Herr Dr. Straub, bei der Planung eines kommunalen Ärztehauses gibt die Stadt ganz schön Gas. Wie ist Ihre Sicht auf die Entwicklung?

Günter Straub
Günter Straub | Bild: Photographer: Rainer Keser

Die Initiative für ein neues Ärztehaus ging von uns Ärzten aus. Der Boden war aber bereits geebnet durch frühere Überlegungen von Bürgermeister Michael Thater, ein solches Haus zu bauen. Im Januar 2020 erfuhren wir, dass die bisherige Vermieterin von der Immobilie trennen möchte. Wir wussten nicht, von welchem Eigentümer wir übernommen werden könnten. Es festigte damit unsere Absicht, zu gegebener Zeit umzuziehen. In Gesprächen mit den neuen Besitzern war allerdings schnell klar, dass sie an einer langfristigen Vermietung an uns sehr interessiert sind. Wir hatten keine Bedenken, dass man uns auf die Straße setzen könnte, da das für einen Vermieter auch nicht logisch wäre, auf stabile Mieteinnahmen zu verzichten. Insofern hat ein neues Ärztehaus aus unserer Sicht keine übertriebene Eile. Dennoch sollte zügig geplant und gebaut werden, damit wir die Vorteile des neuen Hauses möglichst früh und lange nutzen können.

Aber von einem modernen Ärztehaus ist das Gebäude im Bündtenfeld weit entfernt...

Die Praxis in der Bündtenfeldstraße hat sich historisch aus einem Zweifamilienhaus mit späterem Anbau entwickelt und hat dadurch ungünstige Raumzuschnitte. Mein Sprechzimmer hat sich aus einem Esszimmer entwickelt, Frau Dr. Eisenhauer hat sozusagen das Wohnzimmer, und Frau Dr. Gladewitz hat ein sehr kleines Sprechzimmer, wahrscheinlich ehemals ein Kinderzimmer. Das Labor ist sehr eng und erfordert viel Improvisation. Vor diesem Hintergrund mit vielen täglichen Kompromissen hätte ein Ärztehaus-Neubau mit sinnvoller Raumaufteilung über zwei Etagen einen großen Vorteil. Ob es kommunal oder privat von einem Investor getragen wird, ist eigentlich sekundär.

Welche Wünsche und Ansprüche haben Sie an ein neues Ärztehaus?

Es sollten Räumlichkeiten für mindestens fünf Ärzte geschaffen werden. Das neue Ärztehaus sollte an einem gut erreichbaren Standort mit ordentlichem „Umgebungsambiente“ liegen, mit ausreichend Parkplätzen. Das Gebäude selbst sollte einen praktischen Zuschnitt haben, der es ermöglicht, die Räume nach sinnvollem Zusammenhang zu ordnen. Wir haben da eine Wunschliste, die der Architekt versucht, soweit möglich umzusetzen. Ein Aufzug sollte vorhanden sein.

Hätte ein Neubau auch Vorteile für die Anwerbung von Ärzten?

Ein modernes, attraktives Ärztehaus erhöht die Chance, neue Ärzte zu gewinnen. Wir hatten bislang den Eindruck, dass manche Bewerber durch die Enge in der Bündtenfeldstraße abgeschreckt worden sind. Es mögen natürlich auch andere Gründe für die Absagen eine Rolle gespielt haben.

Das könnte Sie auch interessieren

Sehen Sie da eine Konkurrenz durch den Gesundheitscampus Bad Säckingen?

Für Wehr sehe ich keine Gefahr aus Säckingen. Der Campus scheint mir nicht der ganz große Renner für neue Ärzte-Akquise zu sein. Im wesentlichen scheinen nur die bereits vorhandenen Ärzte umzuziehen. Auch Säckingen hat ein Ärztenachbesetzungsproblem. Darüberhinaus liest man in der Zeitung von schwierigen Finanzierungsproblemen, die das Image nicht verbessern. Da kann auch ein Architekturwettbewerb nicht darüber hinwegtäuschen.

Das könnte Sie auch interessieren

Welcher der sechs Standortvorschläge ist Ihr Favorit?

Große Chancen haben das Areal des Obdachlosenheims in der Georg-Kerner Straße und das Brennet-Areal. Ein kleines Grundstück an der Waldstraße neben der Wehrabrücke halte ich für einen verdrückten Unsinn. Mein Favorit, der Platz des Novartis-Schulungszentrums war mal anfangs kurz im Gespräch. Nun heißt es von Seiten der Stadt, da das Grundstücke für Gewerbeansiedlungen besser geeignet wäre. Ich habe mein Möglichstes getan, um das Schulungsgebäude im Gespräch zu halten, leider erfolglos.

Das könnte Sie auch interessieren