Als Rami Abbas von Syrien nach Deutschland kam, hatte er wenig und sprach kaum deutsch. Heute ist er ausgebildete Pflegefachkraft, sitz im Pavillon hinter der Wehrer Bürgerstiftung und erzählt von seinem Beruf in der Altenpflege. Abbas ist nicht nur ein mustergültiges Beispiel für gelungene Integration, seine Geschichte erzählt auch einen beruflichen Werdegang, den es nicht nur in Wehr öfter braucht. Denn der Fachkräftemangel in der Pflege ist kein neues Thema. Aber durch Corona hat sich die Diskussion verschärft. Umso erfreulicher ist es, dass die Wehrer Bürgerstiftung in diesem Jahr vier Absolventen und fünf neue Auszubildende vorweisen kann.
Die reformierte Lehre
Mit dem neuen Ausbildungsjahr, das am vergangenen Montag unter der Leitung der Ausbilderinnen Katja Hagemann und Kerstin Paeplow gestartet ist, beginnt für die Bürgerstiftung selbst eine neue Phase der Ausbildungsarbeit: Erstmals werden vier der fünf neuen Auszubildenden die sogenannte generalistische Ausbildung machen. „Das ist eine integrierte und besonders kompakte Ausbildung. Die kommenden drei Jahre werden eine Herausforderung, aber eine tolle Herausforderung“, sagt Paeplow über die reformierte Lehre, die die bisherigen Ausbildungszweige in der Kinderkrankenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie in der Altenpflege in einem zusammenfasst.
Ausbildung und Lehre machen eine der Säulen aus, auf der die Bürgerstiftung steht. „Wir wollen bestmöglich ausbilden. Unsere Azubis sollen als Absolventen vollwertige examinierte Hilfskräfte und Fachkräfte sein. Das ist unser Beitrag, mit dem wir dem Fachkräftemangel begegnen“, unterstreich Boris Blazevic, der Leiter der Bürgerstiftung Wehr.
Derzeit sind zehn Auszubildende in dem Pflegeheim in der Höfstraße beschäftigt. „Man lernt von den älteren Herrschaften und mit ihnen umzugehen. Aber es ist nicht immer nur ein Zuckerschlecken“, gibt Vivienne Riecker-Kössling, frische Pflegehelferin, offen zu. Trotzdem will sie bleiben. Sie gehört zum ersten Jahrgang der generalistischen Ausbildung.
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung sei, so Blazevic, die richtige Haltung – unabhängig von Faktoren wie Herkunft oder Alter. „Das Problem ist nicht die fehlende Quantität, sondern die Qualität. Manchmal ist es sogar besser, wenn man schon eine gewisse Reife mitbringt“, sagt Blazevic. Die Arbeit in der Altenpflege ist vielseitig, genauso wie der neue Ausbildungsjahrgang der Bürgerstiftung. Für die eine ist es der Wunschberuf nach der Schule, manche sind Quereinsteiger und wieder andere haben sich aus privater Erfahrung mit der Pflege für diesen Beruf entschieden. Was sie eint, ist der Wille in der Altenpflege zu arbeiten.