Die schwierige Wetterlage der vergangenen Wochen hat auch beim derzeit größten Investitionsprojekt der Stadt Waldshut-Tiengen Tribut gezollt. So liegt der Erweiterungsbau der Grund- und Werkrealschule Gurtweil hinter dem Zeitplan. Die Fertigstellung des Rohbaus, die noch für dieses Jahr geplant war, verzögert sich. Der Begeisterung der Planer, Stadt und erst recht die künftigen Nutzer über das Vorhaben und seinen Nutzen tut das aber alles andere als Abbruch. Und: Trotz allem entwickelt sich auch die Kostenseite bislang positiv.
Wie läuft es auf der Baustelle?

Im Grunde lief alles reibungslos, bis er Regen das Bauprojekt auf den letzten Metern vor dem Richtfest ereilt hat. Der Aufbau des Dachs wurde vorerst verhindert, wie Oberbürgermeister Martin Gruner bei einem Ortstermin erklärte. Immerhin hätte der einzig niederschlagsfreie Tag im November genutzt werden können, um das Gebäude quasi wetterfest mit riesigen Plastikplanen zu verpacken.
„Die Holzkonstruktion ist qualitativ hochwertig und das Dach-Provisorium hält sehr gut“, schildert Besnik Istrefi, Projektleiter vom Hochbauamt der Stadt. Dennoch habe eine gewisse Durchfeuchtung im Zuge der wochenlang andauernden Niederschläge nicht verhindert werden können. Das Untergeschoss soll daher bald möglichst abgeteilt und beheizt werden. Die anderen Geschosse sollen folgen, sobald die Fenster eingebaut sind. Das werde voraussichtlich Mitte Januar der Fall sein, so Istrefi: „Der Bau muss einfach gut getrocknet sein, bevor wir mit dem Innenausbau fortfahren können.
All das werde sich zwangsläufig auf den Bauzeitenplan auswirken, der ohnehin sehr ambitioniert und straff gewesen sei: „Wir versuchen, die zeitlichen Verluste so gut wie möglich zu kompensieren. Wir werden aber das Gebäude nicht wie geplant bis Dezember 2024 übergeben können. Es wir sicher Anfang 2025.“ Details müssten jedoch noch mit den Beteiligten geklärt werden.
Wie sieht es mit der Kostenentwicklung aus?
Das Dachprovisorium schlage sich natürlich auch auf der Kostenseite nieder, wie Istrefi vorrechnete. Doch alles in allem entwickle sich das Projekt Stand jetzt sogar besser als veranschlagt: „Wir liegen aktuell bei Kosten von 10,48 Millionen Euro. 120.000 Euro konnten bisher gespart werden.“
Das habe vor allem mit „sehr guten“ Ergebnissen bei den Ausschreibungen der Gewerke zu tun. Überhaupt habe sich die frühzeitige Ausschreibung bewährt, wenngleich nicht in allen Gewerken Minderkosten erzielt werden konnten. Bislang wurden 85 Prozent der Aufträge vergeben. Im Januar werden laut Istrefi weitere folgen.
Wie beurteilen die Architekten das Vorhaben?

Es sei ihm darum gegangen, ein Projekt zu entwickeln, das zeitgemäß in der Optik sei, mit Blick auf die zukünftige Nutzung praxis- und kundenorientiert und dennoch auch ein Stückweit den Geist des Bestandsgebäudes aufgreife. So schildert Architekt Jürgen Moser seine Herangehensweise. „Das Schulgebäude mit seiner Wabenform hat vor 50 Jahren Maßstäbe gesetzt“, erklärte er. Auch er selbst habe sich im Studium damit befasst.
Durch eine horizontale Gliederung, durch die jede Etage eine eigene Optik erhalte, werde das Gebäude auf seine eigene Weise ein Hingucker. Gleichzeitig hätten sich aber auch Anforderungen verändert und es sei deshalb auch frühzeitig Bestandteil des Planungsprozesses gewesen, die späteren Nutzer mit einzubeziehen.
Wie bewertet die Schule den Bau?

Über die Chance, von Anfang an mitreden zu dürfen, zeigte sich Schulleiter Bernhard Zimmermann auch sehr dankbar: „Es ist klasse, wie wir hier von Beginn an mit einbezogen werden.“ Zumal es ein wegweisendes Projekt sei, das schon jetzt gesetzliche Anforderungen, die erst in einigen Jahren greifen, berücksichtige. Auch Konrektorin Nathalie Rindt sieht in dem Vorhaben eine „ideale Symbiose und Ergänzung des Bestandes.“
Allein was die Einrichtung einer Mensa anbelangt, die Möglichkeit, Räume mit wenigen Handgriffen abzutrennen oder zu vergrößern oder ganz generell Abhilfe für die Raumnot, etwa im Lehrerzimmer zu schaffen – die Potentiale des Gebäudes seien für die Schule riesig. Dazu sei der Bau natürlich barrierefrei und biete Möglichkeiten für Unterrichtsangebote im technischen Bereich, schwärmt Zimmermann: „Es wird für unsere Schüler ein richtiger Lebensraum.“
Auch aus energetischer Sicht werden die Weichen in Richtung Zukunft gestellt, wie Besnik Istrefi darstellt: „Das Gebäude wird zusammen mit der Gemeindehalle, dem Kindergarten und dem bestehenden Schulgebäude über die Nahwärmeanlage im Keller der Gemeindehalle mitversorgt.“ So werde auch eine Vorbildfunktion bei der CO2-Einsparung erfüllt.
Welche Erwartungen hat die Stadt?
Das Gebäude ist in jeder Hinsicht auf dem aktuellen Stand der Technik und erfülle auf Jahre hin die praktischen, inhaltlichen und optischen Anforderungen eines zeitgemäßen Schulgebäudes. Dessen sind sich OB Gruner und die Erste Beigeordnete Petra Dorfmeister sicher: „Es ist ein Bekenntnis für den Schulstandort Gurtweil und erfüllt zugleich eine wichtige Scharnierfunktion zwischen Waldshut und Tiengen.“
Dass noch dazu die Kooperation zwischen allen Beteiligten – den Planern, den beauftragten Firmen, der Projektsteuerung und den künftigen Nutzern als so konstruktiv und lösungsorientiert wahrgenommen wird – was kann sich ein Bauträger noch mehr wünschen?