Zwei Meter hohe Bauzäune mit Schlössern sind an beiden Seiten der Wehra-Brücke in der Knebelhalde angebracht und versperren deren Durchgang. Kein Fußgänger, Fahrradfahrer oder Auto kann die Brücke aktuell passieren. Laut Stadtbauamt Wehr bleibe das vorerst auch so. Wegen „akuter Einsturzgefahr“ musste die Stadt die Brücke für den Durchgangsverkehr sperren. Grund dafür sei, dass ein zu schweres landwirtschaftliches Gefährt herübergefahren ist.

Die Brücke verbindet das Öflinger Wohngebiet Kreuzmatt mit dem Landschaftsschutzgebiet Dinkelberg. Aktuell dürfe keiner mehr über die fast 20 Meter lange und drei Meter breite Brücke gehen oder fahren. Für Fußgänger und Fahrzeuge ist die Brücke wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt. Auf telefonische Anfrage erklärt die Stadtbauamtsleiterin, dass die Brücke schon länger für den Verkehr gesperrt gewesen sei. „Und weil die Statik tatsächlich nicht mehr gewährleistet ist, wurde die Brücke nun auch für Fußgänger gesperrt. Das ist sehr ärgerlich“, so Ramona Meyer.
Tonnagenbeschränkung von drei Tonnen missachtet
Auf die Frage, wie es zu den Schäden gekommen sei, kann Meyer keine konkrete Auskunft geben. Darüber wisse die Stadt leider nichts. Der Verursacher sei nicht bekannt. „Vermutlich ist jemand mit schwerem landwirtschaftlichen Gerät herübergefahren, der die Tonnagenbeschränkung von drei Tonnen nicht beachtet beziehungsweise eingehalten hat“, sagt die Stadtbauamtsleiterin, „das schätzt auch der Statiker als Grund ein“.

Bei näherem Betrachten der Brücke fällt unter anderem auf, dass in der Blechverkleidung am Brückengeländer Risse und Dellen sind. An der Unterkonstruktion ist auf den ersten Blick nichts zu erkennen. Meyer bestätigt jedoch, dass die Träger an der Innenseite der Brücke kaputt und sogar teilweise verfault seien und Risse aufweisen. Diese Schäden kämen von der Belastung „durch einen Fehlgebrauch“. Die Brücke sei von der Traglast „nicht für so viel ausgelegt, weshalb es auch die Tonnagenbeschränkung gibt“, so Meyer. Das Gutachten des Sachverständigen liege der Stadt vor. Die Statik lasse derzeit keine Nutzung zu.

Höchsttraglast wurde missachtet
Drei Verkehrszeichen, mit weißer Innenfläche und roten Rand, rechts der Brücke geben zu erkennen, was erlaubt ist. Die Ansammlung an Verbotszeichen lässt vermuten, dass diese nach und nach angebracht wurden, da sie eine unterschiedliche Abnutzung durch Witterung aufweisen.
Zum einen gibt es das Schild, welches das Durchfahren für Pkw, Lkw und Motorräder in beide Richtungen verbietet, Fahrräder hingegen über die Brücke fahren können. Zudem hängt das Schild der Geschwindigkeitsbegrenzung von 10 Kilometer pro Stunde darüber. Und darunter befindet sich das Verbotsschild für Fahrzeuge mit einer tatsächlichen Last von über drei Tonnen. Trotz Schilder wurde das Durchfahrtsverbot missachtet. Dadurch kam es zu massiven Schäden an der Brücke und letztlich zur kompletten Sperrung. Nach Feststellung der Schäden wurde zu guter Letzt ein viertes „Durchfahrt verboten“-Schild an einen Schrankenzaun angebracht. Dieser steht zusätzlich vor einem Bauzaun.
Darüber muss im Gremium entschieden werden
Die Erneuerungsmaßnahme für die Brücke könne nicht mehr im Haushalt 2024 abgebildet werden, „weil es erst dieses Jahr passiert ist“, so Meyer. „Wir werden die Sanierungsmaßnahme für die Brücke in die nächsten Haushaltsberatungen für 2025 mitaufnehmen. Dann wird das im Gremium für nächstes Jahr vorgeschlagen, ob die Brücke wieder für Fahrzeuge zugelassen wird, oder, ob sie nur für Fußgänger und Fahrradfahrer nutzbar sein wird“, verrät Meyer. Sie betont, dass das alles eine Kostenfrage sei. Solange bleibe die Brücke leider vorerst gesperrt.

Der Dinkelbergweg ist nicht betroffen
Die Brücke liegt am 12,6 km langen Wanderweg um den Dinkelberg, in der Öflinger Kreuzmatt. Die Wanderroute ist durch die Sperrung nicht betroffen. Wer diese Runde wandert, muss nicht zwangsläufig die Brücke über die Wehra nutzen. Um jedoch zu einer öffentlichen Bushaltestelle zu kommen, ist die Überquerung praktisch. Ortskundige Wehrer, die ihren Sonntagsspaziergang dort entlang gehen, kennen Alternativen. Wanderer ohne elektronische Unterstützung kennen diese vielleicht nicht.
Wer übernimmt die Kosten?
Auf die Frage, wer die Kosten für die Sanierung trägt, antwortet Ramona Meyer: „Da der oder die Verursacher nicht bekannt sind, kann auch niemand dafür haftbar gemacht werden“, sagt Meyer. So müsse die Stadt die Kosten übernehmen. „Jetzt muss leider die Allgemeinheit warten.“ Erst nach den internen Beratungen könne man eine Kostenschätzung für die Sanierungsmaßnahmen der Brücke in der Knebelhalde abgeben. Vermutlich bleibt mindestens bis Frühjahr 2025 die Brücke gesperrt.