Die Nachfrage nach Wohnraum ist ungebrochen. Auch in Wehr, wo erst im vergangenen Jahr das Öflinger Baugebiet Breit II erschlossen wurde. Für die 36 Bauplätze gab es über 100 Bewerber. Dieser großen Nachfrage will die Stadt wehr Rechnung tragen und möglichst schnell ein neues Wohngebiet südlich des Enkendorfs ausweisen. Doch im Habiken wird es deutlich schwieriger, günstiges Bauland zu schaffen – und das nicht nur wegen der Anwohnerproteste.

Die Frage der Wirtschaftlichkeit

Die Wirtschaftlichkeitsberechnung der Erschließung stellte Norbert Isele vom Erschließungsträger KE dar: Für das Habiken sprechen demnach mehrere Faktoren: Zum einen sei die Innenentwicklung vergleichsweise flächenschonend und durch die Nähe zum Ort auch leicht zu bewerkstelligen.

In den Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern wurde diesen ein Angebot von 60 Euro pro Quadratmeter gemacht. „Das ist der höchste Preis, den wir jemals für Bauerwartungsland bezahlt haben“, sieht Bürgermeister Thater hier eine Grenze erreicht.

Bauland soll erschwinglich bleiben

In verschiedenen Planungsskizzen hat der Planer mögliche Varianten aufgezeigt. Eine zunächst angedachte Bebauung ausschließlich mit Einzel- und Doppelhäusern scheidet aus zweierlei Gründen aus: Zum einen werde die für die Genehmigung notwendige Bruttopdichte von mindestens 70 Personen pro Hektar Fläche nicht erreicht, zum zweiten müsse das Bauland dann zu einem Preis von über 300 Euro pro Quadratmeter verkauft werden und sei damit kaum noch als sozial verträglich zu bezeichnen. Zum Vergleich: Im jüngsten Baugebiet Breit II kostete ein Quadratmeter 205 Euro. Die Konsequenz: „Wir brauchen mehr Wohneinheiten, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen“, begründete Isele die dichtere Planung und die zusätzlichen Mehrfamilienhäuser, die 23 Einzel-, 22 Doppel-, vier Reihen- und fünf mehrgeschossige Mehrfamilienhäuser vorsieht. Doch auch hier liegt der kalkulierte Verkaufspreis bei über 260 Euro pro Quadratmeter.

Das könnte Sie auch interessieren

Das sagen die Gemeinderäte

Bernhard Stockmar (CDU) sieht für die Bebauung des Habiken keine Alternative, wenn die Stadt gegen den Wohnraummangel vorgehen wolle. „Der Bebauungsplan wird sicher kommen; die Frage ist, wie“. Stockmar betonte, dass es der Stadt nicht darum gehe, einen Gewinn zu erzielen.

Karin Gallmann (SPD) sprach sich ebenfalls für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum aus, lehnt „eine Blockbebauung an dieser Stelle“ aber ab. Auch die Erschließung des Gebiets über eine einzige Zugangsstraße bemängeln die Sozialdemokraten. „Da ist das Chaos vorprogrammiert“, so Gallmann.

Paul Erhart (CDU) wies dagegen darauf hin, dass auch größere Wehrer Wohngebiet wie der Meierhof oder das Hölzle nur durch eine einzige Straße erschlossen worden seien. Er warnte vor einer Durchgangsstraße, die für das künftige Wohngebiet noch mehr Verkehr bringe. Außerdem sei das Enkendorf kein Museum, sondern verändere sich.

Eugen Mulflur (FW) zeigte sich zufrieden mit dem Sachstand und sprach sich dafür aus, die Planung auf Grundlage der vorgelegten Entwürfe weiter voranzutreiben und ihnen nun Feinschliff zu gegen.

Claudia Arnold (Grüne) findet es ebenfalls „einleuchtend, dass wir nicht nur Einfamilienhäuser auf großen Grundstücken bauen“. Die Kritik der Anwohner könne sie nicht nachvollziehen. Was die Anwohner unter dem „dörflichen Charakter des Enkendorfs“ verstehen, erschließe sich ihr nicht. „Wir werden sicher keine Brunnen und Fachwerkhäuser bauen.“ Auch die von den Anwohnern beschworene Gefahr eines „Klein-Manhatten“ sieht sie nicht. Es sei ja noch nicht einmal über Gebäudehöhen gesprochen worden.

Mit einem Traktorenkorso machten sich die Bewohner des Enkendorfs am Dienstag auf den Weg zur Gemeinderatssitzung im Alten Schloss, um ...
Mit einem Traktorenkorso machten sich die Bewohner des Enkendorfs am Dienstag auf den Weg zur Gemeinderatssitzung im Alten Schloss, um gegen die Bebauungspläne im Habiken zu protestieren. | Bild: Obermeyer, Justus

Eine Lanze für die Bewohner des Enkendorfs brach Helmut Steinebrunner (CDU). Der älteste Wehrer Ortseil habe einen großen Stellenwert in der Region, deshalb sei es angebracht, in dem neunen Wohngebiet „auch etwas Einmaliges zu schaffen.“