Es ist ein in Deutschland bislang einmaliges Projekt und noch dazu eines mit europaweiter Bedeutung, das am Rande der Kreismülldeponie Lachengraben entsteht und das nach gut zwei Jahren Bauzeit noch in diesem Jahr in Betrieb gehen soll. Gemeint ist die sogenannte Deodorierungsanlage, deren vier markante Adsorbertürme weithin für Aufmerksamkeit sorgen. Doch was hat es mit dem 50 Millionen Euro teuren Bauvorhaben genau auf sich? Wir haben nachgefragt.
Das Bauvorhaben ist ein Gemeinschaftsprojekt der Open Grid Europe GmbH (OGE) und der Fluxys TENP GmbH und entsteht an einer zentralen Stelle der Trans Europa Naturgas Pipeline (TENP). Denn gewissermaßen in Sichtweite zu dem Bauvorhaben, in Wallbach, befindet sich der Übergabepunkt ins Schweizer Gasnetz, wie Andreas Lehmann, Pressesprecher der OGE darstellt.
Pipeline bis an die niederländische Grenze
Die Pipeline selbst hat auf deutschem Boden eine Länge von gut 1000 Kilometern und reicht von Wallbach bis nach Bocholt an der deutsch-niederländischen Grenze. Hintergrund des ganzen Projektes ist die angestrebte Flexibilisierung der Gastransporte. Bislang erfolgen diese ausschließlich von Norden nach Süden, künftig sollen sie aber auch von Süden nach Norden möglich sein, heißt es seitens der OGE, die die Anlage am Lachengraben künftig auch betreiben wird.
Deren Funktion liegt in erster Linie darin, dass hier Geruchsstoffe entfernt werden, die im französischen Gashochdrucknetz verwendet werden, im deutschen Ferngasleitungsnetz aber wegen der technischen Anforderungen nicht eingesetzt werden. Entsprechend präpariertes Erdgas kann am Grenzübergangspunkt Wallbach in unterschiedlicher Konzentration ins TENP-Leitungssystem gelangen und muss somit gereinigt werden, bevor es weiter transportiert werden kann.
Was in der neuen Anlage passieren soll
Ebendies erfolgt in der Adsorber-Anlage am Lachengraben, so Lehmann: „Das Gas wird durch die Adsorber geleitet, die mit Feststoffkörpern gefüllt sind, die die Geruchsstoffe aus dem Gas an sich binden und so das Gas von den Geruchsstoffen befreien.“ Dabei handelt es sich im Übrigen um ein umweltfreundliches Verfahren, denn es entstehen während des Reinigungsprozesses keine Abfallstoffe, betont Lehmann: „Die zur Reinigung eingesetzten Feststoffkörper werden an einem anderen Ort gereinigt und anschließend wieder verwertet.“
Zwischenzeitlich sind die Arbeiten, die Ende 2018/Anfang 2019 nach einem umfangreichen Genehmigungsverfahren auf dem auf Schwörstädter Gemarkung befindlichen Standort begonnen haben, bereits weit fortgeschritten. „Die Inbetriebnahme ist noch für 2020 geplant. Einen genauen Termin gibt es noch nicht.“ An diesem durchaus straffen Zeitplan habe auch die Corona-Pandemie mit den damit verbundenen Einschränkungen nichts geändert, denn im Sinne des Mitarbeiterschutzes seien die vom Robert-Koch-Institut vorgegebenen Richtlinien auf der Baustelle strikt umgesetzt worden, erklärt Lehmann. Dadurch habe ein durchgängiger Baustellenbetrieb gewährleistet werden können.