Der Heimatabend des Schwyzertags, ausgerichtet von der Bürger- und Narrenzunft Tiengen, steht für gelebtes Brauchtum. Er bringt Menschen zusammen und verbindet unterhaltsam Vergangenes mit der Gegenwart. Dies zeigte sich auch am Samstagabend.

Einzig das Wetter ließ zu wünschen übrig: Plötzlich einsetzender Regen nach rund zwei Dritteln des Programms machte einen Umzug vom Schlossgarten in die Pfarrkirche nötig, wodurch leider ein Auftritt der Ballettschule Küssaberg nicht mehr möglich war.

Um 20 Uhr, mit dem Einmarsch der Zunft-Gruppen und der Klettgauer Heimattracht unter pfiffigen Klängen des Spielmannszugs, begann das Programm, das Klaus-Martin Dörflinger gekonnt moderierte.

Schöne Kulisse: Die mitwirkenden Gruppen – hier Bürgerwehr und Spielmannszug – marschieren zum Auftakt des Heimatabends in ...
Schöne Kulisse: Die mitwirkenden Gruppen – hier Bürgerwehr und Spielmannszug – marschieren zum Auftakt des Heimatabends in den stilvollen Tiengener Schlossgarten ein. | Bild: Ursula Freudig

Das Publikum erlebte eine militärische Exerzierübung der Bürgerwehr, anmutige Fahnenschwingerinnen und mal graziöse, mal schwungvolle Tanzschritte der historischen Trachtengruppe und der Klettgauer Heimattracht.

Gefeiert wurde auch die Stadtmusik Tiengen, die unter ihrem neuen Dirigenten Tobias Liedtke, überzeugend aufspielte. Die Festrede hielt Marion Gentges, baden-württembergische Ministerin für Justiz und Migration.

Gentges: „Trachten sind Ausdruck der Zugehörigkeit“

Sie nahm Bezug zu den zwei Jubiläen, die mit dem diesjährigen Schwyzertag verbunden sind: 175 Jahre Badische Revolution und 75 Jahre Bund Heimat und Volksleben. Gentges forderte dazu auf, wie schon die Menschen vor 175 Jahren, sich für Freiheit und Demokratie einzusetzen.

Dank für verdiente Ehrenamtliche: Nach über zehn Jahren gibt Christa Bader den Vorsitz des Schwyzertagkomitees ab. Von links: Ralf Kögel ...
Dank für verdiente Ehrenamtliche: Nach über zehn Jahren gibt Christa Bader den Vorsitz des Schwyzertagkomitees ab. Von links: Ralf Kögel (Vize-Zunftmeister), Jürgen Baumgartner (Bürgerwehr Tiengen), Tobias Fritz Zunftmeister und Philipp Frank (Oberbürgermeister). | Bild: Ursula Freudig

Trachten nannte sie Ausdruck von Zugehörigkeit und Heimat über die Zeit hinweg: „Sie schlagen die Brücke zwischen Generationen vor und nach uns.“ Ernstere Töne waren auch in der Ansprache von Zunftmeister Tobias Fritz zu hören. Er sieht die Gefahr, dass sich die Spuren von Tiengens Geschichte immer mehr auflösen, weil es hierfür Leute bräuchte, die von diesen Spuren erzählen und Leute, die zu hören.

Die Röcke fliegen: Die Klettgauer Heimattracht ist beim Heimatabend Stammgast und wie immer eine Augenweide.
Die Röcke fliegen: Die Klettgauer Heimattracht ist beim Heimatabend Stammgast und wie immer eine Augenweide. | Bild: Ursula Freudig

Wie auch Gentges, hob er hierfür die Bedeutung des Ehrenamtes hervor, das nach seinen Worten, vor zunehmend unlösbaren bürokratischen Strukturen stehen würde. Zwei Ehrenamtliche wurden beim Heimatabend besonders gewürdigt: Christa Bader, die über zehn Jahre Vorsitzende des Schwyzertagkomitees war und Hubert Baumgartner, der seit rund 70 Jahren als Mitglied der Klettgauer Heimattracht und langjähriger Sänger des Wächterrufs beim Schwyzertag mitwirkt.