Markus Manfred Jung, der alemannische Schriftsteller, der lange in Wehr wohnte und im letzten Jahr der erste Burgschreiber von Laufenburg war, ist bekannt für seine pointierten Mundart-Glossen. 83 dieser Zeitungskolumnen und Satiren hat er nun in dem neuen Prosaband „Wenn i e Rebschtock wär“ zusammengefasst.
Herrliche Wortspiele
Das mit Porträts alter Menschen aus dem Wiesental der Malerin Bettina Bohn illustrierte Büchlein mit originellen Kurzgeschichten aus dem alemannischen Sprachraum verrät, was dem 66-jährigen Autor aus Hohenegg die „Muttersprache“ bedeutet. Wer den Band aufmerksam durchblättert, stößt auf eine kleine Reminiszenz aus Jungs Burgschreiberzeit. Die Geschichte „Falschi Fründ“ spielt in seiner Laufenburger „Lieblingsbuchhandlung“ und handelt von einer amüsanten Sprachverwechslung, mit der Jung immer gern spielt, und der anderen Wortbedeutung zwischen Dialekt und Hochdeutsch: ein herrlicher Wortspaß, wie sich noch viele andere in dieser Sammlung finden, in der Jung immer recht lebensnah an der Alltagssituation ist.
Immer mit dabei: das Notizbuch
So sinniert er in dem Text „Länd-Art“ über eine „herre- un frauelosi Wöschmaschine ohni Aschluss“ mitten auf einer Weide und sieht das als Mahnmal für unseren gestörten Umgang mit der Umwelt. Eine von vielen Kurzgeschichten, die Jung von unterwegs registriert. Seit seinem Burgschreiber-Aufenthalt am Hochrhein weiß man, dass der Autor stets das Notizbuch dabei hat und aufmerksam und mit offenen Augen durchs Leben geht.

Alltagsbeobachtungen und Hommagen
Das in einzelne Rubriken, Gedanken- und Themenfelder gegliederte Buch mit Alltagsbeobachtungen des seit zwei Jahren pensionierten Gymnasiallehrers gibt Einblicke in die Schule und das Lehrersein. Es finden sich überdies Gedanken zur Heimat und zur eigenen Herkunft aus dem Alemannischen sowie Wissenswertes zu den jüngsten Hebelpreisträgern, eine Hommage an den humorvollen „Herz- und Hirnimensch“ Franz Hohler, den bekannten Schweizer Kabarettisten und Dichter, und nette Erinnerungen an den aus dem Wehrer Enkendorf stammenden „Engeli- und Hebelmoler“ Adolf Glattacker (“De Dölfi“).
Den mit seinem Hebelporträt berühmt gewordenen Künstler hat Jung als „knitzigen und witzigen Menschen“ in Erinnerung. Mit 88 Jahren hat Glattacker noch ein Porträt von Vater Gerhard Jung im Trachtenanzug gemalt und manche Sitzung im Hause Jung dafür gebraucht. Trotz seines „sonnigen Gemüts“ habe der Wehrer Maler ein ziemlich armseliges Künstlerleben führen müssen und ein Bild für ein Stückchen Wurst hergegeben.
Essay über den Stellenwert der „Muettersprooch“
Lesenswert sind nicht nur diese Glossen voller Humor, Ironie und tieferem Sinn, die über das Tagesaktuelle hinaus Haltbarkeit haben, sondern auch der angehängte Essay über den Stellenwert und den Stand der „Muettersprooch“ und Mundartliteratur heute.
Markus Manfred Jung ist auch im Originalton zu hören auf einer beigelegten CD, auf der er eigene Texte rezitiert. Durch den Sprachklang und die Vokalität des Alemannischen hat man einen noch direkteren Zugang als durch die Schriftart.