Gut vier Monate nach dem Großbrand im Wehra-Areal haben die Abbrucharbeiten an der Brandruine begonnen. Kein einfaches Unterfangen, wie Wolfgang Eckert, Gründer und Seniorchef des Gewerbezentrums Wehra, erklärt: „Die alten Shed-Dächer sind alle miteinander verbunden. Die Stahlkonstruktion hat eine besondere Statik.“

Die beauftragte Fachfirma muss nun besondere Vorsicht walten lassen, wenn sie die ersten Teile des Dachs entfernt. In Handarbeit wird Segment für Segment gelöst und von den Nebenelementen getrennt. „Immer wieder wird die Statik überprüft“, erklärt Eckert. Denn wenn ein Shed-Dach-Segment vorzeitig herunterkrachen sollte, könnte es im schlimmsten Falle die gesamte Dachkonstruktion mit sich ziehen.

Eine solch ungewollter Domino-Effekte könnte auch die intakten Nachbargebäude in Mitleidenschaft ziehen. Also ist mühselige Handarbeit gefragt: Etwa acht Wochen sind veranschlagt, bis Dach und Mauern der etwa 2000 Quadratmeter großen Halle abgebrochen sind.

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Zuvor hatten sich noch Denkmalschützer eingeschaltet, um die die alte Fabrikhalle noch zu begutachten. Weil aber Gefahr im Verzug war und bei einem Sturm noch größerer Schaden drohte, gab die Behörde recht schnell grünes Licht für den Abbruch. „Die Brandreste wurden für die Denkmalschutzbehörde fotografisch genau dokumentiert“, so Eckert.

Stück für Stück wird das Dach der abgrebrannten Fabrikhalle in Handarbeit abgerissen.
Stück für Stück wird das Dach der abgrebrannten Fabrikhalle in Handarbeit abgerissen. | Bild: Justus Obermeyer

Dass die alte Fabrikhalle nicht repariert werden kann, war nach dem Brand Ende November schnell klar: Die Stahlkonstruktion hatte sich durch die Hitze verzogen, die langen Stahlträger verlängerten sich um mehrere Zentimeter und sprengten so ihre Verbindungen zum Mauerwerk. „Wir hatten gerade erst 80 000 Euro in das Dach investiert“, so Eckert.

Geld, das er von seiner Versicherung wohl nicht erstattet bekommt. Insgesamt habe sich die Versicherung aber bislang sehr kooperativ gezeigt. So konnten wichtige Versorgungseinrichtungen für das Areal bereits wiederhergestellt werden.

Arbeit der Feuerwehr wird gelobt

Auch einige der insgesamt neun betroffenen Firmen konnten ihre Arbeit zwischenzeitlich an anderer Stelle im Areal wieder aufnehmen. „Wir hatten glücklicherweise noch freie Flächen“. Großen Respekt zollt Wolfgang Eckert der Wehrer Feuerwehr: „Ihr ist es glücklicherweise gelungen, den Brand auf die eine Halle zu begrenzen.“

Aufgrund der zusammenhängenden Dachkonstruktion hätte das Feuer auch leicht auf angrenzenden Gebäudeteile übergreifen können. Dies hätte den Schaden wohl vervielfacht.

Was nun an die Stelle der zerstörten Halle kommt ist noch nicht klar. „Natürlich haben wir Ideen“, sagt Wolfgang Eckert. „Was wir am Ende bauen, da entscheiden letztlich auch die Behörden und Versicherungen mit“. Und natürlich sei es auch eine kaufmännische Frage. Klar ist lediglich, dass die Fläche wieder als Gewerbefläche in Vermietung gebracht werden soll.

Der Großbrand

Bei dem Großbrand im Gewerbezentrum Wehra in der Nacht zum 29. November 2019 war ein Millionenschaden entstanden. Weit über 100 Feuerwehrleute aus der Region waren über mehrere Stunden beschäftigt, bis das Feuer gelöscht war.

Als Brandursache konnten von den Brandsachverständigen die von einer Fremdfirma ausgeführten Schweißarbeiten auf dem Dach des ehemaligen Industriegebäudes ermittelt werden. Die staatsanwaltlichen Ermittlungen dauern derweil noch an.