Es war doppelt zu erwarten gewesen. Noch nie hat ein Delinquent vor dem hochnotpeinlichen Malefiz-Narrengericht der Bürger- und Narrenzunft 1503 Tiengen Gnade gefunden.
Wie sollte dies gerade bei Peter Kaiser, dem ersten Angeklagten aus Waldshut, anders sein. Am Fasnachtssamstag tagte das Gericht beim Storchenturm. Es wurde wie immer ein sprachgewaltiges, humorvolles, vergnügliches Spektakel.

Als Mitglied mehrerer Waldshuter Vereine, als OB-Stellvertreter und Mitarbeiter der Sparkasse Hochrhein, hat Peter Kaiser laut Narrengericht schändliche Missetaten begangen.
„Seit 521 Jahren haben sich die Waldshuter erfolgreich unter dem Schirm des Düengemer Narrengerichts bewegt und dabei ihren moralischen Morast nach Düenge transportiert“, wetterte Narrenrichter Klaus-Dieter Ritz.

Ebenso leidenschaftlich war Ankläger Klaus Danner, als er auf Grundlage der Nachforschungen von Narrenbolisei Oliver Stanik, die Anklagepunkte verlas. Peter Kaiser wurden Unterwanderung der Waldshuter Vereine auf Kosten der Düengemer und Amtsmissbrauch vorgeworfen.
Als OB-Stellvertreter hätte er sich einen horrenden Obulus erschlichen und dafür gesorgt, dass kompetenten Düengemer Bürgern dieser Posten verwehrt geblieben wäre.
Der „Kaiser“ verteidigte sich mit so fundierter, gewitzter Rede, dass die ohnehin mehr als spärliche Unterstützung durch seinen Fürsprech Bernd Müller, gar nicht nötig gewesen wäre.
Aber dennoch blieb dem 2,03 Meter großen Delinquenten das Folterrad nicht erspart. Dies obwohl das Gericht sich gesorgt hatte, dass der „lange Lulatsch“, es aufgrund seiner Körpergröße beschädigen könnte.
Trösten darf sich der Verurteilte damit, dass viele an seiner Seite standen und dies auf Schildern unmissverständlich kundtaten.
Unter den Zuschauern waren auch Delegationen von Waldshuter Vereinen. Allen voran die Stadtmusik Waldshut, die bei der musikalischen Begleitung der Verhandlung durch die Stadtmusik Tiengen, sogar kurz mitmischte.

Freuen darf sich die letztjährige Delinquentin, Bürgermeisterin Petra Dorfmeister. Sie wurde nach getaner Buße wie immer „wortwörtlich“ zur Ritterin geschlagen.

Wenn Peter Kaiser sich vom Folterrad erholt hat, darf er sich auf weitere Strafeinlösungen einstellen:
Er muss die Mägen von Gericht und Henkern mit Speis und Trank füllen und beim kommenden Schwyzertags-Wunschkonzert der Stadtmusik Tiengen Thomas Dörflinger als Hilfsmoderator unterstützen.
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Dichtes Gedränge herrschte bereits am Vormittag am Bahnhof in Tiengen. Klar, denn heute steigt auch die Hoorige Mess‘.


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