Wehr – Mit einer Bebauungsplanänderung will die Stadt Wehr die Bebauung der großen Grünfläche neben dem früheren Wehrer Krankenhaus in der Georg-Kerner-Straße ermöglichen. Mit dem Offenlegungsbeschluss gab der Gemeinderat den Startschuss für das formelle Verfahren und diskutierte eine erste Planung, die sich in vielen Details vermutlich noch ändern wird. "Im Geschosswohnungsbau gibt es einen erheblichen Bedarf", gab Stadtplaner Till O. Fleischer den Charakter der geplanten Bebauung vor. Zwei Baufenster hat der Gemeinderat auf der Grünfläche östlich des alten Krankenhaus-Gebäudes nun festgelegt, in denen ein Investor jeweils zweigeschossige Häuser bauen soll. Christoph Schmidt (FW) regte an, sogar über einen dreigeschossigen Bau nachzudenken. "Wir wollen städtisch bauen", so Schmidt. Fleischer wies darauf hin, dass zu den drei Vollgeschossen noch ein zusätzliches Dachgeschoss hinzukäme – und dies sich nur schwer in die teilweise eingeschossige Umgebungsbebauung der Georg-Kerner-Straße einpasse.
Ebenfalls Teil der Bebauungsplanänderung ist das Kernareal des alten Krankenhauses, das seit den 90ern als Obdachlosen- und Asylunterkunft genutzt wird. Schon im Herbst 2015 hatte der Gemeinderat den Abriss des gesamten Ensembles beschlossen, weil eine Umnutzung mit erheblichen finanziellen Aufwand verbunden ist. Wie Bürgermeister Michael Thater Ende vergangenen Jahres im Gespräch mit unserer Zeitung verriet, will er an dieser Stelle mit Hilfe eines privaten Investors ein Familienzentrum errichten und im Erdgeschoss eine Kindertagesstätte bauen, der den sanierungsbedürftigen Kindergarten In der Au ersetzen soll.
Zumindest Teile des Gemeinderates sehen dies allerdings kritisch. Mit der Ausweisung als allgemeines Wohngebiet bleibt allerdings auch die Ansiedlung sozialer Einrichtungen möglich. Diese Entscheidung steht also noch aus, lediglich das Baufenster sowie die dreigeschossige Bauweise des Neubaus werden in dem Bebauungsplan geregelt.
Die Gemeinderäte begrüßten die Aktivierung der bislang ungenutzten Grünfläche für den Wohnungsbau. Diskussionen entspannten sich über die vorgesehene Zahl von zwei KfZ-Stellplätzen pro Wohneinheit. Vito Doria regte an, diese Zahl zu senken, um den öffentlichen Personen-Nahverkehr zu fördern. Bürgermeister Thater hält dies Forderung "vorbei an jeder Realität": "Unter 1,5 Stellplätzen geht bei uns gar nichts", so Thater.
Die Stadt Wehr reagiert mit der Bebauungsplanänderung auf den angespannten Wohnungsmarkt. "In nahezu jeder Gemeinderatssitzung des Jahres werden wir uns mit der Innenentwicklung beschäftigen", kündigte Bürgermeister Michael Thater an. Das Ziel sei es, innerstädtische Baulücken zu schließen, und Möglichkeiten für den Geschosswohnungsbau zu eröffnen – ohne dabei neue Baugebiete erschließen zu müssen. Perspektivisch will die Stadt im Umfeld des alten Krankenhauses noch mehr Wohnraum schaffen. Zwischen altem Krankenhaus und der derzeit ungenutzten Grünfläche wird deshalb schon jetzt eine Erschließungsstraße geplant, um in einem zweiten Schritt eine Bebauung des Geländes südlich der Bahnlinie zu ermöglichen. Diese Grundstücke befinden sich in privatem Besitz, mit den Eigentümern sei man aber in Kontakt, erklärte Bürgermeister Thater.