„Auf dem Dachboden wurden die Kräuter und Wurzeln getrocknet, in der Kräuterkammer zu Arzneien und Tees gemischt, bevor die Chemie die Vorherrschaft auf dem Pillenmarkt übernahm.“ So beschreibt Lieselotte Hoppe, die mit ihrem Mann Peter Hoppe einstmals die zum 1. Juli verkaufte Waldshuter Rats-Apotheke geführt hat, die Tätigkeit ihres Berufsstands in längst vergangenen Zeiten. Pillen, Salben und Elixiere wurden einer alten Aufzeichnung zufolge bereits im Jahr 1644 in dem Gebäude in der Kaiserstraße angefertigt, um Zipperlein, Leiden und Gebrechen der Kundschaft zu lindern oder zu beseitigen. Nach unserem Bericht über den Eigentümerwechsel der historischen Immobilie meldete sich der Neurologe und Psychologe Horst Boxler, der bis zu seinem Ruhestand auf März 2016 in der Kaiserstraße eine Praxis betrieben hat, mit einer interessanten Anmerkung.
Der Mediziner aus Weilheim-Bannholz, Mitglied des Geschichtsvereins Hochrhein und Chefredakteur des Schweizer Archivs für Heraldik, wies darauf hin, dass im Stadtarchiv ein noch älterer Beleg über mögliche pharmazeutische Aktivitäten in der Waldstadt existiert. Demzufolge war es im Jahr 1629, als einem Apotheker aus Kaiserstuhl bei Hohentengen (heute Schweiz, damals deutsche Reichsstadt) namens Hans Jakob Scheuble das Stadtrecht zugesprochen wurde (auch in einer Chronik der Rats-Apotheke ist dies erwähnt). Nicht bekannt ist allerdings, ob und an welchem Ort der besagte Neubürger in der Stadt seinem Geschäft nachgegangen ist. Was nicht weiter schlimm ist, denn man muss der Geschichte ja nicht jedes Geheimnis entreißen. Und ohnehin ist manchmal die Zukunft mindestens genauso spannend: Nach wie vor ist nicht bekannt, was aus der vorläufig geschlossenen ältesten Apotheke von Waldshut wird.