengen freuen sich auf eine fröhliche und friedliche Hoorige Mess‘.
Markus Wesner und Nikola Kögel von der Aktionsgemeinschaft Tiengen freuen sich auf eine fröhliche und friedliche Hoorige Mess‘. | Bild: Ursula Freudig

„Wir erwarten wieder wie in den letzten Jahren eine volle Innenstadt mit mehreren tausend Besuchern über den Tag.“ So lautet die Prognose von Nicola Kögel, Geschäftsführerin der Aktionsgemeinschaft Tiengen, die die Veranstaltung gemeinsam mit ihren Mitstreitern alljährlich auf die Beine stellt.

Einen reibungslosen und sicheren Ablauf zu gewährleisten sei aber kein Selbstläufer, sondern es bedürfe eine „sehr gute und intensive Vorbereitung der Veranstaltung“, so Kögel auf Nachfrage unserer Zeitung. Viele Aspekte seien im Vorfeld immer etwas schwer vorherzusagen. Um so wichtiger sei die „sehr enge und offene Zusammenarbeit mit allen beteiligten Organisationen und Behörden.“ Dazu zählen Stadtverwaltung, Polizei, Feuerwehr und DRK aber auch Sicherheitskräfte.

Hinzu kommen sichernde Maßnahmen. Konkret gebe es eine flächendeckende Einlasskontrolle, bei der unter anderem mitgebrachte Glasflaschen oder allzu sperrige Kostümteile kontrolliert werden. Um unnötige Kontroll- und Wartezeiten zu vermeiden, empfehlen die Veranstalter, keine Getränke mitzubringen. Während der Veranstaltung gebe es konstante Streifengänge von Security und Ordnungsamt. Bei zu hohem Besucheraufkommen bestehe die Möglichkeit, Teile des Veranstaltungsbereichs zu sperren oder zu entzerren, so Kögel.

Stadtverwaltung: Höchst mögliche Sicherheit muss gewährleistet sein

Die Schaffung höchstmöglicher Sicherheit für Akteure und Besucher stehe immer im Fokus des Genehmigungsverfahrens für eine Veranstaltung. Daher müssten Veranstalter „eine beträchtliche Zahl von Gesetzen, Bestimmungen und Auflagen einhalten und erfüllen“, schildert der stellvertretende Ordnungsamtsleiter der Stadt Waldshut-Tiengen, Wolfang Bohinc. Dazu zählten unter anderem die Gewährleistung der Verkehrssicherungspflicht, sowie die Einrichtung einer Brand- und einer Sanitätswache.

Entsprechend viel Vorlauf brauchen selbst etablierte Veranstaltungen wie die Hoorige Mess. Seit Ende des vergangenen Jahres stehe die Stadt in engem Austausch mit den Veranstaltern. Das Ordnungsamt sei dabei Dreh- und Angelpunkt bei der Kommunikation zwischen allen Beteiligten, so Bohinc. Dieses habe mit einem ausgefeilten und stetig verbesserten Sicherheitskonzept allen Herausforderungen professionell begegnen können.

„Im Rahmen sämtlicher Fasnachtsveranstaltungen werden uniformierte Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes und Gemeindevollzugdienstes verstärkt im Einsatz sein“, kündigt er an. Neben dem Veranstaltungsschutz stünden die Mitarbeiter jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung.

Im Übrigen spiele neben der allgemeinen Sicherheit der Besucher auch der Jugendschutz eine zentrale Rolle. Das Augenmerk liege hier besonders auf Prävention und Aufklärung, in enger Abstimmung mit dem Kinder- und Jugendreferat der Stadt Waldshut-Tiengen, „um ein möglichst umfassendes und effektives Konzept zu installieren“, so Bohinc. Die Verantalter hätten dazu auch die Standbetreibern sensibilisiert.

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Polizei: Größe der Veranstaltung bedingt starken Personaleinsatz

„Die Polizei ist wie jedes Jahr mit starken Einsatzkräften im und um das Veranstaltungsgelände präsent“, schildert Polizeisprecher Mathias Albicker auf Nachfrage. Dies sei vor allem der Größe der Veranstaltung geschuldet.

Mathias Albicker, Pressesprecher der Polizei
Mathias Albicker, Pressesprecher der Polizei | Bild: Völk, Melanie

Basierend auf den Erfahrungen früherer Jahre müssten die Beamten vorwiegend schlichtend oder beruhigend bei Streitigkeiten mit berauschten oder aggressiven Besuchern eingreifen. „Bei Straftraten überwiegen die Körperverletzungsdelikte, die meist allerdings außerhalb des Veranstaltungsgeländes passierten“, so Albicker weiter. Vergangenes Jahr registrierte die Polizei neun Straftaten, davon vier Körperverletzungsdelikte), vier Platzverweise wurden erteilt und eine Person in Gewahrsam genommen.

