120 Meter thront der Vitibuck hoch über der Tiengener Altstadt. Jahrhundertelang nannten die Menschen im Tal ihren Hausberg einfach nur „den Berg“, wie der Autor Heinz Voellner in seinem Buch „Tiengen – Bilder einer alten Stadt“ schreibt. Doch wie wurde aus dem Berg der Vitibuck? Wir haben bei Stadtarchivar Ingo Donnhauser nachgefragt.

„Der Name geht zurück auf einen Einsiedler“, erklärt Donnhauser, der seit 2013 das Archiv der Großen Kreisstadt betreut. Ende des 17. Jahrhunderts baute sich Caspar Weissenberger aus Erzingen auf dem 458 Meter hohen Hügel eine Hütte, eine sogenannte Klause, in der er fortan als Eremit lebte.

Als Weissenberger im Jahr 1708 tot auf dem Berg aufgefunden worden war, übernahm der dem Franziskanerorden angehörende Veit Craiß auf Weisung des damaligen Bischofs von Konstanz die Einsiedelei.

Regelmäßig stieg er ins Tal hinab und versorgte die Kranken im Ort. „Er war bei den Tiengenern bekannt und beliebt als Bruder Vit“, berichtet Ingo Donnhauser. Bald wurde der Platz seiner Klause nach ihm „Vitebuck“ benannt. Der Name ist seit 1769 belegt. 1806 tauchte der Begriff „Vitibuck“ erstmals auf einer Karte auf.

Vitibuck wird Naherholungsgebiet

Veit Craiß starb 1768 im Alter von 84 Jahren im Kloster Rheinau, das ihn aufgenommen hatte. Auf ihn folgte noch ein dritter Tiengener Eremit, der Bruder Fidel Roder. Ingo Donnhauser zufolge ist das Einsiedlerleben in der damaligen Zeit beliebt gewesen. „Auch in Waldshut hat es solche Leute gegeben, die sich vom trubeligen Leben zurückzogen“, weiß der studierte Historiker.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Vitibuck zum Naherholungsgebiet. 1864 ließ die Stadt an einem der Aufstiegswege eine Quelle fassen und daraus das Osterbrünnele errichten. 1923 entstand das Ehrenkreuz, von dem aus seitdem am Schwyzertag Böllerschüsse über die Stadt hallen, wie Heinz Voellner in seiner Chronik schreibt.

1936 wurde auf dem Vitibuck ein 20 Meter hoher Aussichtsturm gebaut. 1975 brannte er ab, der Neubau des heimischen Architekten Willi Jockers wurde 1979 eingeweiht. Die überdachte Aussichtsplattform der 37 Meter hohen Holzkonstruktion ermöglicht je nach Wetterlage den Blick bis zur Alpenkette. In den 1950ern entstanden auf dem Vitibuck die ersten Häuser des Tiengener Neubaugebiets.

Dieser Artikel wurde erstmals am 18. August 2022 veröffentlicht.

Der Heimat auf der Spur

Die Namen von zahlreichen Plätzen, Orten, Gebäuden oder Sehenswürdigkeiten werden im Alltag wie selbstverständlich benutzt. Warum sie so heißen, wissen die wenigsten. In unserer Rubrik „Der Heimat auf der Spur“ erzählen wir die Geschichte hinter ihren Namen.

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