In Sachen Erneuerung des südlichen Teils der Tiengener Innenstadt ist die Stadt nun einen großen Schritt weiter. In jüngster Sitzung legte sich der Gemeinderat mit großer Mehrheit bei je zwei Gegenstimmungen und Enthaltungen auf eine Vorzugsvariante für die weitere Planung fest.
Diese soll die Basis für die weitere Planung darstellen. Wie teuer die Variante ausfallen könnte, ist eine der vielen Fragen, die sich noch nicht beantworten lässt, wie Tiefbauamtsleiter Theo Merz dem Gremium darstellte. Die jetzt präsentierten Pläne seien „Idealvorstellungen“, die in den nächsten Monaten erst konkreter untersucht werden.
Entscheidung zwischen zwei Varianten
Konkret hatte der Gemeinderat die Wahl zwischen zwei Varianten für die Neugestaltung der Unteren Hauptstraße, Heckerstraße und Brühlgasse, die unterm Strich eines gemeinsam haben, wie Oberbürgermeister Philipp Frank in seiner Zusammenfassung festhielt: „Das Ergebnis wird so oder so eine Verbesserung im Vergleich zum jetzigen Zustand.“
Wie der beauftragte Stadtplaner Karl Haag darstellte, wurden auch in beiden Varianten die Herausforderungen und Anforderungen unserer Zeit berücksichtigt, die gerade in Gestalt des Klimawandels daherkommen. Klimaresilienz, gewissermaßen die „Abkehr von der steinernen Stadt“ hin zu mehr Grün, zu Beschattung in verschiedenen Formen und Nutzung von Wassermassen, wie sie durch Starkregenereignissen entstehen, sind diesbezüglich wichtige Aspekte, ebenso die Verwendung von hellen Werkstoffen für Straßenbeläge, um Hitzeentwicklung zu reduzieren.
Und natürlich steht über allem das Ziel: Steigerung der Aufenthaltsqualität, wobei auch die 5800 Fahrzeuge nicht außer Acht gelassen werden dürfen, die täglich die drei Straßen frequentieren, für die aber auch Abstellmöglichkeiten vorhanden bleiben sollen.
Offenere Variante erhält den Vorzug
Leicht machte sich der Gemeinderat die Entscheidung schon allein aufgrund der zu erwartenden Kosten nicht. Dennoch sprach sich der größte Teil des Gremiums letztlich für die wesentlich offenere und modernere Planvariante aus.
Diese sieht insbesondere die Aufhebung der klassischen Trennung zwischen Straße, Gehweg, Park- und Bewirtungsflächen vor. Stattdessen gebe es fließende Übergänge, was durchaus auch mehr und kreativere Gestaltungsmöglichkeiten biete, um Abgrenzungen sichtbar zu machen, wie Planer Haag darstellte. Insbesondere führe die Aufhebung klassischer Raum-Separierungen erfahrungsgemäß zu einer Erhöhung der Aufenthaltsqualität und dazu, dass Autofahrer von selbst langsamer unterwegs seien, was sich durch zusätzliche Verkehrsbeschränkungen noch steigern ließe.
Die gewählte Variante beinhaltet noch 17 Parkplätze statt der bisherigen 33. Dafür werden fast doppelt so viele Bäume als die bisherigen 20 die Straßen säumen. Durch eine in der Straßenmitte verlaufende Rinne soll Oberflächenwasser abgeführt werden.
Noch etliche Faktoren ungeklärt
So deutlich am Ende die Zustimmung für die Variante, so umfangreich waren die Rückfragen des Gemeinderats – vorwiegend auch zu Details, die erst in den nächsten Schritten des Planungsverfahrens genauer untersucht werden sollen.
Nathalie Rindt (CDU) zeigte sich zwar begeistert von den Plänen, gab aber auch zu bedenken, dass das an der Heckerstraße gelegene Klettgau-Carré bislang nicht berücksichtigt wird, und ebenso die Parkplatzproblematik nicht außer Acht gelassen werden dürfe. Indes sprach sie sich für einen „harmonischen Übergang zur Altstadt“ im Kreuzungsbereich der drei Straßen aus.
Claudia Linke (Grüne) hob die Vorteile durch die fast durchgängige Barrierefreiheit hervor, Harald Würtenberger (Freie Wähler) verwies auf das „Alleinstellungsmerkmal“, das Tiengen durch die offene Gestaltung erhalte.
Derweil erinnerte Claudia Hecht (SPD) an die schlechten Erfahrungen der Stadt mit Pflastersteinen im Wallgraben in Waldshut: „Aus Verkehrssicherheitsgründen ist bei 5800 Fahrzeugen am Tag sicherlich fraglich, ob die offene Variante wirklich ratsam ist.“
Nächste Schritte hin zu konkreter Planung
Diese und viele weitere Aspekte seien laut Theo Merz Gegenstand der folgenden Planungs- und Untersuchungsschritte, bei denen Fachbehörden und Versorgungsträger ebenso beteiligt werden wie Bürger und diejenigen, die am Ende die Pflege des Ganzen oder den Winterdienst gewährleisten müssten.
Insofern sei die jetzt erfolgte Auswahl laut Planer Karl Haag auch nur als Grundsatzentscheidung zu sehen. Die unterlegene Variante werde – gerade auch wenn es um die zu erwartenden Kosten gehe – weiterhin „im Hinterkopf“ behalten.