Wichtig sei laut Polizei ein gewisses Maß an Vorsicht auf allen Seiten. Kein Ausschank an stark betrunkene Personen und Beachtung des Jugendschutzes seien wichtige Aspekte. Ebenso müssten stark angetrunkene oder gar hilflose Personen gegebenenfalls in sichere Hände übergeben werden.

Achtung: KO-Tropfen und Belästigung

Das gelte gerade auch, wenn der Verdacht von Verabreichung von K.O.-Tropfen gegeben sei, so Albicker. Das komme in der Regel sehr selten vor. Werden derartige Verdachtsfälle angezeigt, ‚wird dem sofort nachgegangen‘. Wichtig sei dabei aber die schnelle Sicherung von Beweisen und eine unverzügliche ärztliche Behandlung. Die Tropfen ließen sich nämlich im menschlichen Körper nur kurze Zeit nachweisen. „Beim Erkennen entsprechender Symptome sollte sofort das Sicherheitspersonal oder der Rettungsdienst verständigt werden“, rät Albicker.

Wie Wolfgang Bohinc und Nicola Kögel darstellen, liege das Augenmerk bei der Hoorige Mess besonders auf Prävention. „Durch Plakate an den Ständen, versuchen wir die Gäste auf die Thematik aufmerksam zu machen, da der einzige Schutz sein kann, sein Getränk nicht außer Acht zu lassen und keine fremden Getränke zu konsumieren“, so Kögel.

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Besteht der Verdacht, dass einem so etwas verabreicht wurde, sollten sich Betroffene an Standbetreiber oder Ordnungskräfte wenden, empfiehlt Bohinc: „Im Feuerwehrgerätehaus in Tiengen ist eigens eine Unfallhilfestelle eingerichtet, welche jederzeit als Anlaufstelle dient.“

Feuerwehr: Schnelligkeit ist wichtiger Faktor

Sollte sich ein Feuer, ein Verkehrsunfall oder ein anderes Unglück im Veranstaltungsbereich ereignen, sei es Ziel der Feuerwehr, die Dynamik wie auch das Schadensausmaß dadurch zu reduzieren, dass die Interventionszeit so kurz wie möglich gehalten werde, erklärt Stadtkommandant Peter Wolf.

Peter Wolf, Kommandant der Feuerwehr Waldshut-Tiengen
Peter Wolf, Kommandant der Feuerwehr Waldshut-Tiengen | Bild: Feuerwehr

Daher seien während der Veranstaltung im Feuerwehrgerätehaus in Tiengen eine vollständige Besatzung für ein Löschgruppenfahrzeug und eine Drehleiter sowie ein übergeordneter und erfahrener Zugführer im Dienst, insgesamt sind dies 15 Feuerwehrleute, so Wolf: „Diese Feuerwehrkräfte sind explizit für Einsätze im Zusammenhang oder im Bereich der Hoorigen Mess reserviert und rücken ohne Zeitverzug vom Feuerwehrgerätehaus aus.“ Bei Bedarf könnten weitere Kräfte nachalarmiert werden.

Dass die Feuerwehr wirklich eingreifen muss, kommt allerdings sehr selten vor. „Bisher gab es in den letzten 15 Jahren ein Brandereignis im Bereich der Altstadt während der Hoorigen Mess.“ Dieser noch kleine Brand sei von zufällig anwesenden Feuerwehrangehörigen gelöscht worden.

Aus eigener Wahrnehmung könne er vor allem festhalten, dass die Hoorige Mess „gemessen an der Anzahl der Besucher eine sehr freundliche und friedliche Veranstaltung ohne besondere Einsatzschwerpunkte“ sei, betont Wolf.

DRK mit 35 Leuten im Einsatz

Daniel Arndt, Kreisverbandsnotarzt Waldshut
Daniel Arndt, Kreisverbandsnotarzt Waldshut | Bild: unbekannt

Das sieht auch Daniel Arndt, Kreisverbandsarzt des Roten Kreuzes, genauso: „Gerade das vergangene Jahr war für den Rettungsdienst sehr entspannt.“ Insbesondere wirkten sich Aspekte wie das Flaschenverbot oder auch die gut ineinandergreifenden Mechanismen, die regelmäßigen Streifen und Einlasskontrollen positiv aus. Mit Schnittwunden oder auch KO-Tropfen bekommen es die Einsatzkräfte kaum noch zu tun. An der Tagesordnung stünden vorwiegend alkoholbedingte Vorkommnisse oder Stürze.

Das DRK sei mit 35 Leuten im Einsatz, so Arndt: „Von Personalstärke und Ausstattung sind wir auf alle denkbaren Eventualitäten vorbereitet und können bei jeder Form von medizinischem Notfall eingreifen.“

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