Mit einer umfangreichen Stellungnahme an die Stadträte und die Presse reagiert Bürgermeister Michael Thater auf die Vorwürfe eines ehemaligen Mitarbeiters der Wehrer Bürgerstiftung an den internen Abläufen in der Altenpflegeeinrichtung. Der Mitarbeiter war nach Darstellung Thaters seit Mitte Dezember 2020 als Pflegefachkraft angestellt. „Er hat seine Arbeit anfangs wohl ordentlich gemacht hat, leider hat sich aber dann schnell gezeigt, dass er mit vielen Aufgaben überfordert ist, weshalb die Bürgerstiftung ihn zum 30. April in der Probezeit wieder gekündigt hat. Möglicherweise führt diese Kündigung nun auch zu den Fehlbehauptungen des ehemaligen Mitarbeiters“, so Bürgermeister Thater. Tatsächlich hatte der Mitarbeiter seinerseits eine Kündigung bereits zum 15. April angekündigt. In einer langen Mail an die Wehrer Gemeinderäte, die auch dem SÜDKURIER vorliegt, äußert sich der Mitarbeiter nun äußerst kritisch über die Organisation und die internen Abläufe in der Bürgerstiftung.
Die Kritikpunkte sind überaus vielfältig: So bemängelt er beispielsweise, dass Bewohner der Bürgerstiftung nicht mit einem Corona-Schnelltest getestet worden seien, wenn sie zuvor zu Besuch bei Verwandten waren. Die Heimleitung widerspricht dieser Darstellung: Man habe sich stets an die geltende Corona-Verordnung gehalten, dementsprechend sei in diesem Fall keine Schnelltestung notwendig gewesen. Dem Mitarbeiter sei mitgeteilt worden, dass dieser Heimbewohner nicht mit einem Schnelltest getestet werden muss, weil er bereits mit einem aussagekräftigeren PCR-Test getestet worden sei, und man auf das Ergebnis warte. Dennoch habe der Mitarbeiter den Heimbewohner mit einem Schnelltest getestet. Die Heimleitung erhebt ihrerseits schwere Vorwürfe gegen den Mitarbeiter. In einem Fall habe der Mitarbeiter Besuche bei einem Bewohner zugelassen, obwohl ihm zuvor mehrfach mitgeteilt worden sei, dass der Heimbewohner zunächst bis zum PCR-Negativbefund isoliert werden müsse. Der Mitarbeiter habe „trotz einer tiefgründigen Einweisung in alle Covid-19 bedingten Arbeitsabläufe nicht verstanden, wann ein PoC-Antigenschnelltest oder PCR-Test zu machen ist. Selbst als wir ihn gebeten haben, einen Schnelltest zu machen oder nicht zu machen hat [der Mitarbeiter] sich ohne Rücksprache meistens anders verhalten“, so die Heimleitung.
Auch den Vorwurf, die Bürgerstiftung habe nicht genügend Fachpersonal eingestellt und verheize sein Personal, weist die Einrichtung zurück. „Wir übererfüllen seit eh und je die laut unserem Versorgungsvertrag geforderten Personalquoten.“ Während des Covid-19 Ausbruchs in der Einrichtung kam es allerdings zu einem Engpass: Beim Pflegepersonal habe es fast zeitgleich 20 Krankheitsausfälle gegeben. „Aus dieser Situation heraus waren wir gezwungen, für einen Block im Nachtdienst zwei Pflegehelfer einzusetzen.“ Seit Beginn der Coronakrise stehe die Heimleitung zudem unter ständiger Rufbereitschaft.
An die Gemeinderäte wendet sich der ehemalige Mitarbeiter nach eigenem Bekunden, weil „mir mitgeteilt wurde, dass Gespräche mit dem Bürgermeister keinen Erfolg haben und Änderungen bewirken.“ Für seine ehemaligen Kollegen hofft er nun auf Verbesserungen – und auf mehr Wertschätzung.