Die neue Obdachlosenunterkunft in Wehr, ausgelegt für 30 Personen, wird auf dem Grundstück an der Ölfinger Straße nordöstlich der Tankstelle Kaiser gebaut. Dies hat der Gemeinderat am Dienstag einstimmig nach der Prüfung des kürzlich erworbenen Pharmalehrzentrums als mögliche Alternative beschlossen. Sowohl die geringeren Kosten für den Neubau als auch der als günstiger angesehene Standort gaben den Ausschlag für den Vorschlag der Stadtverwaltung.

Ursprünglicher Vorschlag setzt sich durch

Die Suche nach einem neuen Standort ist notwendig geworden, weil das bisher als Heim genutzte ehemalige Krankenhaus in der Georg-Kerner-Straße abgerissen werden soll. Auf dem Grundstück entsteht aktuell ein neuer Kindergarten. Die Stadtverwaltung hatte dafür bereits mehrere Standorte geprüft und das Gelände an der Öflinger Straße in der letzten Gemeinderatssitzung im September vorgestellt. Auf Anregung von Stadtrat Christoph Schmidt (FW) wurde nun vor der endgültigen Entscheidung noch das im September erworbene ehemalige Pharmalehrzentrum am westlichen Rand des Novartis-Areals als mögliche Alternative geprüft. Die Kosten für den Umbau des neu erworbenen Pharmalehrzentrums würden die eines Neubaus übersteigen, so das mit der Prüfung beauftragte Architektenbüro.

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Für die Sanierung des Bürogebäudes aus den 70er Jahren sei mit Gesamtkosten zwischen 3,5 und 4,2 Millionen Euro zu rechnen. Ein Neubau für etwa 30 Personen komme hingegen auf knapp zwei Millionen Euro, sagte Stadtbaumeister Helmut Wunderle. Bei der ursprünglich großzügigeren Planung mit 45 Plätzen rechnete die Stadtverwaltung mit Kosten von rund 2,6 Millionen Euro. Aktuell leben gut 20 obdachlose Personen in der Unterkunft.

Räumliche Trennung

Ein weiterer möglicher Standort neben der Gemeinschaftsunterkunft Egerten kam laut Bürgermeister Michael Thater ebenfalls nicht infrage. Auf Nachfrage von Stadtrat Walter Traichel (Rep) erklärte Thater, dass man eine räumliche Trennung wolle, um keinen sozialen Brennpunkt zu schaffen. Außerdem habe eine Nachfrage ergeben, dass das Landratsamt das Gelände nicht zur Verfügung stellen wolle. Zusammen mit der Standortentscheidung beauftragte der Gemeinderat das Architekturbüro Wenk und das Ingenieurbüro dwd aus Wehr. Möglicher Baubeginn könnte bereits im Frühjahr 2019 sein, die Fertigstellung soll dann Ende 2019 bis Anfang 2020 erfolgen.

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Was wird aus dem Pharmalehrzentrum?

Für 950 000 Euro angeschafft und stark sanierungsbedürftig – das leerstehende Gebäude mit einer Nutzfläche von gut 2100 Quadratmetern am Rand des Novartisgeländes lässt sich aktuell eher als Rohdiamant bezeichnen. Das zweigeschossige und unterkellerte Gebäude steht auf einem der von der Stadt gekauften Grundstücke von mit einer Fläche von 10 000 Quadratmetern und wurde vom Pharmakonzern Novartis als Schulungsgebäude genutzt. Das „typische Bürogebäude aus den 70er Jahren“, so nannte es Stadtbaumeister Helmut Wunderle, ist nicht an die öffentliche Versorgung angeschlossen und muss vollständig energetisch saniert werden. Ein großer Vorteil hingegen sei, das alle Innenwände problemlos entfernt werden können: „Die Innengestaltung ist damit vollkommen frei.“ Eine Nutzung als Wohngebäude sei aus Wunderles Sicht allerdings nicht geeignet. „Aber man könnte das Gebäude durchaus als Ärztehaus nutzen oder für ein Gewerbe mit Ausstellungsfläche“, so Wunderles Einschätzng. (jub)